Robotik, KI und Speedfactory – Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus? #YouBusinessTalk

YouBusinessTalk

In der Premierensendung von YouBusinessTalk (bitte kräftig mit Abos auf Youtube unterstützen) haben wir uns unterhalten, wie sich in vernetzen Unternehmen und in der Netzökonomie Arbeitsoplätze entwickeln werden. Dystopisch, utopisch, realpolitisch und immer mit Blick auf aktuelle Debatten, die etwa im Spiegel oder der Wirtschaftswoche geführt werden.

Auf Youtube und Facebook live übertragen - ein Doppel-Livestream
Auf Youtube und Facebook live übertragen – ein Doppel-Livestream

Wer an solchen Fachgesprächen interessiert ist – ohne aseptische Teleprompter-Powerpoint-Rhetorik – möge uns kontaktieren. David Brych und ich produzieren diese Reihe, die man sehr gut im Unternehmen, bei Messen, Konferenzen oder Workshops einsetzen kann.

Man hört, sieht und streamt sich 🙂 Dat gibt es übrigens jetzt auch als eBook.

Über Telearbeit und die dicken Gehaltsschecks bei Yahoo

Thema für Bloggercamp.tv
Thema für Bloggercamp.tv

Über Sinn und Unsinn der Entscheidung von Yahoo-Chefin Marissa Mayer, die eigenen Mitarbeiter vom Home Office wieder ins Büro des eigenen Unternehmens zurückzuholen, ist in den vergangenen Monaten heftig gestritten worden. Das Ganze mit einer Tabula rasa-Methode durchzusetzen, ist wohl nicht der richtige Weg:

“Mit Zwang erreicht man eher das Gegenteil. Es gibt sicherlich Mitarbeiter, die die Trennung von Privat- und Geschäftsleben schätzen. Es gibt aber auch Mitarbeiter, die Mischformen favorisieren und sicherlich wird es auch Angestellte bei Yahoo geben, die nur deshalb bei diesem Unternehmen sind, weil sie zu Hause arbeiten können. Die radikale Entscheidung von Mayer kann die Vertrauensbasis zerstören”, so der Personalexperte Maximilian Nobis vom IT-Beratungshaus Harvey Nash.

In einer Zeit mit Fachkräftemangel gehe das zu Lasten der Motivation und führt vielleicht sogar zu einer Abwanderung von Talenten.

Schlechter Stil

“Yahoo ist ein Technologiekonzern und lebt von guten Arbeitskräften. Der Belegschaft so eine Maßnahme per E-Mail mitzuteilen ist kein guter Stil. Es ist wohl der verzweifelte Versuch von Mayer, ihren angeschlagenen Konzern wachzurütteln”, betont Nobis.

Gary Swart von der Onlinejob-Börse oDesk geht nur von einer kurzfristigen Maßnahme aus. Sie müsse ein ganz anderes Problem lösen.

„Bei Yahoo gibt es viele, die einen dicken Gehaltsscheck erhalten und sich zu Hause einen lauen machen. Mrs. Mayer beordert jetzt alle zurück ins Büro, um herauszufinden, wer gut ist und wer nicht. In einem Jahr wird die Telearbeit bei Yahoo sicher wieder erlaubt sein. Um die besten Talente anzulocken und zu halten, muss ein Unternehmen flexibles Arbeiten ermöglichen. Sonst hat es keine Chance“, betont Swart im Interview mit der Zeit.

In der IT-Branche seien eher Mischformen gefragt, so Nobis. Er kenne bei den Firmenkunden von Harvey Nash keinen Fall, wo ausschließlich auf die Arbeit in den eigenen vier Wänden gesetzt wird. Es dominieren flexible Modelle.

Ob es Mayer gelingt, auf den Spuren ihres alten Arbeitgebers zu wandeln und eine ähnliche Campus-Kultur wie Google auf die Beine zu stellen, sei schwierig.

“Die Leute zurückzuholen, ist erst einmal mit hohen Investitionen verbunden. Grundsätzlich ist ein Home Office-Arbeitsplatz wesentlich günstiger. Und wenn man dann noch den Anspruch hat, ein Wohlfühl-Klima wie bei Google zu schaffen, dann muss man noch mehr ausgeben. Marissa Mayer wird mit dieser Aktion kein Geld sparen”, erläutert der Harvey Nash-Manager in München.

Google-Kultur bei Yahoo?

Um eine ähnliche Arbeitskultur wie beim Netz-Giganten Google zu entwickeln, braucht man nach Ansicht von Nobis einen langen Atem.

“Das wird Mayer nicht so schnell bewerkstelligen, schon gar nicht mit radikalen E-Mails. Auch Schwarz-Weiß-Denken führt hier nicht weiter. In der IT-Branche dominieren flexible Arbeitszeitmodelle. Und das ist sehr sinnvoll – etwa bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Reine Home Office-Arbeit wird sehr häufig abgelehnt, denn viele Ideen und Innovationen entstehen nicht in Meetings, sondern auf dem Flur im direkten Austausch mit Kolleginnen und Kollegen”, betont Nobis.

Eine Umkehr in der Technologiebranche nach dem Modell von Yahoo sieht er nicht. Es gebe verschiedenste Formen bei den Arbeitszeiten: Vertrauensarbeitszeit, Kernzeiten, Kombination von Präsenztagen im Büro und Möglichkeiten für das Arbeiten zu Hause. “Da hat sich eine Menge getan – auch bei den technologischen Möglichkeiten, an fast jedem Ort der Welt arbeiten zu können. Einen Rückfall in alte 9 to 5-Zeiten wird es nicht geben”, so das Resümee von Nobis. Eine Wende konnte Mayer als Vorstandschefin bislang nicht einleiten. Der Marktanteil von Yahoo am Suchmaschinenmarkt ist weiterhin rückläufig.

