Wenn politisch fragwürdige Silicon-Valley-Vulgärkapitalisten mit staatlichen Sicherheitsbehörden paktieren und sich an Überwachungssoftware beteiligen

Ich habe ja schon einiges über Vulgärkapitalisten wie Thiel geschrieben. Etwa über das Ansinnen dieser Pappenheimer, den Staat möglichst auszuhebeln, Gewinne zu maximieren und auf die gesellschaftliche Wohlfahrt zu scheißen. Aber die Veröffentlichung von Business Insider ist nun mehr als katastrophal: Tech billionaire Peter Thiel was an FBI informant.

Noch zweifelhafter sind die Beteiligungen von Thiel:

So hält er einen Anteil von 10 Prozent an Palantir, einem Datenunternehmen, das Software und damit verbundene Dienstleistungen im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar an die US-Bundesregierung verkauft hat, darunter das Pentagon, die CIA, die National Security Agency und das FBI. Ein 250-Millionen-Dollar-Vertrag mit der US-Armee im September ist ein weiterer Beweis dafür, dass Palantir im Wesentlichen „ein Regierungsdienstleister“ ist, so ein Finanzanalyst.

Thiel unterstützte auch Boldend, ein Spionageprogramm-Unternehmen, das sich als amerikanischer Konkurrent der israelischen NSO Group vermarktet, wie Forbes im vergangenen Jahr berichtete. Die Produkte von NSO wurden vom FBI gekauft und getestet.

Alles Entwicklungen, die für den demokratischen Rechtsstaat sehr ungesund sind. Da bin ich gut beraten, weiterhin auf paradoxe Interventionen gegen staatliche und private Überwacher zu setzen im Geiste von Michel Serres:

„Die Macht suchte und sucht das Zentrum einzunehmen. Wenn sie von diesem Zentrum aus wirken, ihre Wirksamkeit bis an die Grenzen des Raumes entfalten, wenn sie bis an die Peripherie reichen soll, so ist es notwendig, dass es kein Hindernis gibt, dass der Raum um ihre Aktion homogen ist. Kurz, der Raum muss frei von Rauschen, von Parasiten sein. Um Gehorsam zu finden, muss man gehört, muss man verstanden werden, muss die Ordnungsbotschaft Stille vorfinden“, schreibt der Philosoph Michel Serres in seiner Abhandlung „Der Parasit“.

Deshalb ist es wichtig, als parasitärer Störenfried auf Facebook, Twitter-X und Co, zu bleiben. Der Parasit kann seinen Wirt veredeln, aber auch aus dem Gleichgewicht bringen. Diese Option sollte man nutzen.

Wie viele Vollpfosten, Dummschwätzer, unterbelichtete Politologen, wichtigtuerische Spione und paranoide Aktenknechte sitzen wohl in den Sicherheitsdiensten von BKA, FBI, NSA & Co., die sich selbst verwalten, krampfhaft nach äußeren Feinden fahnden und innere Feinde im Kollegenkreis, in der Familie und bei Freunden vermuten? Jeder verdächtigt jeden. Ein ewiger Kreislauf, der sich aus einem grundlosen Misstrauen speist und auf öffentliche Finanzmittel wie ein Schwarzes Loch wirkt. Wenn es allerdings um strategischen Sachverstand, Intuition, Kombinatorik, politischen Spürsinn und Recherchefähigkeit ankommt, versagt das Schlapphut-Idiotensystem kläglich. Helfen da Verschlüsselungen als Gegenstrategie wirklich weiter? Oder gibt es andere Methoden, die Totalüberwacher in den Wahnsinn zu treiben? Darüber diskutierte ich vor einigen Jahren mit Winfried Felser:

Welche paradox-dadaistischen Interventionen bieten sich denn an? Man könnte den privaten und staatlichen Sicherheits-Gichtlingen sinnentleerte Botschaften schicken, die NSA-Hotline in eine Warteschleifen-Krise stürzen, Liegenschaften einer Dauerbeschallung mit dem Technolied von Blümchen aussetzen, Briefkästen der Sicherheitsunternehmen mit PET-Flaschen-Leergut vollstopfen und an die Sicherheitszentralen billige Spionage-Kugelschreiber mit Fotos von Dieter Bohlen schicken. Habt Ihr noch Ideen?

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