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Auch die E-Akte wird scheitern – Belegschaft des Staates als digitaler Aktenknecht

pile of folders
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pensive female worker choosing folder with documents in modern office
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Kann die E-Akte wirklich einen Schritt in Richtung Digitaler Staat leisten oder erleben wir hier wieder den alten IT-Flaschengeist, der Neues will, aber doch wieder nur Altes Denken mit digitalen Vorzeichen versieht? Letztlich wird die Belegschaft des öffentlichen Dienstes wieder zum Dasein als Aktenknecht degradiert.

„Ein Schreibtisch ist passiv, der Computer ist aktiv – er kann Dokumente selber beschriften, suchen und ordnen. Die Idee, dass wir jedem Dokument einen Namen geben sollen, ist schlicht lachhaft. Wenn Sie drei Hunde haben, ist das sinnvoll. Besitzen Sie aber 10.000 Schafe, ist es Irrsinn“, bemängelt der IT-Kenner David Gelernter. Informationen sollten zeitlich strukturiert werden und nicht mehr räumlich in Ordnern oder Umlaufmappen.

So korrespondiert die Anordnung der Information mit den Ereignissen des Lebens. „Unser erstes Dokument ist die elektronische Geburtsurkunde, und jedes Dokument, das hinzukommt, wird chronologisch bis zur Gegenwart eingeordnet. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um E-Mails, Fotos, MP3s oder den Entwurf eines Buchkapitels handelt“, erläutert Gelernter. Dateien müsse man dann nicht mehr mit Namen bezeichnen, da sie sich selbstständig nach Inhalten, Stichworten, Ort und Zeit vernetzen. Ordner werden überflüssig. 

Nur der Einsatz von digitalen Werkzeugen bringt keine Änderung:

„Viele der heutigen digitalen Systeme und Köpfe sind aus dem alten Geist sowie den alten Strukturen geboren. Die kann man morgen in die digitale Tonne treten“, kritisiert Netzökonomie-Kollege Winfried Felser.

Um vom E-Mail-Sortier-Management wegzukommen, muss also mehr passieren. Einen Ansatzpunkt sieht Stefan Pfeiffer beim Cognitive Computing. Hier könne man lernende elektronische Assistenten etablieren, die das Verhalten des Nutzers antizipieren und Dinge automatisch organisieren. Wichtig sei es vor allem, mir Informationen dann zur Verfügung zu stellen, wenn ich sie benötige. Nicht vorher, nicht nachher. Ichsagmal: Die E-Akte wird wieder ein weiterer digitaler Rohrkrepierer der öffentlichen Hand, der die Dinge nicht vereinfacht, sondern zu idiotischen Medienbrüchen führt.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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