
Selbst ein Jahr nach der Lehman-Pleite bleibt die Bankberatung so schlecht wie ihr Ruf. Zu diesem Befund kommt die Zeitschrift Finanztest in ihrer Januar-Ausgabe. Damit werden die Ergebnisse des Wiso-Finanztestes vor einigen Monaten bestätigt.
Finanztest führte ein Jahr nach dem Zusammenbruch der US-Großbank 147 Beratungsgespräche. “Schockiert hat uns die nach wie vor laxe Auffassung der Berater davon, was ‘sicher’ bedeutet. Und das obwohl sie zigtausende von Kunden, die ihr Geld sicher anlegen wollen, schon einmal um ihre Ersparnisse gebracht haben – und Besserung schworen. Der zweite Hammer, den sich die Institute leisten, wiegt ähnlich schwer. Ihre Mitarbeiter stellen den Kunden nicht einmal die elementaren Fragen, die das Wertpapierhandelsgesetz vorschreibt. Wer nicht weiß, wie es um die finanziellen Verhältnisse seines Kunden steht und welche Kenntnisse er hat, dessen Empfehlung kann nur Zufall sein”, schreiben die Finanztest-Autoren.
Da stellt sich natürlich die Frage, was die Gesetze denn taugen, wenn die Aufsichtsbehörden beim Vollzug versagen. Wenn man sich die zahnlosen Bubis der Bafin anschaut, kann das allerdings nicht verwundern. Im nächsten Jahr werde ich das Finanzministerium und die Bafin zu diesem Thema befragen!
Selbst die Testsieger Commerzbank und Kreissparkasse Köln kommen gerade mal auf ein schlechtes “Befriedigend”. “Unsere Testkunden wollten, was die Mehrzahl der Anleger will: ihr Geld sicher anlegen. 30.000 Euro hatten sie zur Verfügung, als sie im Sommer loszogen. Sie wollten ihr Geld für fünf Jahre festlegen und wünschten sich eine Rendite von vier Prozent pro Jahr. An dieser Stelle hatten wir eine kleine Hürde für die Berater eingebaut: Für sicher Geldanlagen gab es in diesem Sommer keine vier Prozent, es sei denn für Sonderaktionen oder Lockzinsangebote”, so Finanztest.
Die Gier nach Provisionen wie bei Drückerkolonnen
Frech sei, was die Ostsächsische Sparkasse sowie die beiden Sparda-Banken West und Berlin den Testkunden anboten. Dort wollten die Berater doch tatsächlich private Rentenversicherungen verkaufen! “Da war ihnen wohl die schnell verdiente Provision wichtiger als ein zufriedener Kunden. Rentenversicherungen gibt es nicht nur gegen Raten, sondern auch gegen Zahlung eines einmaligen Beitrags. Vereinbart war, dass der Anleger am Ende der Laufzeit sein Geld auf einen Schlag bekommt”, schreibt Finanztest. Rentabel seien diese Verträge über fünf Jahre nicht, denn vom 2,25-prozentigen Garantiezins habe der Kunde nur wenig. Verzinst werde der Sparbetrag und nicht der Teil der Einzahlung, der für Kosten und Provisionen draufgeht. Unterm Strich bringe der Vertrag magere ein Prozent pro Jahr – da kann ich ja mein Geld gleich aufs Sparbuch packen. Mit hohen Überschüssen kann nach fünf Jahren nicht gerechnet werden.
Auch beim Wiso-Test bot die Sparda-Bank in Köln für einen abzulösenden Kredit (in vier Jahren) und dem Wunsch, ein Auto zu kaufen (in sechs Jahren), kurz laufende Rentenversicherungen an. Dabei wurden Renditen von rund drei Prozent pro Jahr in Aussicht gestellt, nicht aber garantiert. Für Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen ist die Empfehlung von Rentenversicherungen kein Wunder, denn hier werden hohe Provisionen gezahlt. Finanzexperten sehen die Provisionsgeschäfte als Grundübel der aktuellen Krise. Kunden würden nach dem LEO-Prinzip gewonnen: “Leicht erreichbare Opfer”. Die Bankberater sollten daher persönlich haften für falsche “Empfehlungen”.
Wer den Verdacht hat, von der Bank seines “Vertrauens” falsch beraten worden zu sein, sollte sich zunächst bei der zuständigen Filiale beschweren. Hilft das nicht, so die Empfehlung von Finanztest, kann sich an die Schlichtungsstelle oder dem Ombudsmann der Bank wenden. Bleibt das ohne Erfolg, könne die Verbraucherzentrale eingeschaltet werden und natürlich ein Anwalt. Öffentlichkeit über die Social Media-Kanäle herzustellen, ist generell eine höchst erzieherische Maßnahme. Denn die konservativen Nadelstreifen-Manager scheuen die Macht der öffentlichen Meinung!
Sie sind gierig und werden es auch bleiben. Moralische Appelle werden von vielen Bankern sicher nur mitleidig lächelnd wahrgenommen – wenn überhaupt. Ich bin für drastische Strafmaßnahmen!