
Der diesjährige Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik geht an den 1979 in Nettetal geborenen und in Nettetal lebenden Lyriker Dinçer Güçyeter. Die Jury würdigte in ihrer Sitzung am 28. und 29. Januar 2022 den im Elif Verlag erschienenen Band „Mein Prinz, ich bin das Ghetto“ als herausragende Neuerscheinung des Jahres 2021. Der mit 10.000 Euro dotierte Peter-Huchel-Preis wird voraussichtlich am 18. Mai verliehen. Preisstifter sind der Südwestrundfunk und das Land Baden-Württemberg. Zu den bisherigen Preisträger:innen gehören Ernst Jandl, Durs Grünbein, Thomas Kling, Friederike Mayröcker und Marcel Beyer. Die Jury in ihrer Begründung: „Dinçer Güçyeters Gedichtband ‚Mein Prinz, ich bin das Ghetto‘ verhandelt mit expressionistischer Sprachwucht und feinsinniger Ambivalenz familiäre, soziale und kulturelle Verortungen sowie postpatriarchale Möglichkeiten einer souveränen Existenz. ‚Wohin mit diesen Gedichten‘ fragt ein Junge seine Eltern zu Beginn des Bandes und beantwortet diese Frage mehrdeutig und doch ästhetisch konsequent: Er schickt sie auf den Weg zu Lesenden, die bereit sind, den Habitus von Gedichten und Dichter-Existenzen zu hinterfragen. Mal im Gestus des Protestes, mal äußerst intim gestimmt, zeigt sich hier ein Dichter der Welt und öffnet auf immer wieder überraschende, in der Direktheit der Bezüge und Ansprachen durchaus riskante Weise eine sehr eigene und doch vertraute Welt zwischen dem niederrheinischen Nettetal und Anatolien, zwischen Kind-Sein und Vater-Werden, zwischen Heinrich Heine und Dinçer Güçyeter, und unterläuft – oft humorvoll – herrschende postmigrantische Stereotype: ‚Mein Prinz, feuchte meine Zunge, flicke meinen Blick / nimm mich mit in deine Großstädte(…)‘.“