Sachverständigenrat: Man kennt den Gewerkschaftskandidaten nicht, kritisiert ihn aber dennoch @dgb_news @SVR_Wirtschaft @Isabel_Schnabel @Truger2 @BachmannRudi

Thema für die Next Economy Open im November

Achim Truger, Volkswirtschaftsprofessor an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR), soll im kommenden Frühjahr in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung einziehen.

„Die Gewerkschaften, die genau wie die Arbeitgeber jeweils einen der fünf ‚Wirtschaftsweisen‘ nominieren können, haben sich auf die Personalie verständigt“, berichtet die FAZ.

Und prompt ertönen kritische Stimmen. So ist Truger ein Kritiker der Austeritätspolitik, er argumentiert in Forschungsarbeiten und Debattenbeiträgen gegen die Schuldenbremse – was für eine schlimme Haltung.

Professor Justus Haucap, den ich eigentlich sehr schätze, wertet den Kandidaten der Gewerkschaften als wissenschaftliches Leichtgewicht, der kaum auf Augenhöhe mit den anderen vier Mitgliedern diskutieren kann. Im Grunde gestehe sich der Deutsche Gewerkschaftsbund damit ein, dass es für gewerkschaftsnahe Positionen keinen Rückhalt durch irgendeinen wissenschaftlich halbwegs ausgewiesenen Ökonomen gibt, behauptet Haucap im Gespräch mit der FAZ.  Er verglich die Nominierung Trugers, der es im aktuellen Ökonomenranking  der FAZ nicht unter die ersten hundert geschafft hat, damit, dass der Fußball-Bundestrainer den Kapitän des zweitklassigen MSV Duisburg in die Nationalmannschaft berufe. Na ja. Eine nicht so gelungene Metapher. Zudem könnten wir uns ja mal über die Aussagekraft der Ökonomen-Tabelle der FAZ auslassen.

Nach Ansicht von Isabel Schnabel, Mitglied im Sachverständigenrat, sei die wissenschaftliche Qualifikation für die Berufung entscheidend. Veröffentlichungen in angesehenen internationalen Fachzeitschriften könnten diese Qualifikation am besten belegen. Ist das wirklich so, Frau Schnabel? Wie die Auswahl dieser so genannten Top-Journals abläuft, sollte zumindest kritisch hinterfragt werden. Das Zählen solcher Zeitschriften und die damit verbundenen Zitationsfaktoren führen zu einer merkwürdigen Kandidaten-Monotonie bei Berufungsverfahren. Vielleicht sollte dieses Phänomen stärker Gegenstand von Debatten sein.

Was Rudi Bachmann schreibt, ist zumindest pharisäerhaft. Er kennt Truger nicht, kommt dann aber zu einem klaren Urteil. Sehr unwissenschaftlich, diese Methode, Herr Bachmann.

Generell sollte man sich erst einmal intensiver mit der Arbeit von Truger auseinandersetzen und dann konkret benennen, was man an seinem wissenschaftlichen Wirken kritisiert.

Das Herunterputzen des Gewerkschaftskandidaten hat jedenfalls ein Geschmäckle. 

Siehe auch: Gewerkschaften nominieren Achim Truger als Bofinger-Nachfolger

Update:

Rudi Bachmann meint, ich würde etwas hinschmieren. Darüber werde ich mich jetzt nicht aufregen. Er kennt Truger nicht, hält aber andere Kandidaten für besser. Das ist unlogisch.

Und nun hat mich Herr Bachmann blockiert.

Aber unser Interview bleibt 🙂

Und auch das bleibt:

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