Wie sieht denn Euer Wunschmodell aus? Kommentare erwünscht. Wir könnten dazu sicherlich auch mal eine Hangout-Diskussionsrunde machen, oder? Wer daran interessiert ist, möge sich bei mir melden.

Arbeiten ohne Stechuhr – Das Ergebnis zählt und nicht die Nine-to-Five-Mentalität

Das Wort Flexibilität wird oft formelhaft wiederholt. Der klassische Nine-to-Five-Job passt nicht so recht in die schöne neue Arbeitswelt. Nach der Studie „Flexible Working 2007“ von Johnson Controls Global Work Place Solutions http://www.johnsoncontrol.com wird flexible Büroarbeit zur Norm. Mehr als 60 Prozent der 200 internationalen Studienteilnehmer arbeiten nämlich regelmäßig an verschiedenen Orten – im Büro, zu Hause oder unterwegs. Im Vergleich zum 2006, so die Autoren der Studie, verbrachten die Befragten in 2007 weniger Arbeitszeit im Unternehmen (18 Prozent), dafür mehr Zeit im Homeoffice (36 Prozent) sowie beim Kunden oder auf Reisen (46 Prozent).„Bisher stand für Arbeitnehmer vor allem freie Zeiteinteilung im Vordergrund. Die aktuelle Studie von Johnson Controls zeigt hingegen, dass die flexible Wahl des Arbeitsumfeldes zunehmend wichtiger wird“, kommentierte Paul Barlett, Vorsitzender des Office Productivity Network http://www.officeproductivity.co.uk, die Resultate der Befragung. Das Büro werde vorwiegend zum Ort der Interaktion, an dem sich Mitarbeiter austauschen und zusammenarbeiten. Es reiche nicht mehr aus, Mitarbeitern „nur“ einen Büroarbeitsplatz im Unternehmen bereitzustellen.

„Die technischen Voraussetzungen für räumlich und zeitlich flexibles Arbeiten sind durch die moderne Telekommunikation gegeben. Wer die besten Köpfe für sein Unternehmen gewinnen will, muss ihnen mehr bieten als nur eine angemessene Bezahlung. Dazu gehört auch ein möglichst flexibles Arbeitsumfeld. Zudem kommt dieses Modell berufstätigen Müttern und Vätern entgegen. Allerdings verhindert eine konservative, ja starre Kultur in manchen Unternehmen, dass Telearbeit oder Gleitzeitmodelle auch wirklich zum Einsatz kommen“, sagt der Personalexperte Marc Emde, Geschäftsführer der Kirch Personalberatung in Köln http://www.kirchconsult.de.

In einer globalisierten Arbeitswelt müssten sich auch die Arbeitszeiten internationalen Standards anpassen, so Emde. „In Europa klammern sich einige noch viel zu stark an die 35-Stunden-Woche oder den geregelten Arbeitstag von neun bis 17 Uhr. Das gehört der Vergangenheit an. In den Vereinigten Staaten geht man teilweise schon viel radikalere Wege“, weiß der Personalexperte. Er verweist auf den größten amerikanischen Elektronikhändler namens Best Buy http://www.bestbuy.com, den die Wochenzeitung Die Zeit http://www.zeit.de als das „Kaufhaus der Freiwilligen“ beschrieben hat. Dort gibt es weder vorgeschriebene Stundenzahlen für die Beschäftigten, noch Anwesenheitspflicht bei Besprechungen und auch keine Kernzeit. „Statt Stunden nachzuweisen, zählt nur das Ergebnis: erledigte Aufgaben, abgearbeitete Projekte“, schreibt Zeit-Autorin Heike Buchter.

„So ganz schlecht scheint das Unternehmen damit nicht zu fahren“, meint Emde. „Schließlich erwirtschaftete die Elektronikkette im dritten Geschäftsquartal 2007 einen satten Gewinn. Es ist ja auch ein Trugschluss, dass Arbeiten ohne Kernzeit und Stechuhr weniger produktiv oder leistungsbezogen sei. Ganz im Gegenteil: Die Führungskräfte haben in einem solchen System die Aufgabe, ihre Mitarbeiter anhand der tatsächlich geleisteten Arbeit zu beurteilen. Entscheidend ist die Produktivität, und nicht, ob von neun bis fünf die Schreibtischlampe brennt.“

Die Arbeitsmarktpolitik von Bundesregierung, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden hat nach Auffassung des Dienstleistungsexperten Michael Müller diese neue Lebenswirklichkeit noch nicht erfasst. „Vor allen Dingen der Einstieg in die digitale Ökonomie hat Menschen und Märkte verändert, Ansprüche an Produkte und Service individueller gemacht. In einer von so genannten E-Lancern beherrschten Ökonomie wandelt sich die Rolle des Wirtschaftsmanagers, der nichts mehr gemeinsam hat mit dem Industriekapitän vergangener Tage. An die Stelle eines Unternehmens industrieller Prägung tritt ein Netz von freischaffenden und weitgehend selbstbestimmten Arbeitskräften, die über die gesamte Welt verstreut und auf elektronischem Wege verbunden zusammenarbeiten können“, meint Müller Geschäftsführer des IT-Dienstleisters a&o http://www.aogroup.de. Und hier werde nach Leistung bezahlt und nicht nach Löhnen und Arbeitszeiten, die Tarifkartelle am Grünen Tisch festlegen.