Bombiger Big Data-Heizdeckenverkauf – Ein Brexit-Trump-Ex-post-Schlaumeier-Heldenepos

Verkaufsgag Big Data

Merkwürdig, wie die Zahlendreher und Analysten immer im Nachgang eines Ereignisses auf den Plan treten und ihre Heldengeschichten erzählen. Es sind Ex-post-Märchen, die in die Welt gesetzt werden.

Monokausale Angebereien zur Einordnung einer komplexen Welt, die eben nicht so eindeutig analysiert werden kann.

Aber Menschen sehnen sich nach Klarheit – in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Also werden sie von Ex-post-Schlaumeiern bedient. Besonders beliebt ist die Methode bei Rettern des Abendlandes, die in ihrer Rhetorik als Untergangspropheten auftreten:

Als Alarmglocken-Lautsprecher liegt man in jedem Diskurs-Szenario richtig – eine Komfortzone, die besonders von besorgten Bürgerinnen und Bürgern genutzt wird. Falls das Unheil eintritt, hat man es immer schon gewusst. Je größer das Elend, desto triumphaler die Geste des Allwissenden. Bleibt zu Lebzeiten die Niedergangs-Vorhersage aus, ist es sogar noch besser: Dann waren es die eigenen Warnungen, die die Menschheit gerettet haben. Den Rest erledigt die Vergesslichkeit des Publikums oder die Kunst der Umdeutung eigener Aussagen. Die Wahrheitsmenschen mit dem „Ich-weiß-was-Image“ entfalteten in den 1920er Jahren als barfüssige Propheten (siehe auch das gleichnamige Buch von Ulrich Linse) begnadete Show- und Reklame-Talente, um sich als Heiler geschundener Seelen zu verdingen.

Der Heizdecken-Big-Data-Verkäufer ist ein besonderer Besserwisser-Typus, der seit ein paar Jahren die Medien-Agenda beschäftigt – manchmal sogar in Kombination mit dem Typus des Untergangspropheten und dem Verschwörungstheoretiker.

Dieser Typus kann Datenmaschinen zur Weltrettung konstruieren.

Er weiß, was ich morgen für eine Krawatte kaufe (obwohl ich gar kein Krawattenträger bin).

Er organisiert Wahlsiege – für Trump oder Obama.

Er gebärdet sich als allmächtiger Spekulant.

Und er dirigiert Menschen wie Maschinen.

Es sind Scharlatane, die die Welt nach den Regeln der Astrophysik erläutern und als Formelkonstrukteure eine Menge Geld verdienen.

Aber diese Taschenspieler kann man entlarven. Dazu ein paar lesenswerte Interventionen:

Big Data für Donald Trump: Fake News für die Intelligenzija

Nicht Fake News auf Facebook haben die Wahl entschieden

Vielleicht ist die Bombe auch nur Big Data-Heizdeckenverkaufsgeschwätz

Hat wirklich der große Big-Data-Zauber Trump zum Präsidenten gemacht?

HAT EIN BIG DATA PSYCHOGRAMM TRUMP WIRKLICH DEN SIEG GEBRACHT?

Die Big Data-Schmierlappen-Propaganda kann man hier bewundern:

So kann man sich irren, wenn die Schlaumeier-Analysen vor einem Ereignis erscheinen: Wahlkampf mit Facebook – Norbert Hofer ist österreichischer Bundespräsident

Und noch mal der Hinweis auf die kurze Halbwertzeit von Psychotricks: Wenn Menschen das durchschauen, passiert das Gegenteil von dem: Solche Dinge bleiben eben nicht geheim – dafür sorgen ja die Big Data-Lautsprecher wie Alexander Nix. Instrumente zur Verhaltenskontrolle oder Verhaltensmanipulation werden über kurz oder lang bemerkt. Man erkennt die Absichten und verhält sich absichtsvoll anders. Wolfgang Streeck, Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln, verweist auf die Hawthorne-Experimente (1924 bis 1932). Forscher wollten herausgefunden haben, dass Arbeiterinnen auch ohne Lohnerhöhung schneller und besser arbeiten, wenn man freundlich zu ihnen ist und die Wände gelb anstreicht.

„Aber nachdem sich unter den Beschäftigten herumgesprochen hatte, dass das Management mit seinen guten Worten und der gelben Farbe nur Geld sparen sollte, kam es zu Lohnforderungen und einem Streik“, führt Streeck aus.

Die Geltung derartiger Modelle und Theorien könne durch ihr Bekanntwerden schnell wieder außer Kraft gesetzt werden! Vielleicht wird ja der Laden von Mr. Nix mal gehackt, wäre doch lustig.

Der Psycho-Test ist übrigens eine Lachnummer.