
Zu viel Krieg, zu viele Krisen: “Die Menschen sind erschöpft von schlechten Nachrichten, sagt eine Studie”, so die FAS.
Referenz für den Beitrag von Anna Vollmer ist der neue „Reuters Digital News Report“. Für die Studie wurden über 93 000 Menschen in 46 Ländern zu ihrem Nachrichtenkonsum befragt. Die Pressemitteilung des Hamburger Hans-Bredow-Instituts, das den deutschen Teil der Studie durchgeführt hatte, trug den Titel: „Deutsche sind nachrichtenmüde“. Obwohl der Anteil derjenigen, die mehrmals pro Woche Nachrichten konsumierten, mit 92 Prozent laut Befragung noch immer sehr hoch ist, gaben nur 57 Prozent der erwachsenen Internetnutzer an, sich für die aktuelle Weltlage zu interessieren. Das waren zehn Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
“Überraschend sind die Ergebnisse auch deshalb, weil die Mediennutzung in der Regel in Krisenzeiten spürbar steigt, Berichte über Corona und den Krieg werden viel gelesen. Aber offenbar führt das bei immer mehr Menschen irgendwann zu Ermüdungserscheinungen, zum Überdruss an der Berichterstattung über die immergleichen Themen, zur Erschöpfung durch die Menge der Nachrichten”, schreibt Vollmer.
Ein Thema, das laut Reuters-Studie gemessen an seiner Dringlichkeit erstaunlich wenig interessierte, sei der Klimawandel. Auf die Frage „Für welche der folgenden Arten von Nachrichten interessieren Sie sich gegebenenfalls?“ nannten nur 28 Prozent der 18- bis 24-Jährigen die Themen „Umwelt/Klimawandel“. Gleichzeitig ist in anderen Studien zu lesen, ein Großteil der Jüngeren sorge sich um die Zukunft.
An den Ergebnissen der Reuters-Befragung ist deutlich zu erkennen, dass der Grad der persönlichen Betroffenheit ein wichtiger Faktor für das Nachrichteninteresse ist. “Im globalen Süden, also in den Regionen, die den Klimawandel jetzt schon unmittelbar zu spüren bekommen, war das Interesse am diesem Thema am größten. Greta Thunberg mag aus Schweden kommen, doch ist das Interesse in ihrem Heimatland im Vergleich zu anderen Regionen verhältnismäßig gering. In Schweden haben die wenigsten Angst, ihr Zuhause durch Überflutungen zu verlieren. Auf den Philippinen fürchten das viele”, erläutert die FAS-Autorin.
Vielleicht sollte man weniger mit moralistischer Attitüde operieren. Ratsam wäre es zudem, das eigene Verhalten kritisch zu reflektieren. Nicht ständig Camouflage-Nebelkerzen zünden, sondern Dinge auch konkret realisieren. So sieht es auch Vollmer: “Anstatt sich also nur über den politischen Gegner aufzuregen, der einfach nicht das Auto stehen lässt, könnte man sich die Mühe machen, einfach mal nachzufragen, unter welchen Bedingungen so etwas denn vorstellbar wäre. Denn wer sich angesprochen fühlt, liest höchstwahrscheinlich auch wieder mehr Nachrichten. Und ist dann vielleicht auch bereit, über Veränderungen nachzudenken.”
Ich selbst versuche das durch Projekte wie der maximalen Begrünung meines Grundstücks, durch den Verzicht auf einen eigenen PKW, durch ein Plädoyer für Cloud-Belegschaften ohne PKW-Berufspendelei und dergleichen mehr. Aber ohne “Die-Leute-Aburteilungen” als Hohepriester der ökologischen Wende.