Wenn es Zielsetzung der Politik sei, nachhaltige Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu etablieren, benötigen wir in ausreichender Menge qualitativ hochwertige Recyclate aus der gemischten haushaltsnahen Erfassung von Verpackungen. Das schreibt Reinhard Schneider, geschäftsführender Gesellschafter von Werner & Mertz in einem offenen Brief an die Parteichefs von CDU, CSU, SPD, Die Grünen und FDP.
Der Verpackungsexperte befürchtet, dass “bestimmte” Wirtschaftskreise die Grundidee des neuen Verpackungsgesetzes unterminieren.
“Ich traue mir zu, diesen etwas generellen Vorwurf zu begründen, da ich zwangsläufig zum ‘Branchenkenner’ wurde. Im Jahr 2012 habe ich die ‘Recyclat Initiative’ ins Leben gerufen, um Kunststoffe aus der Gelben-Sack-Sammlung hochwertig aufzubereiten, damit die so gewonnenen Recyclate wieder in unseren Verpackungen eingesetzt werden und eben nicht in der Müllverbrennung landen.”
„Gegenwind“ komme besonders von Branchen, deren Geschäftsmodelle angepasst werden müssten. So werde diskutiert, ob auch Reststoffe aus der Produktion oder gewerbliche Abfälle als „Recyclate“ im Sinne des Verpackungsgesetzes gelten sollten. “Das halte ich für abwegig, da die Quoten sich ja auf die eingesammelten Verkaufsverpackungen beziehen und nicht auf Gewerbeabfall”, so Schneider. Zudem drohe eine Täuschung des Konsumenten,
Hintergrund der Umgehungs-Bestrebungen sei offensichtlich der nach wie vor bestehende Preisunterschied zwischen „echten“ Recyclaten und Rohware oder Neuware.
Das Verpackungsgesetz verlangt von den Dualen Systemen Maßnahmen zur Verbesserung der Recyclingfähigkeit von Verpackungsmaterial und zur Steigerung der Recyclatanteile in Verpackungen.
“Das Ausmaß dieser Incentivierung bleibt jedoch jedem dualen System freigestellt. Ohne eine ausreichende Möglichkeit zur Gegenfinanzierung werden nun aber viele duale Systeme, die von ihnen erwartete Incentiverung möglichst gering halten, um nicht auf den Mehrkosten ‘sitzen zu bleiben’. Die ersten ‘Dumping Modelle’ kursieren bereits auf dem Markt und locken insbesondere diejenigen Lizenzkunden an, die aufgrund ihres eher unökologischen Verpackungsportfolios nur geringe Chancen haben, in den Genuss der Incentivierung zu kommen. Ein Lösungsansatz könnte in der Schaffung eines gemeinsamen anbieterübergreifenden Finanzierungsfonds liegen”, schlägt Schneider vor.
Siehe dazu auch: WAS BRINGT DAS NEUE VERPACKUNGSGESETZ WIRKLICH? VIELE OFFENE FRAGEN @SVENJASCHULZE68 @BMU @WUPPERINST @AGVU_ONLINE