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Die Umstellung auf alternative Proteine ist die kapitaleffizienteste und wirkungsvollste Lösung zur Bewältigung der Klimakrise

Nach einer neuen Studie gewinnen Fleischersatzprodukte auf pflanzlicher Basis sowie andere alternative Proteine an Bedeutung auf dem Lebensmittelmarkt. Zwei Drittel sagten in einer internationalen Verbraucherbefragung, die die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) in sieben Ländern durchgeführt hat, sie hätten alternative Proteine bereits probiert, wie BCG und die an der Studie beteiligte Investmentgesellschaft Blue Horizon bekannt gaben. Sie hielten Fleischersatz für gesünder als tierische Proteine, sagten über drei Viertel. Der Preis spielt allerdings eine bedeutende Rolle: Sojaprodukte und andere pflanzliche Proteinquellen dürfen nicht teurer sein als Fleisch.

Laut BCG liegt die durchschnittliche akzeptierte Preisspanne zwischen 50 und 90 Prozent der tierischen Originals. In den USA, China, Großbritannien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Deutschland, Frankreich und Spanien wurden 3700 Verbraucherinnen und Verbraucher befragt. 515 Personen nahmen in Deutschland teil.

Schätzungen zufolge verursacht die Nutztierhaltung rund 15 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, heißt es in der Untersuchung. Im Jahr 2035 könnten alternative Proteine nach Einschätzung der Autoren elf Prozent der von der Weltbevölkerung verzehrten Proteine ausmachen, da ihr Verzehr schnell zunehmen wird. Andere Erhebungen gehen von noch höheren Potenzialen aus. Nach konservativen Berechnungen könnte man den CO2-Ausstoß der Landwirtschaft um fast eine Gigatonne reduzieren. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) betrug der weltweite CO2-Ausstoß im Jahr 2021 36,3 Gigatonnen.

„Das Bewusstsein für alternative Proteine ist während der Pandemie gestiegen, hinzu kommt eine höhere Verfügbarkeit und immer bessere Qualität der Produkte. Wir sehen weiterhin großes Potenzial für den Markt“, so Benjamin Morach, Co-Autor der BCG- Studie.

Wichtigster Faktor für die erhöhte Akzeptanz unter ist die Gesundheit: 76 Prozent der Befragten kaufen Ersatzprodukte, weil sie diese für gesünder halten als tierische Proteine. Knapp 15 Prozent würden sogar nahezu vollständig oder ausschließlich auf alternative Proteine zurückgreifen, vorausgesetzt, die Produkte wären gesünder und schmeckten besser. Der Klimaschutz spielt eine sehr große Rolle: Mehr als 30 Prozent der Befragten sehen den Umweltschutz als wichtigsten Grund, um auf alternative Proteine umzusteigen. So ist es auch in meinem Fall. Mehr bezahlen möchten die Befragten allerdings nicht.

„Auf die Produkte, die die Verbraucher heute in den Regalen sehen, wird schon bald eine Welle von cleaneren, gesünderen und leckereren alternativen Proteinen folgen, da die Technologie immer mehr Innovationen ermöglicht. Wir beobachten die rasante Entwicklung dieser Technologien sowohl in unserem eigenen Portfolio als auch in der breiteren Food-Tech- Branche“, so Björn Witte, CEO von Blue Horizon. Das führe zu einer insgesamt besseren Produktpalette. So sieht man das auch im Maschinenbau: „Um die wachsende Weltbevölkerung nachhaltig zu ernähren und gleichzeitig die Umwelt zu schonen, ist es wichtig, das Wachstum der Alternativen Proteine voranzutreiben“, sagt Christian Traumann, Geschäftsführender Direktor bei MULTIVAC.

Wichtige Nachricht für Investoren und Innovatoren: Die Umstellung auf alternative Proteine ist die kapitaleffizienteste und wirkungsvollste Lösung zur Bewältigung der Klimakrise, denn alternative Proteine sparen pro investiertem US-Dollar die meisten Emissionen. Sie sind damit mindestens doppelt so effektiv wie Investitionen in die Dekarbonisierung von Zement, Eisen, Stahl, Chemikalien oder des Verkehrssektors. Das lockt immer mehr Geldgeber an. Das in alternative Proteine investierte Kapital ist von einer Milliarde Dollar im Jahr 2019 auf fünf Milliarden im Jahr 2021 angestiegen – eine jährliche Zuwachsrate von 124 Prozent. Investments sind dabei zunehmend global und beschränken sich nicht mehr nur auf Wagniskapital. Nach Auffassung von Witte sei das der kapitalschonendste Weg, um Emissionen zu vermeiden und eine positive Rendite zu erzielen.

„Wenn wir bis 2035 eine Marktdurchdringung von elf Prozent erreichen, könnten wir mehr Kohlenstoffemissionen einsparen als durch die Dekarbonisierung von 95 Prozent des Luftfahrtsektors. Die positiven Auswirkungen sind absolut gewaltig, und die langfristigen Treiber waren noch nie so stark.“

Eine vernünftige und wirksame Regulierung sei unerlässlich, um sicherzustellen, dass die schnelle Innovation und das Wachstum des Marktes für alternative Proteine den Kunden sichere, gesunde und transparente Lebensmittel liefern. Rund um den Globus hat sich die Zulassung von Produkten auf der Basis von Fermenten und tierischen Zellen zuletzt beschleunigt. Vorreiter war 2015 Israel, als es ankündigte, dass der Rahmen für die Regulierung der Lebensmittelsicherheit auch für alternative Proteine gelten würde. Hier liegen also für Handel, Konsumgüterindustrie, Verpackungsherstellern und Maschinenbau große Herausforderungen.

Wir diskutierten das in einer Expertenrunde. Teilnehmer: Christian Traumann, Geschäftsführender Direktor Multivac; Harald Suchanka, CEO Handtmann Filling & Portioning; Bernd Esser, Mitglied des Vorstands BALPro + CEO Berief Food; Friedrich Büse, Founder & Partner Endori; Angela Wadenpohl, Reset Yourself. Rückblick auf den Roundtable:

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Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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