
Neben ausgedehnten Wanderungen und der subtilen Bücherjagd war ich abends wieder beim Oxford Festival of the Arts. Die musikalische Darbietung und die programmatischen Botschaften hätten meiner Großtante Else Sohn sehr gefallen. Sie ist ja mit meinem Großonkel Franz Sohn vor den Nazis nach London geflohen. Das war 1938. Man brauchte das nötige Geld, um so eine Flucht überhaupt zu ermöglichen. Das könnt Ihr hier nachlesen.

Der preisgekrönte Chor Tenebrae stellte eine wichtige Botschaft in den Mittelpunkt: Die Sehnsucht nach Frieden. Es wurden Werke von Rudolf Mauersberger präsentiert im Gedenken an die Chorknaben, die bei der Bombardierung Dresdens umkamen. Philip Moore vertonte Texte, die der Theologe Dietrich Bonhoeffer während seiner Nazi-Gefangenschaft geschrieben hat. Auf dem Programm standen auch zwei Werke, die von Tenebrae in Auftrag gegeben und für Tenebrae geschrieben wurden: Roderick Williams’ friedliches Gebet Lucis Creator optime und Josephine Stephensons erstaunliches Into the Wreck, in dem die Schauspielerin Juliet Stevenson die Sprechrolle übernahm. Das Programm gipfelte in Poulencs Antwort auf die Besetzung seines geliebten Paris im Zweiten Weltkrieg – der atemberaubend virtuosen Chorkantate Figure Humaine.
Es war wieder ein Tag voller interessanter Erlebnisse in Oxford. Und dann sorge ich noch für den Rücktritt von Boris Johnson bei meinem Ausflug nach London. Wäre doch eine gute Sache. Um 22:52 Uhr war er jedenfalls noch nicht zurückgetreten.

























