
Immer häufiger fällt mir, dass in Artikeln, Reden, Einladungen, Broschüren, Büchern und Blog-Beiträgen von der “Circular Economy” geredet wird. Klingt wohl bedeutsamer als das schnöde Wort “Kreislaufwirtschaft”.
Vielleicht steckt dahinter nur Kompetenzsimulation. Denn die Überlegungen zur Kreislaufwirtschaft sind so alt wie die Lumpensammler, die vor Ewigkeiten angefangen haben, aus alten Sachen noch etwas heraufzuholen – geschäftlich. Lumpensammler gingen von Haus zu Haus und sammelten abgetragene, zerschlissene Kleidungsstücke und Stoffreste. Diese Materialien wurden dann an Papiermühlen verkauft, da sie als Rohstoffe zur Papierherstellung dienten. Lumpensammler sammelten auch Eisen und andere Metalle, die sie an Gießereien verkaufen konnten. Übrigens schön sortenrein, denn nur so waren überhaupt gute Erlöse zu erzielen.
Davon ist die so genannte Circular Economy meilenweit entfernt. Noch unter Bundesumweltminister Klaus Töpfer wurde 1991 die Verpackungsverordnung beschlossen. Es handelte sich um das erste Regelwerk, das die Verantwortung der Hersteller für die Entsorgung ihrer Produkte festschrieb. Es handelte sich um das Pilotprojekt der im späteren Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrW-/AbfG) – ab 1996 – umfassend und detailliert geregelten Produktverantwortung. Die Hersteller und Vertreiber von Produkten sollen auch für die Entsorgung aufkommen: Also die Internalisierung externe Effekte. Der Marktpreis sollte die ökologische Wahrheit sprechen. Guter Grundgedanke, aber schlecht gemacht in der Umsetzung. Alles nachzulesen auf ichsagmal.com. Nachfragemacht des Handels, Abwälzung auf die Hersteller, keine ökologische Lenkungswirkung und dergleichen.
Bei allen Abfalldaten und Verwertungsquote, die uns an den Kopf geballert werden, darf nicht unterschlagen werden, wie schlecht wir in Europa und in Deutschland sind:
Kreislaufwirtschaftsquote der Wirtschaft in Deutschland liegt nur bei mageren 13 Prozent, wie Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes auf der re:publica in Berlin erläuterte. Der Durchschnitt in Europa liegt sogar noch niedriger.
Um das zu ändern, sollten wir aufhören mit Grüne-Punkt-Gebühren, die auf die Verpackungen draufgehauen werden und spätestens bei den Herbstgesprächen zwischen Handel und Industrie verdunsten, sondern beim Verbrauch der Rohstoffe anfangen.
Wir sollten das über Abgaben angehen, die sich reduzieren, je mehr Materialen wiederverwendet oder wiederverwertet werden. Dann entsteht ein Lenkungseffekt direkt bei der Produktion: Senkung des Verbrauchs von Neuware und Anregungen für den Einsatz von Sekundärrohstoffen. Die Wiederverwendung sollte sogar noch stärker belohnt werden, um die Mehrwegindustrie wieder zu stabilisieren.