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Autorengespräch auf der Zukunft Personal um 13 Uhr mit @GuidoZander: Wundermittel 4-Tage-Woche? Halle 4.2 Stand F42 #ZPEurope

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Der Grund für das Buch von Guido Zander ist nach Auffassung des Autors nicht, die 4-Tage-Woche an sich, sondern den undifferenzierten und weitgehend faktenfreien Hype darum zu kritisieren. “Der Hype an sich wäre noch kein Problem, solange diese Diskussion nicht die jeweiligen Filter- blasen verlässt. Leider ist nun aber die Situation entstanden, dass Organisationen wie der DGB und die IG-Metall Pauschalforderungen nach einer 4-Tage-Woche erheben und auch die Politik immer mehr darüber diskutiert. Dabei wird ausgeblendet, dass es unterschiedlichste Ausprägungen einer 4-Tage-Woche geben kann, sodass in der öffentlichen Wahrnehmung überwiegend über eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich debattiert wird”, schreibt der Arbeitszeit-Spezialist. .

Er würde sich wünschen, dass wir in allen Unternehmen, unabhängig von Größe und Branche, gute Löhne, sozialverträgliche Arbeitszeiten und gute Arbeitsbedingungen hätten. In der Realität müsse man sich dies aber leisten können und die Möglichkeiten in den einzelnen Unternehmen sind leider sehr unterschiedlich.

“Mit der nach wie vor in Deutschland vorhandenen Geiz-ist-Geil-Mentalität kommen wir nur bedingt weiter. Solange wir eine kostenlose Same-Day-Lieferung erwarten, die Flüge möglichst billig sein sollen, die Krankenkassenbeiträge nicht steigen dürfen, müssen wir uns auch nicht wundern, dass die Arbeitsbedingungen und das Gehaltsniveau in den jeweiligen Branchen nicht allzu gut sind. Außerdem sind wir keine Insel und stehen mit vielen Ländern im direkten Wettbewerb, in denen die Löhne und Arbeitsbedingungen deutlich schlechter sind als bei uns. Insofern bringt es uns auch nicht weiter, wenn wir alle eine 4-Tage-Woche haben, unsere Unternehmen dann wahlweise insolvent werden oder ihr Geschäft in andere Länder verlagern”, so Zander.

Die 4-Tage-Woche könne unter bestimmten Voraussetzungen und in bestimmten Branchen funktionieren und es liegt auch auf der Hand, dass damit viele positive Effekte verbunden sind, wodurch es für die einzelnen Unternehmen einfacher wird, Mitarbeiter zu halten und neue Bewerber zu rekrutieren. Wie groß diese Effekte seien, hängt aber sehr stark von der jeweiligen Umsetzung und Ausgestaltung dieses Modells ab.

“Die größten Effekte sind wohl bei einer Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich zu erwarten. Diese Effekte wurden durch die Studien von Microsoft in Japan, den öffentlichen Dienst in Island oder auch von der UK-Studie bestätigt. Wenn Unternehmen die in diesem Buch geschilderten Voraussetzungen haben, spricht nichts dagegen, auf eine 4-Tage-Woche umzustellen. Das dürften vor allem eher kleinere Unternehmen aus Branchen wie der IT-Industrie, dem Handwerk, Dienstleistern, dem öffentlichen Dienst oder generell Unternehmen ohne Schichtbetrieb sein, die sich nicht dem internationalen Wettbewerb stellen müssen. Nicht ohne Grund rekrutieren sich die freiwilligen Teilnehmer an den diversen Studien nahezu ausschließlich aus diesem Kreis. Deshalb und auch aufgrund gewisser methodischer Mängel sind die Ergebnisse dieser Studien eben nicht auf alle Unternehmen übertragbar, wie es in der Presse vereinfacht dargestellt wird. Gerade Unternehmen, die bereits sehr effizient sind, weil sie dem globalen Wettbewerb ausgesetzt sind, dürften sich mit dem überall erwarteten Modell der 4-Tage-Woche mit Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich sehr schwertun. Darüber hinaus ist in der öffentlichen Debatte untergegangen, dass sowohl in Island als auch in der UK die Unternehmen faktisch die Arbeitszeit nur auf ca. 36 Stunden bei 4,5 Arbeitstagen gesenkt hatten, weshalb der Titel 4-Tage-Woche eigentlich ein Etikettenschwindel ist. Um es noch drastischer zu formulieren: In Deutschland wird von Befürwortern der 4-Tage-Woche flächendeckend damit argumentiert, dass Studien eindeutig gezeigt hätten, dass es keinen Grund gibt, die 4-Tage-Woche nicht einzuführen, da klar bewiesen wurde, dass dies zu zufriedeneren Mitarbeitern führt, die Produktivität gesteigert wird und sogar automatisch Umsatzwachstum entsteht.”

Studien zeigen deutlich auf, dass eine Arbeitszeitverkürzung, sofern sie zu einer Entlastung führt, einen sehr positiven Einfluss auf Fluktuations- und Krankenquoten haben kann. Daher sollten gerade Unternehmen im Schichtbetrieb mit hohen Wochenarbeitszeiten und Krankenquoten über eine Arbeitszeitverkürzung nachdenken. Mit entsprechenden Flexibilisierungskonzepten könnten Leerzeiten vermieden werden. “Außerdem haben die Studien deutlich aufgezeigt, dass man bei geringerer Belastung mit weniger Krankheitsausfällen rechnen darf. Unter diesen Bedingungen ist eine moderate Arbeitszeitverkürzung von bis zu 10 Prozent und ggf. sogar mehr bei vollem Lohnausgleich ohne Produktivitätsverlust mehr als realistisch”, resümiert Zander.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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