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#NewWork oder: Macht gibt nicht auf, sondern nutzt jede Chance zur Camouflage @ChristophKappes

Der Hinweis von Christoph Kappes ist wichtig.

Es gibt sicherlich gute Beispiele für bessere Arbeitswelten. Es gibt aber immer auch noch sehr dominant alte Logiken, alte Netzwerk-Eliten und das übliche Gefasel von Management-Moden.

Der Faktor Macht wird dabei selten thematisiert. Dabei ist das ein entscheidender Punkt, den auch die Architekten der Sozialen Marktwirtschaft in der so genannten Freiburger Schule ganz oben auf ihre Agenda gesetzt haben:

Die Frage privater Macht in einer freien Gesellschaft.

Und es ging den Freiburgern ganz klar um eine Einhegung in einer politischen und rechtlichen Ordnung fernab von irgendwelchen Bla-Bla-Management-Modellen.

Siehe auch den Auszug aus einem längeren Blog-Beitrag:

Für wichtig erachte ich vor allem die machtpolitische Dimension. Das ist nicht zynisch, wie mir eine New Work-Protagonistin vorwarf, sondern mehr als überfällig. Sollen wir uns wirklich nur auf den guten Willen von Unternehmensentscheidern verlassen? Das wäre zynisch und naiv. Es geht um das konkrete Handeln und nicht um esoterische sowie ganzheitliche Wohlfühl-Schwurbeleien. Es geht um Checks-and-Balance-Maßnahmen, die den Machtmissbrauch von pathologisch gepolten Führungskräften eindämmen. Alleinherrscher erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Fehlentscheidungen. In Anlehnung an den Philosophen Karl Popper könnte man auch sagen:

Es kommt darauf an, Institutionen so zu organisieren, dass es schlechten oder inkompetenten Herrschern unmöglich ist, allzu großen Schaden anzurichten. Das gilt für Demokratien, für Unternehmen und für sonstige Organisationen. Sind meine Forderungen unrealistisch, etwa meine vorgeschlagenen Maßnahmen zur Begrenzung der Exzesse bei den Managergehältern? Weit gefehlt. Das Europäische Parlament hat eine neue Richtlinie für Aktionärsrechte verabschiedet, die die Mitgliedstaaten in nationales Recht umsetzen müssen. Sie sieht vor, dass die Aktionäre in Zukunft jährlich über den Vergütungsbericht ihres Unternehmens abstimmen sollen und überdies mindestens alle vier Jahre über das gesamte Vergütungssystem. Jeder Mitgliedstaat darf dabei selbst entscheiden, ob der Beschluss der Aktionäre bindend oder nur als Empfehlung gedacht ist. In Deutschland ist die Tendenz klar. Man wird sich für die bindende Wirkung entscheiden.

Die Aktionäre bekommen wieder mehr Macht. Wird das reichen? Nein. Die meisten Konzerne werden von amerikanischen Investoren und Fondsgesellschaften dominiert, also institutionelle Anleger. Sie werden die Gehaltsschraube nicht nach unten drehen, sondern eher unheilige Allianzen mit der Vorstandsetage eingehen. So sind sie halt, die Dealmaker. Deshalb meine Vorschläge: 1. Wer an der Bestellung des Aufsichtsrates und über diesen Weg an der Corporate Governance mitwirkt, sollte als Aktionär einer Haltefrist unterworfen werden. Wer das nicht tut, darf in der Hauptversammlung kein Stimmrecht haben. 2. Verbesserung der Transparenz bei den Beteiligungsverhältnissen und Offenlegung von Überschneidungen zwischen Top-Management und institutionellen Anlegern. Das sind nur kleine Stellschrauben, die aber ordnungspolitisch eine große Wirkung entfalten könnten.

Schumpeter hat das übrigens schon Ende der 1920er Jahre in seiner Bonner Zeit aufgegriffen. Also die fragwürdigen Tendenzen zur Vermachtung des Manager-Kapitalismus. Werde das mal gesondert auf meine publizistische Agenda setzen.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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