
Wo bleibt der Aufbruch in unseren politischen Debatten? Diese Frage stellt sich nicht nur die Schriftstellerin Jagoda Marinic in einem Beitrag für den Deutschlandfunk. Von der Ampel hört man zu wenig über die Gestaltung der Zukunft. Es gibt sehr viele kleinteilige Streitereien, Tratsch und endlose personelle Auseinandersetzungen: “Wo bleiben die Grundsatzreden darüber, in welche Art von Zukunft wir uns gerade hineinarbeiten? Auf die Pandemie folgte der Krieg, darauf die Aufzählungen von Krisenszenarien und die zu schnelle intellektuelle wie politische Kapitulation vor den vermeintlich ausgemachten Erfolgen und Bündnissen der autoritär regierten Länder”, kommentiert Marinic.
Politische Prozesse werden zu Klatsch und Tratsch aus Berlin, statt den Kampf um die besten Ideen gegen die anstehenden Krisen zu präsentieren. Kein Wunder, dass der ominöse „Kulturkampf“ etwas geworden sei, womit Politik gemacht werden kann. In einer Demokratie brauche man eine streitbare Vorstellung von der Zukunft, für die Einzelne sich einbringen sollen. Und die liefert die Initiative D2030 am Mittwochabend.
Wir möchten Euch den Stand unser Szenarien für 2045 vorstellen und mit Euch diskutieren. Entstanden sind sie in dem seit Januar 2023 laufenden Szenarioprojekt Neue Horizonte 2045 – Missionen für Deutschland.
Das neue Szenariovorhaben führt die von uns Anfang 2018 veröffentlichten acht Szenarien für Deutschland 2030 fort. Was auch im Foresight-Bereich keine Selbstverständlichkeit ist. Wir halten dabei an unseren drei Grundprinzipien fest: Unabhängigkeit, Zukunftsoffenheit und Beteiligung.
Unser neuer Zukunftshorizont reicht jetzt bis 2045. Es ist das Jahr, für das Deutschland sich vorgenommen hat, klimaneutral zu sein. Eine solch weitreichende und ambitionierte Transformation für eine sozial gerechte und klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft wird nur gelingen, wenn Politik, Unternehmen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam agieren. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, den Zukunftskorridor 2045 mit Szenarien zu vermessen, die eine gelingende Transformation versprechen und deshalb an die Neue Horizonte-Szenarien von 2018 anknüpfen.
Trotz aller “Offenheit” ist unsere bisherige Projektarbeit durch Experten und Expertinnen geprägt. Darauf haben wir (1) mit der Bildung eines D2045-Szenarionteams reagiert, es entspricht in der Zusammensetzung unserem Verständnis von Open Foresight sowie (2) mit der ab jetzt startenden offenen und breit angelegten Bewertungs-und Beteilungsphase. Die Neuen Horizonte 2045-Szenarien stellen den aktuellen Entwicklungsstand vor der Bewertungs-und Beteilungsphase dar. Sie sind deshalb nicht fertig, stecken aber das Fundament ab. Die Online-Bewertung der Szenarien startet Mitte September und läuft bis Ende Oktober. (Der Link zur Umfrage wird dann auf unserer Website und im Newsletter bekannt gegeben.)
Die D2045-Szenarien stehen in unserem Vorhaben nicht allein, sondern werden durch ausgewählte Stakeholder-Dialoge und “Missionswerkstätten” (Arbeitstitel) ergänzt. Hier geht es darum, den gewünschten Zukunftsraum einer gelingenden Transformation durch Missionen und Transformationspfade konkreter auszuleuchten. Ein ambitioniertes Unterfangen, das darauf setzt, dass trotz manifester Zielkonflikte in allen Handlungsfeldern, Kompromisse zu entwerfen und zu diskutieren, die im Rahmen der Zukunftslandkarte vertretbar wären. D2045-Szenarien, Missionen und Transformationspfade werden verknüpft und es werden daraus, Leitlinien für eine langfristig angelegte transformativer Politik formuliert. Die Ergebnisse werden wir im Februar zur Diskussion stellen. Danach soll es weitergehen, dann weniger expertenbasiert, sondern mit breitem Fokus auf zivilgesellschaftliche Akteure und alle interessierten Bürger:innen.
Soweit unser Plan. Es ist uns durchaus bewusst, dass wir hier versuchen, ein ziemlich großes Rad zu drehen. Wir gehen dieses Risiko bewusst ein, auch wenn wir im Prozess experimentelle Zugänge wählen und offene Fragen akzeptieren. Wir, der gemeinnützige Verein D2030 e.V., verstehen unsere Arbeit als konstruktiven Beitrag zur Gestaltung der Zukunft und sehen uns als ein Partner für eine gelingende Transformation. Ohne unser Open Foresight-Szenarioteam und ohne unsere Partner, die EnBW, die Deutsche Bahn und die AOK PLUS, wäre das nicht möglich.
Im Rahmen der 24. Futures Lounge wird Euch das D2045-Szenariokernteam den Stand der D2045-Szenarien vorstellen. Dies sind:
Als Kommentator:innen haben wir eingeladen:
- Thomas Krause, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Berlin
- Dr. Karlheinz Steinmüller, Zukunftsforscher und Science Fiction-Autor, Berlin
- Stella Smiljkovic, EnBW
Also Mitmachen direkt im Zoom-Call oder via Livestreaming auf LinkedIn und Co. Hier der Link zur Anmeldung auf LinkedIn – dort könnt Ihr über die Kommentarfunktion interagieren.
Man hört, sieht und streamt sich am Mittwoch ab 18:30 Uhr. Technik und Regie: Sohn@Sohn.