
Ich bin ja immer auf der Suche nach Bonner Fundstellen über den Ökonomen Joseph A. Schumpter, der von 1925 bis 1932 in Bonn als Professor wirkte. Jetzt las ich einen Beitrag über eine Veranstaltung zur 200-Jahr-Feier der Uni Bonn mit dem Titel “Lichtgestalten der Bonner Universitätsgeschichte”. Und da taucht neben Karl Marx und dem Rechtswissenschaftler Ernst Zitelmann auch Schumpeter auf. Wie löblich.
Alle drei seien Lichtgestalten der Bonner Universitätsgeschichte, die uns tatsächlich noch etwas zu sagen haben. In der Tat.
Am Beispiel der Weltmacht China, das im 19. Jahrhundert noch als „der schlafende Riese“ galt, illustrierte Professor Clemens Albrecht die Bedeutung der Schumpeter-Schrift „Soziologie der Imperialismen“. Albrecht schlug damit den Bogen zu aktuellen Fragen der Globalisierung, Stichworte Umweltschutz und Handelskrieg zwischen den USA und China, wie sie in der anschließenden Diskussion aufkamen. Schumpeter habe die „Soziologie der Imperialismen“ kurz nach dem Ersten Weltkrieg vorgelegt, heißt es in der Meldung der Uni Bonn. “Wenige Jahre später wurde er nach Bonn berufen. Seine ‘Analyse des Wechselverhältnisses zwischen ökonomischen Entwicklungen, sozialen Grundlagen und raumgreifenden politischen Entscheidungen’ ist für den Kultursoziologen Albrecht interessant, weil sie die Probleme und Widersprüche der Globalisierung begreifbar macht. Besonders deutlich werde dass im Bereich des Rechts und der zunehmenden Internationalisierung des Rechts. ‘Recht muss als Kultur politisch gewollt sein’, zitierte Albrecht Schumpeter. Auch wenn das möglicherweise mit nationalen Interessen kollidiere, treibe es insgesamt die Entwicklung voran, sei also notwendig.” Und nicht nur das.
In seinem Werk “Business Cycles” hat er eine wichtige Epochen-Perspektive entwickelt. So können wir rückblickend die Zeit von 1898 bis 1953 mit der Brille von Schumpeter als Einheit von Neomerkantilismus (Förderung von Exporten und Erschwerung von Importen) und aggressivem Nationalismus bezeichnen – also eine imperialistische Epoche, die erst nach dem zweiten Weltkrieg nach und nach überwunden wurde. Gründung der Montanunion, EWG und später Europäische Gemeinschaft. Zur Europawahl sollten wir auf diese wirtschaftspolitischen Zusammenhänge intensiv eingehen.
“Der Zusammenhang zwischen dem damaligen antiimperialistischen Kampf und dem Aufbruch zu einem gemeinschaftlichen Dasein der europäischen Völker wird uns leider nur allzu selten bewusst”, schreibt Ulrich Hedtke in seinem Beitrag “Josef Alois Schumpeter – Vorträge in der Bonner Zeit”.