China und die USA seien in der Umsetzung einmal gefasster Pläne viel konsequenter als wir – da wird zügig gehandelt, sagt der Innovationsforscher Dietmar Herhof im Interview mit dem Berliner Journalisten Manfred Ronzheimer. Wie gut ist China noch? Dieser Frage gehe ich in meiner Innovationsmythen-Kolumne für Haufe-New-Management nach. Angeblich werden wir vom Reich der Mitte bei Digitalisierung, E-Mobilität und KI-Forschung überrollt. Da überschätzen Harhoff und Co. die Innovationskraft der kommunistischen Staatsbürokraten in Peking. Das hat der Sinologie-Professor Daniel Leese bei einer Tagung der Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung gut zum Ausdruck gebracht. Es ging um Alexis de Tocqueville und den Meisterdenker der KP-China Wang Huning.
Der Modernisierungspfad sei eher die Schwäche des chinesischen Staates, sagt Leese: „Die Innovationskraft der Unternehmerinnen und Unternehmer entfaltete sich in einem eher schwachen regulatorischen Umfeld, die die Politik der 1980er und 1990er Jahre maßgeblich geprägt hat.“
Wer Internet-Unternehmer in den Knast steckt, kann wohl kaum innovativ sein. Staatsbürokraten wie der Diktator Xi Jinping sind wenig geeignet, Sprunginnovationen anzustoßen, zu planen oder am Markt durchzusetzen. Sie spionieren und schikanieren ihr Land eher mit Überwachungsterror und hausmeisterlich brüllenden Drohnen. Wir sollten uns vor dem Wettbewerb der politischen Systeme nicht fürchten. Zentralistisch miserabel gesteuerte Staatsbürokratien sind völlig ungeeignet für den Innovationswettbewerb.
Wir brauchen eine Politik, die Individualität, Partizipation und Ideen-Vielfalt fördert. Auf dem Zukunftstag Mittelstand in Berlin war das beim Thema Künstliche Intelligenz gut zu beobachten. Etwa beim Einsatz von semantischen Webanwendungen für die individualisierte Kundenkommunikation von Unternehmen. Oliver Gürtler, Leiter des Mittelstandsgeschäfts bei Microsoft Deutschland, hat das gut erläutert.ChatGPT als digitaler Concierge: Solche Innovationen gedeihen nur in einer liberalen demokratischen Ordnung.
Was wir nicht brauchen, sind Sperrungen von neuen Web-Anwendungen, bei denen gar keine Rechtsverstöße vorliegen. Aber Spitzenbeamten plappern gerne mal drauflos, um Schlagzeilen zu machen.
Meine Frage an Kelber: Konkrete Rechtsverstöße liegen also wohl nicht vor. Oder sehe ich das falsch? ⁰Antwort von Ulrich Kelber⁰Weiß ich nicht. Wie im Interview gesagt, haben wir das nicht untersucht. #ChatGPThttps://t.co/2XOANsjQNB