Es gibt sie noch, die guten Dinge: Aber nicht nur bei Manufactum – Der Kulttraktor Porsche-Diesel 419 im Maßstab 1:25

DSC_0002An dieser Stelle schreibe ich mal nicht über die digitale Welt. Es gibt ja auch Schönheiten der realen Welt, mit denen man sich beschäftigen kann. Als großer Junge beispielsweise mit Spielzeug aus der guten alten Zeit von Stanze und Presswerk. So bietet der Winterbrief des Handelsunternehmens „Manufactum“ eine wahres Meisterstück der Blechspielzeug-Fabrikation an: den Porsche Diesel-Master 419. Die Motorhaube des Traktors erinnert an die Stirn eines Pottwals. Das Original wurde ab 1961 gebaut und markiert den Schlusspunkt der Traktoren-Produktion von Porsche – die Herstellung der roten Kraftmaschine wurde 1963 eingestellt.

Jetzt zitiere ich mal aus dem Winterbrief, wo das Miniaturmodell zurecht angepriesen wird: „Stahlblech lackiert, Gummiräder. Mit Federwerkgetriebe (3 Vorwärtsgänge, Leerlauf und Rückwärtsgang – funktioniert übrigens alles perfekt, Anmerkung von mir) mit Vierkantschlüsselaufzug und Handbremse. Maßstab 1:25. Kovap in Tschechien montiert für uns wieder Stahlfelgen“. Bei dieser Bemerkung komme ich ins Grübeln. Ich habe das gute Stück vor zwei Jahren in gleicher Ausstattung über das Internet beim Blechspielzeugladen erworben. Der Inhaber hegt und pflegt seine Angebotspalette mit Spielzeugmodellen, die man im normalen Kaufhaus nicht erwerben kann. Also liebe Freunde von Manufactum, schmückt Euch nicht mit fremden Federn oder erweckt den Eindruck von Exklusivität.

Auslöser für meinen Kauf war übrigens ein exzellenter Artikel des FAZ-Redakteurs Peter Thomas, erschienen in der Rubrik „Technik und Motor“. Nur dort kann man solch feine Geschichten lesen. Die Abhandlung trägt den Titel „Schönheiten aus Stanze und Presswerk -Die Kunst der Abstraktion und die Gestaltung von Blechspielzeug“. Zitat: „Gang rein, ein letzter Blick auf die schwere Scheibenegge am Heck, und los geht die bollernde Fahrt des Lanz Bulldog 4016. In Sichtweite zieht ein Fendt F20 Dieselross ratternde Rollen über Land. Und der Porsche Master grinst satt über die unbändige Kraft unter seiner blutrot lackierten Motorhaube. Das alles geschieht im wohnzimmertauglichen Maßstab 1:25 und mit rasselnden Uhrwerksmotoren. Lanz, Fendt, Porsche, Eicher, Hanomag und Deutz: Traktoren dieser und anderer Marken waren die Hauptfiguren ländlicher Motorisierung in Deutschland. Der tschechische Hersteller Kovap ist verantwortlich für die Auferstehung dieser Leuchttürme agrarischer Techniktradition aus 0,3 Millimeter starkem Weißblech, im Schlitz-Zunge-System miteinander verbunden. Die einzelnen Teile der Karosserie werden nach bewährter Manier aus dem bedruckten Blech gestanzt, tiefgezogen und geprägt. Das Verfahren verlangt Feingefühl und Abstraktionsvermögen bei der Umsetzung des Vorbildes im Modell. So müssen zum Beispiel viele feine Details, die Gussmodelle einfach räumlich abbilden, als zweidimensionales Motiv gezeichnet werden. Doch gerade diese vermeintliche Beschränkung sorgt für Authentizität und mechanische Attraktivität: Das Blech passt hervorragend zum Ackerdiesel-Stallgeruch der alten Schlepper, steht aber auch Roadstern, Limousinen und Lastwagen gut. Im 19. Jahrhundert begann das Zeitalter des Blechspielzeugs. Die technische Faszination dieser Spielsachen resultierte zunächst aus ihrem Material und der Herstellung: Erstmals wurden Kinderspielzeuge aus dem Industriematerial Weißblech (verzinntes Eisenblech) mit industriellen Methoden hergestellt. Aber Technik war auch das beherrschende Thema dieser Spielwelt: Dampfmaschinen mit den von ihnen angetriebenen Werkzeugen, Fahrzeuge aller Art und Nutzbauten vom Bahnhof bis zur Brücke gehörten zu den bevorzugten Sujets der Blechspielwaren. Aus Deutschland kamen international renommierte Blechspielzeug-Hersteller wie Schuco, Märklin und Kellermann. Von ihnen hat heute nur noch Schuco eine kleine, kostbare Auswahl an Blechspielzeug im Programm“, so Thomas und er schreibt weiter:

„Kovap nimmt mit seinem breiten Angebot an Blechspielwaren (neben den Traktoren gibt es auch Autos, Baumaschinen und andere Spielzeuge) heute eine Ausnahmerolle in der Spielwarenindustrie ein. ‚In Europa sind wir mit dieser Modellvielfalt und der Qualität einmalig’, sagt Jürgen Andres stolz. Für die Qualität sorgt bei Kovap eine durchgehende Produktionskette vom Entwurf über den Werkzeugbau bis zur Produktion. Auf Details legen die Feinschmiede viel Wert. So werden die Kotflügel der Traktoren pulverbeschichtet statt bedruckt: Das war Voraussetzung für die CE-Kennzeichnung als Kinderspielzeug. Die meisten Modelle werden zwar von erwachsenen Sammlern und Technikfans gekauft, aber das Blechspielzeug soll sich auch unter den harten Testbedingungen des Kinderzimmers bewähren“. Besser kann man das nicht formulieren.

01002150100050Wer sich einen Überblick über die gesamte Vielfalt des Angebots von Kovap verschaffen will, sollte auf die Website des Blechspielzeugladens gehen.

BatmobilWo wir schon beim Blechspielzeug sind. Ich bin auf der Suche nach dem Batmobil von Corgi von 1966. Meine Mutter hatte es leider über den Jordan geworfen. Mit knapp 50 ist es an der Zeit, seine Kindheitserlebnisse wieder zu rekonstruieren.

Vielleicht könnte ja jemand so schlau wie Kovap sein und das Batmobil aus den 1960er wieder originalgetreu produzieren. Aber eben nicht als Plastikmüll!