@BMWK_Econ Digitalisierungsindex für die Wirtschaft in Deutschland: Es mangelt an digitalen Kompetenzen – #Notizzettel für das Interview mit @BarEngels

Die Wirtschaft in Deutschland ist 2021 im Vergleich zu 2020 digitaler geworden. Nachzulesen in der IW-Studie für das BMWK. Demnach beträgt der deutschlandweite Indexwert 2021 108,0 Punkte im Vergleich zu den normierten 100,0 Punkten im Jahr 2020.

Wo gibt es Nachholbedarf?

Handel

Am besten schneidet der Handel in der Kategorie Prozesse ab, die gleichzeitig auch die ein- zige Kategorie mit überdurchschnittlichem Ergebnis ist.

Am schlechtesten ist der Handel bei den Forschungs- und Innovationsaktivitäten (3,8 Punkte).

Zuwächse erzielt der Handel vor allem in den Kategorien Innovationslandschaft (plus 25,8 Punkte) und Prozesse (plus 13,9 Punkte), Verluste in der Kategorie Qualifizierung (minus 14,6 Punkte).

Mit der zunehmenden Beliebtheit des E-Commerce (siehe auch Rusche, 2021) ist auch für die kommenden Jahre zu erwarten, dass der Handel digitaler wird.

Verkehr und Logistik

Der Indexwert in der Branchengruppe Verkehr und Logistik sinkt von 75,4 auf 70,1 Punkte.

Die Branchengruppe erreicht ihr bestes Ergebnis in der Kategorie Prozesse, ihr schlechtestes bei den Forschungs- und Innovationsaktivitäten.

Die Prozesse sind die einzige Kategorie, in der Verkehr und Logistik einen überdurchschnittlichen Wert erzielt. Sie gewinnt dort 20,2 Punkte hinzu.

Verluste werden bei Produkten (minus 32,0 Punkte), Geschäftsmodellen (minus 20,1 Punkte) und in der Qualifizierung (minus 6,8 Punkte) verzeichnet. Verkehr und Logistik bilden 2021 wie auch 2020 das Schlusslicht in der Kategorie Innovationslandschaft.

Die Entwicklungen der Branchengruppe sind insbesondere im Lichte der Corona-Pandemie zu betrachten, da sie anfangs durch Grenzschließungen und im Verlauf der Pandemie durch eine starke Nachfrage vor besonderen Herausforderungen gestanden hat und immer noch steht. Darunter hat offensichtlich auch die Entwicklung der Digitalisierung gelitten.

Tourismus

Die Digitalisierung im Tourismus nimmt stark zu. Ihr Indexwert steigt von 64,3 auf 84,4 Punkte.

Der Zuwachs um insgesamt 20,2 Indexpunkte in der Tourismusbranche (einschließlich Hotel- und Gastgewerbe) wird vor allem durch die deutlichen Steigerungen in der Kategorie Prozesse getrieben (plus 84,3 Punkte).

Bei den Produkten (plus 15,3 Punkte) und Geschäftsmodellen (plus 7,3 Punkte) legt die Branche ebenfalls zu. In allen drei Kategorien ist das Abschneiden des Tourismus überdurchschnittlich.

Einzig bei der Qualifizierung zeigen sich Verluste (minus 11,1 Punkte). Im Branchenvergleich ist der Tourismus weiterhin Schlusslicht bei Qualifizierung sowie Forschungs- und Innovati- onsaktivitäten.

Insbesondere in dieser Branche scheint die Corona-Pandemie zu einen Digitalisierungsschub geführt zu haben. Insbesondere das Gastgewerbe musste in der langen Zeit des Lockdowns und auch danach mit Einschränkungen des Geschäftsbetriebs rechnen. Viele Unternehmen haben aus der Not eine Tugend gemacht und beispielsweise ihre Produkte vermehrt über digitale Absatzkanäle angeboten.

