fbpx

Schumpeter, Innovationen und Management-Revolutionen: Wer ist der wahre Innovator?

Schumpeter-Forscher Lars Immerthal stellt auf der Next Economy Open die Frage, ob die Metapher der schöpferischen Zerstörung noch aktuell ist und welche Rolle andere Managementtheorien spielen. Er betont die Bedeutung einer kultivierten und umfassenden Betrachtung von Begriffen wie Innovation und strategischer Planung, um ein tieferes Verständnis zu erlangen. Er kritisiert den inflationären Gebrauch von Phrasen und Metaphern, die oft keine wirkliche Programmatik erkennen lassen.

Immerthal verweist auf die Notwendigkeit struktureller Freiräume, in denen neue Ideen und Gedanken entwickelt werden können. Er betont, dass es schwierig ist, über den eigenen Tellerrand zu blicken und neue Perspektiven einzunehmen, solange solche Freiräume fehlen. Er vergleicht dies mit dem Thema Diversität, das oft gefordert, aber nicht konsequent umgesetzt wird.

Immerthal erwähnt auch das Prinzip des Zufalls und des Umherwanderns, das in der Geschäftswelt oft unterschätzt wird. Er verweist auf Studien, die zeigen, dass Erfolg nicht nur auf strategischer Planung beruht, sondern auch vom Zufall abhängt. Er betont die Bedeutung von Kombinatorik und dem geschickten Zusammenführen verschiedener Elemente, um etwas Neues zu schaffen.

Immerthal arbeitet als Unternehmensberater und hat Erfahrung mit Technologieunternehmen. Er betont, dass Erfolg nicht automatisch durch intelligente Strategien erreicht wird, sondern oft auch mit Glück und dem richtigen Timing zusammenhängt. Er lobt Unternehmen wie Amazon, die erfolgreich verschiedene Produkte und Services kombinieren und neue Märkte erschließen.

Immerthal spricht auch über das Konzept der Klugheit, das er als Renaissance des Denkens betrachtet. Er betont, dass Klugheit eine verstandesmäßige Tugend ist, die es Managern ermöglicht, mit Unsicherheit und neuen Möglichkeiten umzugehen. Klugheit eröffnet neue Optionen und erweitert den Handlungsspielraum. Er sieht in der Klugheit eine beratende Tauglichkeit, die es Managern ermöglicht, in komplexen Situationen kluge Entscheidungen zu treffen.

In der Next-Economy-Open-Session werfen wir die Frage auf, wie man das Konzept der Klugheit in Unternehmen institutionalisieren kann. Beispiele reichen bis in die Renaissance zurück. Immerthal betont die Bedeutung von Beratung und Tauglichkeit und sieht in der Klugheit eine Möglichkeit, neue Perspektiven zu eröffnen und den Handlungsspielraum zu erweitern.

Wichtig seien auch Kommunikationsformate, in der Menschen lernen, sich mit anderen auszutauschen und auch im Dissens konstruktiv zu streiten. Dabei geht es darum, nicht nur auf der eigenen Sichtweise zu beharren, sondern sich auch mit anderen Stakeholdern und internen Widersachern auseinanderzusetzen. Dieser Verständigungsprozess ermöglicht es, kleine Signale aus dem Markt oder gesellschaftliche Wertungen wahrzunehmen und Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, einschließlich der damit verbundenen Risiken und Chancen.

Um solche Verständigungsprozesse zu fördern, können verschiedene Formate genutzt werden, angefangen von kleinen Workshops bis hin zu umfassenden Strategieentwicklungen. Es geht darum, sich regelmäßig auszutauschen und nicht nur einmal im Jahr alle abzuholen, sondern kontinuierlich im Dialog zu bleiben. Dabei ist es wichtig, sich auf strukturellen Freiraum einzulassen und sich auch mit Themen wie Disruption und schöpferischer Zerstörung auseinanderzusetzen, um das eigene Verständnis zu erweitern und neue Möglichkeiten zu entdecken.

Ein solcher Verständigungsprozess erfordert auch eine gewisse Klugheit und Offenheit. Man sollte sich nicht nur auf Zahlen und Kennzahlen verlassen, sondern auch ästhetische und metaphorische Aspekte zu berücksichtigen. Ein Unternehmen sollte nicht nur auf Effizienz und Rendite fokussiert sein, sondern auch Raum für Kreativität und Innovation schaffen.

Solche Verständigungsprozesse sind nicht nur für große Unternehmen relevant, sondern können auch für mittelständische Firmen von Bedeutung sein.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: