Potenziale im Mittelstand: ChatGPT als Game Changer für Unternehmen #SchubkraftTV

Im Livetalk von Schubkraft TV mit Oliver Gürtler und Daniela Todorova von Microsoft thematisierten wir auf dem Zukunftstag des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) das Zusammenspiel von Mensch und Künstlicher Intelligenz.

Der KI-basierte Chatbot #ChatGPT, entwickelt von OpenAI, hat in der Technologiewelt große Begeisterung ausgelöst. Das Ganze repräsentiert eine Form von „generativer künstlicher Intelligenz“, die auf menschliche Anfragen mit scheinbar menschlicher Intelligenz reagieren kann. Die Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT sind vielfältig und können Geschäftsmodelle grundlegend verändern. Es ist jedoch klar, dass Unternehmen eine angemessene Strategie für Ideenfindung, Prototyping, Testing und Umsetzung benötigen, um ChatGPT erfolgreich einzusetzen. Auch das nötige technische Wissen über die Interaktion mit der Schnittstelle von ChatGPT ist unerlässlich.

Oliver Gürtler, Leiter des Mittelstandsgeschäfts bei Microsoft, betont die Potenziale von ChatGPT für den Mittelstand: „Der Mittelstand kann sehr schnell davon profitieren.“ Ein Beispiel: Ein schwäbischer Maschinenbauer, der weltweit seine Produkte liefert, könnte ChatGPT nutzen, um Kundenanfragen zu beantworten. ChatGPT, der mit produktspezifischen Daten trainiert wurde, kann als virtueller Agent einen Teil der Fragen des Kunden beantworten. Was die KI nicht beantworten kann, wird an den Dispatcher weitergeleitet. Dieser kann dann entsprechend reagieren, beispielsweise indem er eine VR-Brille mit Reparaturinstruktionen verschickt, sodass kein Servicetechniker vor Ort sein muss. ChatGPT kann also als Game Changer betrachtet werden.

Autonome KI-Agenten wie ChatGPT, die Benutzereingaben aufnehmen und in kleinere Aufgaben unterteilen können, eröffnen völlig neue Möglichkeiten. Sie können komplexe Aufgaben bewältigen und auf verschiedene Grundmodelle zugreifen, die nicht nur auf Sprache beschränkt sind. Dadurch können sie auch komplizierte Fragen lösen, was bisher nur begrenzt möglich war. KI-Agenten wie ChatGPT könnten das Spiel radikal verändern und es ist höchste Zeit, dass wir uns ernsthaft mit dem Zusammenspiel von Mensch und KI auseinandersetzen. Dabei geht es nicht nur um die technologische Umsetzung, sondern auch um die Gestaltung neuer Geschäftsmodelle und Arbeitsprozesse. Unternehmen, die sich bereits jetzt aktiv mit diesen Fragen auseinandersetzen, können sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil sichern.

Das passt gut zu einer Episode von Sohn@Sohn-Adhoc mit Professor Wolfgang Wahlster, dem ehemaligen Chef des Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), über den rapiden Fortschritt in der KI-Welt. Wahlster sieht in der steigenden Aufmerksamkeit für künstliche Intelligenz sowohl überraschende als auch erwartete Trends.

Er betont, dass die Möglichkeit, Systeme wie Chat GPT zu testen – dank Open Access – zu einer erhöhten Interaktion bei den Nutzern geführt hat. Journalisten haben das System mit extremen Fragen herausgefordert, was teils erstaunliche, teils bedenkliche Ergebnisse lieferte.

Wahlster weist darauf hin, dass trotz des aktuellen Hypes die Technologie, die dem Ganzen zugrunde liegt, solide ist und sich über 40 Jahre entwickelt hat. Es handelt sich nicht um Magie, sondern um harte Arbeit, unterstützt durch enorme Rechenkapazitäten. Das heutige System basiert auf Daten, Mustererkennung und Kombinatorik.

