„Heute Show“ auf der Suche nach dem digitalen Staat @heuteshow

Über allen Gipfeln Ist Ruh, In allen Wipfeln Spürest du Kaum einen Hauch; Die Vögelein schweigen im Walde. Warte nur, balde Ruhest du auch.

In der ZDF-Sendung „heute show“ wagen sich Lutz van der Horst und Fabian Köster auf eine humorvolle und zugleich ernüchternde Reise durch Deutschland und Estland, um die gravierenden Unterschiede in der Digitalisierung zwischen den beiden Ländern zu beleuchten. Die Sendung ist eine gelungene Mischung aus investigativem Journalismus und satirischem Kommentar.

Das Format der „heute show“ ermöglicht es, ein ernstes Thema wie die Digitalisierung in Deutschland auf eine unterhaltsame und zugängliche Weise anzugehen. Die Moderatoren setzen dabei auf einen Mix aus Interviews, Reportagen und komischen Einspielern, um die Komplexität und Absurdität der Situation aufzuzeigen. Besonders hervorzuheben ist die Art und Weise, wie van der Horst und Köster die Diskrepanz zwischen dem digitalen Fortschritt Estlands und dem deutschen Digitalisierungsstillstand darstellen. Ich schreibe mir ja nun schon seit dem Jahr 2000 die Finger wund, um die lachhaften Aktivitäten von Bund, Ländern und Kommunen aufs Korn zu nehmen. Das gelingt den beiden ZDF-Akteuren wesentlich besser.

Es ist frustrierend zu sehen, wie wenig in Deutschland passiert, während andere Länder wie Estland bereits seit Jahren erfolgreich digitalisiert sind. Bereits 1981 beschloss Bundeskanzler Helmut Schmidt den Bau eines bundesweiten Glasfasernetzes, doch sein Nachfolger Helmut Kohl stoppte das Projekt und ließ stattdessen Kupferkabel verlegen. Die deutsche Digitalisierung ist also den politischen Entscheidungen der Vergangenheit geschuldet. Das hat sich unter den nachfolgenden Regierungen von Schröder, Merkel bis Scholz nicht geändert. Erfolgreiche Internetprojekte der Regierung sucht man jedenfalls vergeblich. Der noch von Gerhard Schröder ins Leben gerufene Rundumschlag „BundOnline“ hat mittlerweile mehr Patina angesetzt als der Altkanzler. Seinerzeit hat sich die Regierung auf die Fahnen geschrieben, alle internetfähigen Dienstleistungen online bereit zu stellen.

Doch statt dabei die Zivilgesellschaft und die Wirtschaft im Fokus zu haben und intelligente Anwendungen sowie schlanke Prozesse zu schaffen, wurde nach dem Prinzip „Bürokratie im Netz“ die Flut von Formularen und Anordnungen einfach online abgebildet. Unübersichtlich, unlogisch, unverständlich, unverschämt.

Über die Positionselite, die im Staat die Digitalisierung voranbringen soll, hört man häufig folgendes Urteil: Von Digitalisierung und IT haben die so viel Ahnung wie ein Metzger vom Teppichknüpfen. Schaut Euch die Lebensläufe dieses Führungspersonals mal genauer an. Und dann auch noch die Rolle von McKinsey, Roland Berger & Co.

Insgesamt liefert die ZDF-Sendung einen wertvollen Beitrag zur öffentlichen Diskussion über Digitalisierung in Deutschland und zeigt auf, wie weit das Land in dieser Hinsicht hinter anderen europäischen Staaten zurückliegt. Auf der Suche nach dem digitalen Staat wird man in vielen Ländern in Europa fündig, nur nicht in Teutonien.

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