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Die Managementphrasen des Jahres 2018 #Ambidextrie und #Agile

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat in ihrem Ressort Beruf und Chance kürzlich die Unworte des Jahres gekürt. Kriterien für die Auswahl. Sie sind angeberisch, verwaschen und breiten sich inflationär aus – vor allem in der Arbeitswelt. Worte, die man 2019 hoffentlich nicht mehr so häufig hört. Da bin ich allerdings skeptisch. Zu den Unworten zählen unter anderen Ambidextrie und Agile. Das kann ich nur unterschreiben. Winfried Felser würde sagen, dass das Begriffssäue sind, die man da im vergangenen Jahr inflationär durchs Dorf getrieben hat.

So erfährt die Ambidextrie einen wahren Boom in der Verwendung – und zwar nicht durch Menschen, die Beidhänder sind oder Beidhänder kennen, sondern durch Führungskräfte:

“Denn in der digitalisierten Arbeitswelt zieht die Ambidextrie angeblich in die Unternehmen ein. Manager müssen Betriebe führen, die in zwei Geschwindigkeiten agieren: Ein Teil ist klassisch-langsam-konservativ, der andere start-up-mäßig-schnell-digital. Ambidextrie ist also die Fähigkeit der Stunde für gute Führungskräfte. Manche Manager aber, so munkelt man, können mit Ambidextrie so gar nichts anfangen. Ob das an mangelnder Führungsfähigkeit liegt oder an mangelnden Altgriechischkenntnissen, ist allerdings nicht erforscht.”

Dann gehen wir über zur Agilität. Alles ja sei irgendwie agile.

“Ursprünglich als Vorgabe an die Softwareentwicklung gestartet, um dynamische Programme zu ersinnen, hat sich das eigentlich so biegsame ‘agile’ inzwischen erstaunlich zäh im Arbeitsleben eingenistet. In Teams soll ‘agile’ gedacht, gearbeitet und geführt werden. Fragen nach dem Sinn eines Projektes? Behäbig. Pläne? Zu starr und blockierend. So agile wie Götterspeise soll das Team also die Brücke erst überqueren, wenn sie daherkommt und bis dahin sich selbst dynamisieren. Die Führungskraft darf da, wo alles fließt, nur noch ‘supporten’, bloß nicht führen: Denn bei so viel Elastizität zieht jeder an jedem und in jede Richtung. Dabei würde der Blick auf ein weiteres Fachgebiet lohnen, das sich der Wendigkeit verschrieben hat. Im ‘Agility’ Hundesport kriechen Beagles oder Bordercollies durch Tunnel und hetzen über Hürden, während das Herrchen den Weg durch den Parcours weist. Entscheidend für den Erfolg ist dabei nur eine Kleinigkeit: das Leckerli.”

Irgendwie wird ja das agile Management zentralistisch verordnet. Das Ganze bekommt einen agilen Anstrich und die Führungskräfte machen so weiter, wie in der Vergangenheit. Gleiches gilt für flache Hierarchien, dezentrale Einheiten oder Kulturwandel. Häufig nur Camouflage.

Habt ihr weitere Unworte, die man 2019 nicht mehr hören will? Wie wäre es mit Disruption, digitaler Transformation und ganzheitlich? Sind die Klassiker der Phraseologie.

Vorschläge?

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

1 Kommentar zu "Die Managementphrasen des Jahres 2018 #Ambidextrie und #Agile"

  1. “Unterwegs” ist auch so ein Begriff, weiterhin “proaktiv”, “Hausnummer” und “Erwartungshaltung”. Ansonsten verweise ich auf diese Liste: https://alltaeglichesundausgedachtes.com/2017/12/21/floskelschaumkraut-16-fortschreibung-und-der-400-eintrag/

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