Die Folgen der #Industrie40 Gehirn-Verneblung am Fabriktor #MBGipfel #MaschinenbauGipfel @ZEW @FraunhoferISI @VDMAonline @Robert_Weber_

Industrie der Gesternzeit

Vor einige Zeit – vor drei Jahren – schrieb ich eine Kolumne unter dem Tiel „Industrie4.0-Gehirn-Verneblung am Fabriktor“. Industrie 4.0 sei so eine Art deutsches  Kastrat für Digitalisierung. Es ist tragisch, dass die Industrie 4.0-Prediger im alten Effizienz-Denken der Massenfertigung verharren.

Fordismus verpuffte vor 60 Jahren

Dabei war die Dynamik des fordistischen Produktionsmusters bereits in den 1960er Jahre verpufft, wie der Wirtschaftshistoriker Werner Abelshauser in seinem Standardwerk „Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945 belegt“. Seit rund 50 Jahren schrumpft die Zahl der Arbeitsplätze in der Massenproduktion. Da ist keine Umkehr in Sicht. 

Industrie 4.0-Denkfehler

Wenn wir unsere fabrik-fixierte Nabelschau mit dem ausschließlichen Ziel der Effizienzverbesserung nicht ablegen, schaffen wir keine Perspektiven für neue Arbeitsplätze und für neue Märkte. Am Beispiel der Speed Factory, die Adidas mit dem fränkischen Unternehmen Oechsler realisiert, kann man das eindrücklich nachvollziehen. Ziel ist es, den ‚individuellen’ Schuh in Ansbacher zu produzieren. Nur 160 Mitarbeiter werden in den nächsten Jahren eine halbe Million Sneakers produzieren. Wenn wir uns dabei nur auf den Akt der Fertigung fokussieren, sieht die Beschäftigungsbilanz eher mickrig aus. „Wenn wir blindlings den Protagonisten von ‚4.0’ folgen, gibt es keine Arbeit mehr für die allermeisten in unserer Gesellschaft“, moniert Ralf Volkmer in einem Thesenpapier http://www.lean-knowledge-base.de/arbeiten-in-einem-vernetzten-unternehmen/. Ein Denkfehler. Auch der Autor von Lean-Knowleadge-Base reduziert den Blickwinkel auf die Fabrikproduktion und sitzt damit im gleichen Boot wie die Industrie 4.0-Denker.

Vernetzung für Kunden

Die Amerikaner machen es anders und nennen dieses Thema Industrial Internet, schreiben Andreas Syska und Philippe Lièvre in ihrem Buch „Illusion 4.0“: „Sie vernetzen intelligente Produkte, Supply Chains und Fabriken. Das ist aus unserer Sicht auch der richtige Ansatz.“ Deutsche Ingenieure denken in technischen Schnittstellen. Der Gedankenschritt reicht nur von Maschinen zu übergeordneten Steuerungssystemen. „Wir sehen hierzulande größtenteils fabrikinterne Lösungen….Der eigentliche Sinn der digitalen Vernetzung und ihre enormes Potenzial liegt vielmehr in datenbasierten Geschäftsmodellen und damit außerhalb der Fabrik. Das hat man in Deutschland noch nicht verstanden, weshalb in Deutschland auch nichts Entsprechendes zu sehen ist. Industrie 4.0 kommt hierzulande gedanklich einfach nicht aus dem kleinen Karo der Fabrik heraus“, monieren Syska und Lièvre. In den USA werden Plattformen geschaffen und mit intelligenten Produkten sowie Services vernetzt. 

Schnittstellen schaffen keine neuen Märkte

Die Deutschen hingegen tüfteln an Schnittstellen, faseln von höherer Produktivität, ergötzen sich an neuen Maschinen und vertrödeln ihre Zeit mit der Frage, wie man das Ganze technisch ans Laufen bringt. Die Amerikaner fragen, welches Geschäft damit gemacht werden kann. Die Rollenverteilung ist für uns nicht lukrativ. Jenseits des Atlantiks werden die digitalen Claims abgesteckt und das Gold geschürft, Deutschland liefert als verlängerte Werkbank die Spitzhacken und Spaten. Die deutsche Industrie hat sich widerstandslos in die zweite Reihe drängen lassen – zum austauschbaren Hardware-Lieferanten. „Die eigentliche Produktion findet außerhalb der Fabriken statt. Das erkennt man aber nicht, wenn der eigene Denkhorizont am Werkstor endet“, führen die Illusion 4.0-Autoren aus. Soweit ein Auszug meiner Kolumne. https://twitter.com/honze_net/status/1052103229746683904

Und nun heißt es in einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI, dass es ja noch nicht einmal Produktivitätsfortschritte beim Einsatz von Industrie 4.0 Anwendungen gegeben hat. Was für eine Überraschung. 

Schönes Debattenthema für die #NEO18x – am 13. und 14. November hätten wir noch Möglichkeiten, Sessions einzubauen. Die laufen über Skype und werden auf Facebook live übertragen. Einfach bei mir melden.

Ein Gedanke zu “Die Folgen der #Industrie40 Gehirn-Verneblung am Fabriktor #MBGipfel #MaschinenbauGipfel @ZEW @FraunhoferISI @VDMAonline @Robert_Weber_

  1. gut geschrieben/ argumentiert siehe z.b. tesla- der elon musk hat sich auch gedacht- „Verbrennungsmotor- das geht doch einfacher?“ und hat einfach in Telsa gebaut^^ andere Autohersteller sagen- „Nein…wir optimieren unsere Verbrennungsmotoren“ (was ja sogesehen ja jetzt nicht schlecht ist, weil der Katalysator hat ja schon mal einiges bewirkt oder?) aber es ist halt genau das, was du ansprichst 🙂

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