
Erst einmal Zahlen:
ARD-ZDF-Onlinestudie: “Das Internet ist im Jahr 2020 ganz wesentlich geprägt von Bewegtbildangeboten”.
“Das lineare Fernsehen hat im gesamten Bewegtbildmarkt mit Abstand nach wie vor die höchste Relevanz. Auf hohem Niveau zeigt sich jedoch eine abnehmende Tendenz zugunsten der Online-Videonutzung, die zeitsouverän erfolgt und mittlerweile im Alltag der Bevölkerung einen großen und weiterhin wachsenden Stellenwert hat.”
“Auffällig ist, dass das Wachstum der Nutzung von Onlinevideo in den mittleren Altersgruppen
aktuell größer ist als bei der Onlinenutzung insgesamt. Diese Altersgruppen sind derzeit die Haupttreiber dieser Dynamik. Unter 30-Jährige sind bereits seit Jahren online und bedienen sich ausgiebig am umfangreichen Videoangebot im Netz. Bei den Älteren ab 70 Jahren steigt zwar die Online-Videonutzung etwas langsamer an als ihre Internetnutzung insgesamt, jedoch ist der Anstieg mit einem bislang nie dagewesenen Zuwachs immens. So ist – auch vor dem Hintergrund eines nicht genau quantifizierbaren Corona-Schubs – nicht abzusehen, ob und wann die Dynamik im Bewegtbildmarkt abflauen könnte: Einerseits werden neue, ältere Zielgruppen erschlossen, andererseits intensivieren die jüngeren Zielgruppen unter 50 Jahren Jahr für Jahr ihre Nutzung.”
Internet-Nutzung allgemein:
Facebook wird bei der täglichen Nutzung erstmals von Instagram überholt. 15 Prozent der Bevölkerung nutzen täglich Instagram (2019: 13 Prozent), Facebook hingegen kommt auf 14 Prozent und verliert damit im Vergleich zum Vorjahr (2019: 21 Prozent). Beim Blick auf die Nutzung innerhalb einer Woche kann Facebook (26 Prozent) seine Position vor Instagram (20 Prozent) behaupten, verliert aber auch hier (minus 5 Prozentpunkte). Die anderen Social-Media-Plattformen bleiben auf deutlich niedrigerem Niveau stabil. Auffällig ist die Vorherrschaft des Zuckerberg-Konzerns, wenn man FB und Instagram addiert.
Mein Credo im Herbst 2020: Twitter, LinkedIn, Xing, Twitch und TikTok wirken dagegen wie Zwerge der Netzöffentlichkeit. Gute Gründe für mich, auf FB und Instagram aktiv zu bleiben. Bei meinen Live-Formaten schneide ich auf Facebook immer am besten ab im Vergleich zu YT, Twitter-Periscope, LinkedIn und Twitch.
Bei unserem Content-Hub DigitalX hatte ich vor ein paar Monaten folgendes auf Google Docs gepostet:
Denkt nicht nur in klassischen Text-Kategorien. Diesen Fehler der klassischen Verlage sollten wir nicht machen.
Digitale Texte verzeichnen nach der ARD-ZDF-Onlinestudie Rückgänge von 25 auf 21 Prozent Tagesreichweite, vor allem bedingt durch die geringere Nutzung von Artikeln im Social Web. Gleiches gilt für die unter 30-Jährigen, bei denen die Reichweite von redaktionell erstellten Social-MediaI-Inhalten von 20 auf 16 Prozent abgenommen hat.
Die Ursachen nach Auffassung der Studienautoren?
Neben den Anpassungen bei Facebook zugunsten nicht-nachrichtlicher Inhalte dürfte auch eine Rolle spielen, dass redaktionelle Inhalte häufig nicht mehr als reine Text-, Bild- oder Video-Formate angeboten und rezipiert werden, sondern vielmehr in einer Kombination dieser Darstellungsformen – deshalb sind Cross-Over-Konzepte so wichtig!
Das ist ja auch der Reiz des Projektes von Media Pioneer. Im Zentrum: Newsletter, Videos und Podcasts. Michael Bröcker, der als Chefredakteur von der Rheinischen Post zu Media Pioneer an die Berliner Spree wechselte, hat das sehr gut im Interview mit dem djv-Verbandsorgan Journalist beschrieben:
Aufbruch heiße für ihn, neue Formate und Ideen einfach innerhalb von wenigen Wochen, manchmal Tagen umzusetzen. „Sich abends Veranstaltungen auszudenken, die eine Woche später stattfinden. Eine ressort- und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, die ich so aus den Strukturen eines großen Verlags nicht kenne. Über den Tisch werfen sich hier buchstäblich die Kolleginnen und Kollegen von Marketing, Event, Business etwas zu. Wir arbeiten, wie ein Start-up arbeitet. Ein bisschen chaotisch, aber eben auch dynamisch und flexibel.“
Digitaler Live-Journalismus ist wohl eine treffliche Formulierung, um das Pionier-Unternehmen einzuordnen. „Mein Arbeitsumfeld hat sich einfach verändert, die Darreichungsform der Inhalte. Das kann ein Podcast-Gespräch im Morning-Briefing sein, das ist unser geschriebener Newsletter, das ist aber auch ein Live-Format. Und trotzdem bleibe ich im Kern ein politischer Journalist, der Politik transparent, möglichst exklusiv und verständlich für unsere Pioneers aufbereitet“, so Bröcker im Journalist-Gespräch.
Es geht auch um Community-Management und um eine gelebte Feedback-Kultur. Und um Experten, denen eine redaktionelle Plattform geboten wird. Mehr oder weniger in Echzeit, ohne Schnörkel und Goldrahmen.
Social Audio sehe ich dabei gar nicht als Gegensatz zum VIDEO-Livestreaming. Es könnte sogar eine prima Möglichkeit sein zur Kombination beider Welten. Beispielsweise einen Dienst wie Clubhouse als Audio-Diskussions-Tool einbingen. Turi2 hat es ja schon demonstriert.