Über mediale Agenda-Setting-Champions, wichtige Indikatoren für die Konjunkturentwicklung und Impulse für die Innovationspolitik in Deutschland

news inscription on neon signboard hanging on street
Photo by Madison Inouye on Pexels.com

Gemeinsam mit Winfried Felser und der Indeed-Analystin Annijna widmeten wir uns bereits im ersten Pandemie-Jahr 2020 der Frage, wie man mit Stellenanzeigen Voraussagen für die Konjunkturentwicklung treffen kann. Wie kann die Wirtschaftspolitik in Krisenzeiten möglichst zeitnah und granular agieren? Die Entwicklung von Online-Stellenanzeigen kann als Frühindikator für die Auswirkungen von Krisen auf den Arbeitsmarkt gewertet werden. Die Daten sind hierfür nahezu in Echtzeit verfügbar.

Indeed indexiert und aggregiert Jobangebote von tausenden Karriere-Websites und einer Vielzahl von Personaldienstleistern und Jobbörsen. Die Analyse von bezahlten und unbezahlten Stellenanzeigen garantiert, dass der Gesamtarbeitsmarkt repräsentiert wird.

Zudem bekommt man für die Konjunkturpolitik einen wichtigen Orientierungspunkt für die notwendigen Maßnahmen. In welchen Berufsgruppen und Branchen muss der Staat aktiv werden? Das leisten die üblichen makroökonomischen Daten nicht wirklich. Da betracht man den Wald, vernachlässigt aber die einzelnen Bäume – etwa bei Fragen der Innovations- und Technologie-Politik. Das kritisierte der Ökonom Joseph Schumpeter schon am Anfang des 20. Jahrhunderts. Makroökonomen würden sich nur mit Aggregaten beschäftigen, also mit der Gesamtsumme der Mittel, die Volkswirtschaften für den Konsum und für Investitionen aufwenden. Einzelne Unternehmer, Firmen, Branchen, Konsumenten, die Rolle von staatlichen Institutionen und die Wirkung von Gesetzen verschwinden aus dem Blickfeld. Vor allem die Rolle von Innovationen werde heruntergespielt, bemängelte der Wirtschaftsforscher. Ausführlich in unserem Sohn@Sohn-Adhoc-Newsletter nachzulesen. Leitmotto. Steuerungskunst gefragt.

Von diesem Credo ist auch das Manifest von Rafael Laguna de la Vera und Cyriac Roeding geprägt:

„Trotz aller Spar-Dramen der Regierung: Mit einem Acht-Punkte-Programm könnten wir es unter die Top 3 der globalen Innovationsstandorte schaffen. Es ist Zeit zu investieren, damit unsere Kinder und Enkelkinder auch noch in Wohlstand leben können. In unserer Welt, in der rasante technologische Fortschritte rund um den Globus passieren, wird das Rennen um Innovation zur obersten Priorität, um den Wohlstand zu erhalten.“

Innovationen sind auch gefragt, um die dringend notwendige Ernährungswende anzugehen:

Zu den Voraussagen über Tech-Trends 2024 von Sascha Pallenberg. Mal schauen, was in Deutschland zündet.

Überfällig: Homöopathie raus aus der Erstattung durch die Kassen

Wer ist Agenda-Setting-Champion in Deutschland, wer bestimmt den Medientenor? Das untersucht regelmäßig der Schweizer Media Tenor. Die Kräfteverhältnisse an der Spitze des Zitate-Ranking bleiben 2023 im wesentlich so bestehen wie im Jahr davor: Die BILD-Gruppe bleibt deutlich vor den Markengruppen von SPIEGEL und HANDELSBLATT. Allerdings untermauert die BILD-Gruppe ihre Spitzenposition, in dem die Titel der Gruppe noch einmal etwas häufiger zitiert werden, dagegen gehen die SPIEGEL-Zitate im Vergleich zum Vorjahr etwas zurück. Auch das ZDF verliert deutlich an Aufmerksamkeit für seine Inhalte.

Das HANDELSBLATT bleibt zu Wirtschaftsthemen das Maß der Dinge und unter den deutschsprachigen
Medien ohne Konkurrenz, SPIEGEL, FAZ und WELT verlieren hier an Bedeutung. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern schiebt sich die ARD wieder vor das ZDF, die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
rangiert am Ende des Jahres vor der WELT-Gruppe, ist aber immer noch weit von früheren Erfolgen
entfernt, in denen die SZ eher zu den Top-5 gehörte.

Die Aufmerksamkeit für die SZ resultiert wesentlich aus der Flugblattaffäre von Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger, die auf zwiespältiges Echo stieß. Im Vergleich der Regionalmedien konnte der TAGESPIEGEL 2023 häufiger Themen setzen als im Jahr zuvor und rangiert wieder vor der FUNKE Mediengruppe. Eine deutlich größere Resonanz gab es auch für die NEUE OSNABRÜCKER. Die AUGSBURGER ALLGEMEINE bleibt auch nach dem Weggang des früheren Chefredakteurs Gregor Peter Schmitz zum STERN weiter relevant.

Zu den Gewinnern im Jahr 2023 zählt auch die Gruppe um RTL, N-tv, STERN und CAPITAL. „Der STERN hat sein Profil geschärft mit neuen Federn und neuen Impulsgebern. Das ist eindeutig zu erkennen“, meint Roland Schatz, Gründer von Media Tenor International. Und das nicht nur mit schlagzeilenträchtigen Interviews mit ehemaligen Kanzlern wie Gerhard Schröder, sondern auch mit exklusiven Recherchen und Interviews zu aktuellen Debatten, zuletzt dem Vorstoß von Bayerns Ministerpräsident Söder, der auf eine Verschiebung der geplanten Bürgergeld-Erhöhung drängt.

„Der STERN ist wieder zu dem Medium geworden, an das sich Politiker wenden, wenn sie gezielt solche Botschaften platzieren wollen“ , erklärt Schatz.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.