Zu den entscheidenden Entwicklungen im Bereich KI zählt laut Wahlster die Einführung von riesigen Modellen mit Milliarden von Parametern, der Einsatz sogenannter “Embedings” und “Attention-Mechanismen”, und das sogenannte “Finetuning”.

Wahlster erinnert sich an eine Pressekonferenz im Jahr 2006, bei der er die Vision einer Antwortmaschine im Gegensatz zur Linküberflutung, wie sie bei Google vorherrscht, vorstellte. Wahlster argumentiert, dass die Nutzer konkrete Antworten auf ihre Fragen suchen und nicht durch unzählige Links navigieren möchten, um diese Antworten zu finden. Es ist nicht nur eine Frage des Komforts, sondern auch der Effizienz und Relevanz.

“Wir brauchen keine Suchmaschinen, sondern Findemaschinen”, sagt Wahlster. Statt einer Liste von Links möchte er eine klare Antwort.

In Anbetracht der monumentalen Investitionen, die Giganten wie Microsoft in den USA tätigen, scheint Europa in einem Wettrennen um technologische Dominanz zu liegen. Doch während einige behaupten, Europa könne nicht mithalten, betont Wolfgang Wahlster, dass nicht allein die Finanzkraft den Unterschied ausmacht.

“Wir in Europa müssen uns auf Ressourceneffizienz und innovative Algorithmen konzentrieren.” Er hebt hervor, dass Europa zwar nicht die finanziellen Mittel hat, um in allen Sprachen zu konkurrieren, aber die Region kann sich durch qualitativ hochwertige und ethisch verantwortungsbewusste KI-Systeme auszeichnen. Er vergleicht dies mit dem Sicherheitssektor, wo viele Länder Technologien aus den USA oder China vermeiden und sich stattdessen auf europäische Produkte verlassen, weil sie den hohen Standards vertrauen.

In einem früheren Gespräch reagiert Wahlster auf die Kritik von Thomas Sattelberger, dem früheren Personalchef der Deutschen Telekom und Ex-Politiker, an der angeblich verfehlten KI-Forschung in Deutschland. Allein das DFKI könne sich vor Aufträgen aus dem staatlichen und industriellen Sektor kaum noch retten, führte Wahlster aus. Die Kritik von Sattelberger sei nicht nachvollziehbar.

“Er ist ja nicht der absolute Spezialist für KI und war doch eher für Personalpolitik zuständig. Ich kenne ihn nicht als KI-Experten. Das soll er mal gründlicher anschauen. Wir haben 80 Spin-Off-Firmen generiert. Wir haben Firmenwerte von über einer Milliarde Euro generiert. Wir haben gerade in den vergangenen zwei Jahren Firmen für über 100 Millionen Euro verkauft. Das ist nun wirklich ein Witz, was Thomas Sattelberger behauptet. Da müsste er etwas genauer recherchieren”, so die Replik von Wahlster.

Das #DFKI habe allerdings auch Forschungsaufgaben. “Wir bilden die nächste Generation von Hochschullehrern aus und bringen KI-Talente hervor. 96 Professoren für KI, die in Deutschland tätig sind, wurden bei uns ausgebildet”, betont der frühere DFKI-Chef. Man sollte bei der Beurteilung der Forschungsarbeit nicht nur auf Spin-Off-Firmen schauen. Auch die etablierten Unternehmen in Deutschland würden die Relevanz der KI erkennen und sich erfolgreich innovieren. Etwa Bosch und Siemens, denen das in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gelungen sei. “In den USA sind viele große Unternehmen den Abgrund runter gestürzt. Man hat dort zwar erfolgreiche Spin-Offs, es werden in der Öffentlichkeit allerdings immer die gleichen Beispiele genannt. Siemens, Bosch und andere Unternehmen in unserem Land waren und sind über Generationen hinweg Flaggschiffe. Das muss man erst einmal können. Diese Unternehmen haben KI-Abteilungen errichtet und setzen lernende Systeme bis in die Produktentwicklung ein”, erläutert Wahlster. 

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