Achim Truger, Volkswirtschaftsprofessor an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR), soll im kommenden Frühjahr in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung einziehen.
„Die Gewerkschaften, die genau wie die Arbeitgeber jeweils einen der fünf ‚Wirtschaftsweisen‘ nominieren können, haben sich auf die Personalie verständigt“, berichtet die FAZ.
Und prompt ertönen kritische Stimmen. So ist Truger ein Kritiker der Austeritätspolitik, er argumentiert in Forschungsarbeiten und Debattenbeiträgen gegen die Schuldenbremse – was für eine schlimme Haltung.
Professor Justus Haucap, den ich eigentlich sehr schätze, wertet den Kandidaten der Gewerkschaften als wissenschaftliches Leichtgewicht, der kaum auf Augenhöhe mit den anderen vier Mitgliedern diskutieren kann. Im Grunde gestehe sich der Deutsche Gewerkschaftsbund damit ein, dass es für gewerkschaftsnahe Positionen keinen Rückhalt durch irgendeinen wissenschaftlich halbwegs ausgewiesenen Ökonomen gibt, behauptet Haucap im Gespräch mit der FAZ. Er verglich die Nominierung Trugers, der es im aktuellen Ökonomenranking der FAZ nicht unter die ersten hundert geschafft hat, damit, dass der Fußball-Bundestrainer den Kapitän des zweitklassigen MSV Duisburg in die Nationalmannschaft berufe. Na ja. Eine nicht so gelungene Metapher. Zudem könnten wir uns ja mal über die Aussagekraft der Ökonomen-Tabelle der FAZ auslassen.
Nach Ansicht von Isabel Schnabel, Mitglied im Sachverständigenrat, sei die wissenschaftliche Qualifikation für die Berufung entscheidend. Veröffentlichungen in angesehenen internationalen Fachzeitschriften könnten diese Qualifikation am besten belegen. Ist das wirklich so, Frau Schnabel? Wie die Auswahl dieser so genannten Top-Journals abläuft, sollte zumindest kritisch hinterfragt werden. Das Zählen solcher Zeitschriften und die damit verbundenen Zitationsfaktoren führen zu einer merkwürdigen Kandidaten-Monotonie bei Berufungsverfahren. Vielleicht sollte dieses Phänomen stärker Gegenstand von Debatten sein.
Was Rudi Bachmann schreibt, ist zumindest pharisäerhaft. Er kennt Truger nicht, kommt dann aber zu einem klaren Urteil. Sehr unwissenschaftlich, diese Methode, Herr Bachmann.
Generell sollte man sich erst einmal intensiver mit der Arbeit von Truger auseinandersetzen und dann konkret benennen, was man an seinem wissenschaftlichen Wirken kritisiert.
Das Herunterputzen des Gewerkschaftskandidaten hat jedenfalls ein Geschmäckle.
Siehe auch: Gewerkschaften nominieren Achim Truger als Bofinger-Nachfolger
Update:
Rudi Bachmann meint, ich würde etwas hinschmieren. Darüber werde ich mich jetzt nicht aufregen. Er kennt Truger nicht, hält aber andere Kandidaten für besser. Das ist unlogisch.
Nur komisch, dass ich auch ein Austeritaetskritiker bin. Vllt mal alle (meine) Tweets zum Thema lesen statt verkuerzt und unehrlich was hinzuschmieren.
— Rudi Bachmann (@BachmannRudi) October 1, 2018
Ich urteile ueber ihn in einer Weise, die voellig legitim ist, naemlich relativ (dazu hatte ich genug Informationen): es gab deutlich bessere Kandidaten. Das ist ein Unterschied – ich fordere Sie auf, das zu aendern.
— Rudi Bachmann (@BachmannRudi) October 1, 2018
Der Kontext meiner Kritik ist klar. Ich halte das für pharisäerhaft. Sie schreiben klar, dass Sie den Kandidaten nicht kennen. Insofern erledigt sich besser oder schlechter. Unlogisch.
— gsohn (@gsohn) October 1, 2018
Und nun hat mich Herr Bachmann blockiert.
Aber unser Interview bleibt 🙂
Und auch das bleibt:
Wie Merkel die VWL-Pseudorechnungen weglächelt: Mainstream-Ökonomen und Politik
Weitere Reaktionen:Es ist äußerst schade, wenn führende Wissenschafler/innen im @SVR_Wirtschaft und in der erweiterten ökonomischen Community nicht mehr den Mut haben, auf die Kraft des besseren Argumentes zu setzen, sondern sich hinter Reputations-Firewalls meinen verstecken zu müssen. https://t.co/B4EbL9XkMK
— Uwe Schneidewind (@UweSchneidewind) October 1, 2018
Kommt gerade ganz rechtzeitig zu den #SVR Stänkereien von @Isabel_Schnabel @haucap @BachmannRudi et al über Achim @Truger2 "Publishing and Promotion in Economics: The Tyranny of the Top Five" @KeineWunder @gsohn @EconomicEthics https://t.co/KOOUpJrHbc
— Politbüro 🇦🇹, Generalsekretariat #Favoriten 📯 (@StephanEwald) October 1, 2018
Mach dir nix draus. Der Rudi blockiert alle, die es wagen 2x zu widersprechen. 1x darf man aber beim zweiten Mal muss man dann Halleluja & Amen sagen. 🤪
— Politbüro 🇦🇹, Generalsekretariat #Favoriten 📯 (@StephanEwald) October 1, 2018