Betriebsgröße

Vor allem große Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten verzeichnen im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 Zuwächse. Ihr Indexwert steigt von 199,6 auf 205,2. Sie bleiben die am stärksten digitalisierte Unternehmensgrößenklasse und erreichen weiterhin einen mehr als doppelt so hohen Indexwert wie die kleinen Unternehmen.

Auch kleine Unternehmen mit 1 bis 49 Beschäftigten sind 2021 digitaler als noch 2020. Ihr Indexwert steigt von 89,2 auf 93,9 Punkte, liegt aber weiterhin deutlich unter dem Durch- schnitt der Unternehmensgrößenklassen, der 104,6 im Jahr 2021 beträgt. Sie bleiben die am wenigsten digitalisierte Unternehmensgrößenklasse.

Mittlere Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten verlieren Indexpunkte. Ihr Indexwert sinkt von 125,9 auf 119,4.

Die Wirtschaft in Deutschland ist 2021 im Vergleich zu 2020 fast durchgängig digitaler geworden. Die Treiber der Digitalisierung sind vor allem verbesserte Rahmenbedingungen, also unternehmens- externe Indexkategorien wie Technische Infrastruktur. Sie steigen im Durchschnitt stärker als die unternehmensinternen Indexkategorien, wie beispielsweise Forschungs- und Innovationsaktivitäten sowie Geschäftsmodelle.

Zu grundlegenden Verschiebungen auf den unterschiedlichen Differenzierungsebenen kommt es nicht. Große Unternehmen, die IKT-Branche, die Bundeslandgruppe Süd (Baden-Württemberg und Bayern) sowie Agglomerationen sind deutliche Digitalisierungsvorreiter. Kleine Unternehmen, das Sonstige Produzierende Gewerbe, die Bundeslandgruppe Ost (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) und die geringverdichteten ländlichen Räume haben am meisten Aufholbedarf.

Es gibt verschiedene mögliche Erklärungsansätze dafür, warum die durchschnittlichen Zunahmen der internen und externen Digitalisierungsaspekte sich unterscheiden. Eine Erklärung ist, dass die äußeren Rahmenbedingungen, die die Unternehmen vorfinden, die Möglichkeiten der Digitalisierung in den Unternehmen determinieren. Eine entwickelte technische Infrastruktur, passende administrativ-rechtliche Rahmenbedingungen, eine digitalorientierte Gesellschaft, bereitstehendes Humankapital und eine florierende Innovationslandschaft sind Voraussetzungen und Motoren dafür, dass die Wirtschaft intern digitaler werden kann: sowohl in Prozessen, Produkten und Geschäftsmodellen, als auch in der Qualifizierung der eigenen Mitarbeiterschaft und bei den eigenen Forschungs- und Innovationsaktivitäten. Damit die Unternehmen intern digitaler werden können, müssen zunächst die externen Rahmenbedingungen verbessert werden. Dementsprechend zeigen die Rahmenbedingungen, die externen Kategorien, derzeit noch höhere Zuwächse. In Zukunft sind höhere Zunahmen bei den internen Kategorien zu erwarten.

Einen Grund zur Sorge liefern die Rückgänge in der Kategorie Qualifizierung und die teils verhaltenen Zunahmen in der Kategorie Humankapital. Kompetenzsouveränität ist die Voraussetzung für die Handlungsfähigkeit sowie Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Die Stärkung der digitalen Kompetenzen in der Gesellschaft ist somit eine zentrale Aufgabe, um die Digitalisierung der Wirtschaft in Deutschland nachhaltig voranzutreiben. Dabei geht es nicht nur um Kompetenzen für den Arbeitsmarkt, sondern auch um Kompetenzen, um als Privatperson an der Digitalisierung teilzuhaben.

Ich bereite gerade ein Interview mit der Studienautorin Barbara Engels vor.

Welche Punkte interessieren Euch? Habt Ihr Vorschläge für Fragen an die Studienautorin?

Hier könnt Ihr die Studie herunterladen.

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