Software-Kompetenzen für die vernetzte Ökonomie: #VW im Upskilling-Modus – Herausforderungen auch für das Personalmanagement #ZukunftPersonal #Cariad

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Volkswagen baut die IT-Tochter Cariad grundlegend um. Das berichtet das Handelsblatt: „Neben einem Wechsel in der Führungsetage sei eine Neuordnung der Arbeitsabläufe geplant, erfuhr das Handelsblatt aus Konzernkreisen. Demnach sollen Cariad-Chef Dirk Hilgenberg sowie die Vorstände Lynn Longo (Technik) und Thomas Sedran (Finanzen) ihre Posten räumen. Mit den drei Managern werde derzeit über einen Wechsel in andere Bereiche der VW-Welt geredet, hieß es in den Kreisen. Bleiben wird den Planungen zufolge nur Personalchef Rainer Zugehör. Neuer Cariad-CEO soll Peter Bosch, bislang Vorstand der britischen Nobelmarke Bentley, werden. In das Führungsgremium werden den Quellen zufolge zudem zwei Techniker berufen, die zeitnah benannt werden sollen. An diesem Montag will der Aufsichtsrat von Cariad die Veränderungen beschließen. Das Unternehmen lehnte einen Kommentar zu den Personalien ab.“

Bei dem Umbau gehe es darum, dringend benötigte Software pünktlich fertigzustellen. Ohne diese Software drohe eine weitere Verzögerung bei den Anläufen der wichtigen Elektromodelle Audi EQ6 und Porsche Macan. Werde die Software nicht rechtzeitig fertig, könnte Schaden in Milliardenhöhe entstehen.

„Der frühere Vorstandschef Herbert Diess hatte Cariad 2020 ins Leben gerufen, um die Entwicklung von Softwarearchitekturen für die einzelnen Fahrzeuge der Konzernmarken zentral in eine Hand zu geben. Mit der Digitalisierung spielt die Leistung der Betriebssoftware die entscheidende Rolle. Allerdings hatten wiederholte Verzögerungen in der Entwicklung vor etwa einem Jahr zu Diess’ Entlassung geführt. Auf ihn folgte Anfang September 2022 Porsche-Chef Oliver Blume, der den Konzern seither zusätzlich zu seinem Job bei Porsche führt. Bei Cariad ist Blume zudem als Aufsichtsratschef oberster Kontrolleur“, erläutert das Handelsblatt.

Was steht auf der Agenda bei VW: Der Ausbau von Technologie-Partnerschaften; Abstimmung mit Konzernmarken und eine klare Definition, was die Softwarelösungen leisten müssen.

Das fängt übrigens beim User-Interface im Wagen an. Nur so ein kleiner Hinweis für die Software-Entwickler.

Welche Mammut-Aufgabe dahintersteht, erläuterte Ralph Linde, Chief Learning Officer Volkswagen Group & Verantwortlicher für Unternehmenskultur, auf der Zukunft Personal in Hamburg. Werde das Thema in Stuttgart auf der #ZPSüd vertiefen, also Konzepte, um neue Fähigkeiten zu erlernen.

Siehe auch #ZukunftPersonalNachgefragt

Vielleicht sollten die Entwickler mehr auf Open Source setzen.

Was schrieb ich 2016: VW braucht neue Expertise für E-Mobilität und Software

In die VW-Führungsetagen wandern nach Analysen von Professor Lutz Becker meistens Ingenieure nach oben, die in Aachen studiert haben und vom Traum besessen sind, ein 12-Zylinder-Auto zu bauen. „Vieles, was jetzt passiert, zerstört diesen Traum“, sagt der Studiendekan der Fresenius- Hochschule in Köln. Die Hackordnung im VW-System funktionierte nach dem Prinzip der Selbstbestätigung.

Jetzt stehe VW-Chef Müller vor der Herausforderung, unterschiedliche Angriffe zu überstehen. „In der Mittelklasse mit A3, A4, A6, Golf und Passat ist man noch stark. Aber auch hier fehlen bahnbrechende Innovationen. Man ist im VW-Konzern zu stark auf die Bewahrung des Brot-und-Butter-Geschäftes fixiert“, meint Becker.

„Ich sehe die Gefahr, dass VW im Sandwich aufgefressen wird. Der Head of Audi in den USA versteht Tesla als Role Model, also läuft man da schon hinterher. Von dort kommt der Druck von oben. Die Japaner (und mittlerweile die Chinesen) drücken von unten. Wenn VW nicht konsequent seinen Kernmarkt innoviert, also herausragende E-Mobilität in den Markt drückt, wird es eng werden. Die Elektrifizierung des Antriebs wie beim E-Golf unter Beibehaltung des Power Trains ist nur ein halbgares Konzept. Die digitalen Geschäftsmodelle sind einfach anders. Das ist bei
VW einfach nicht angekommen.“

Becker merkt das als Audi-Fahrer jeden Tag. Etwa bei der Lektüre des unverständlichen Handbuchs. Anachronistisch sei auch die Start-Stop-Automatik, die er als Beweis heranzieht für das Ende eines technologischen Lebenszyklus. Innovationskompetenz mutierte zu einem Absurditäts-Gadget. „Die Software in meinem A6 ist auf dem gleichen Usability-Niveau wie meine Philips Universal Fernbedienung für TV und Video in den 1990er Jahren. Und die war damals schon schlecht“, weiß Becker.

Keine Expertise für die Netzwerk-Ökonomie

Hier stehe sich die Ingenieurs-Organisation von VW selbst auf den Füßen. Die Ursache sieht der Hochschulprofessor im Business Reengineering. „Das ist für mich die größte Erbsünde der Managementlehre aus den 1980er Jahren. Man kann soziale Organisationen nicht Reengineeren, weil es keine simplen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge gibt. Kultur kann man nur durch Narrative und vorgelebte Praktiken ändern. Die Prozesse zur Diffusion dauern in großen Organisationen natürlich lange. Trägheitsmomente und Verharrungsvermögen haben da eine andere Qualität. Deshalb macht es Sinn, kleine und selbständig agierende Kerne zu bilden.“ VW-Chef Müller steht vor einer Radikalkur seines Unternehmens. Das erfordere ein anderes Verständnis von Geschäftsmodellen, die datengetrieben sind und weniger nach der Logik des Industriezeitalters funktionieren. Mechanische Komponenten spielen kaum noch eine Rolle. In Zeiten nach dem Verbrennungsmotor steigt die Relevanz von Internet- Technologien und Software-Anwendungen. IP Netzwerke, Algorithmen sowie digitale Plattformen bestimmen das Geschäft und nicht mehr die Produktion von Komponenten. Wer das Betriebssystem besitzt, verfügt über zentralen Zugang zu den wichtigsten Datenquellen. Ähnliches erlebten die Netzbetreiber in den vergangenen Jahren. Nicht mehr der Leitungsbau generiert Umsätze, sondern das Geschäft mit Daten. Und hier dominieren Apple, Google, Amazon und Co. und nicht die Telcos.

Müller braucht externe Führungskräfte aus der Software-
Industrie

VW ist auf dem Weg, in eine ähnliche Situation zu geraten wie IBM zu Beginn der PC-Ära. Das Betriebssystem überließ man Microsoft und im übriggebliebenen Hardware-Geschäft wurde IBM austauschbar. Um das zu verhindert, braucht die VW- Führung unter Müller externe Führungskräfte aus der Software-Industrie, empfiehlt Willms Buhse, Experte für Digital
Leadership.

Soweit der Auszug aus der Kolumne, die ich vor sieben Jahren schrieb. Auf mich hört ja keiner.

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