
Die Aufgeregtheit darüber, ob und wann sich Deutschland in der Rezession befindet, überlagert und verdrängt nach Auffassung des Ökonomen die Gefahren, die den Wohlstand weit grundsätzlicher infrage stellen. „Denn seit der Finanzmarktkrise von 2008 und dem unmittelbar danach folgenden Wirtschaftsabsturz wird hierzulande zu wenig investiert. Lagen die Ausrüstungsinvestitionen gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1991 noch bei zehn Prozent und 2008 immerhin noch bei acht Prozent, erreichen sie momentan lediglich zwischen sechs und sieben Prozent des BIP“, schreibt Thomas Straubhaar in einem Gastbeitrag für die Welt.
Der Kriechgang bei der Arbeitsproduktivität als Konsequenz der zurückhaltenden Investitionstätigkeit und eines damit einhergehenden langsamen Innovationstempos werde sich rächen und die wirtschaftliche Prosperität in Deutschland mehr als alles andere infrage stellen – mehr auch als Donald Trumps Aggression, Chinas Drohungen und ein ungeregelter Brexit zusammen.
Beschäftigungserfolge seien in erster Linie mit Lohnzurückhaltung erkauft worden und nicht mit einem Modernisierungsschub und mutigen Investitionen in neue Projekte. Jürgen Stäudtner hat schon vor ein paar Jahren in seinem Buch „Deutschland im Innovationsstau“ auf diesen Tatbestand hingewiesen. Die Deutschland AG wird dominiert von Zukunftsverweigerern.