Versorgungssicherheit in der Logistik: Eine unterschätzte Notwendigkeit #ZPNord

In einem Fachgespräch auf der Zukunft Personal Nord in Hamburg beleuchtet der Logistikexperte Uwe Berndt von den Wirtschaftsmachern die kritischen Aspekte der Versorgungssicherheit und die Rolle der Logistik in der modernen Wirtschaft. „Logistik ist der drittgrößte Wirtschaftsbereich in Deutschland und absolut systemrelevant“, sagt Berndt auf der Messe.

Berndt erklärt, dass trotz fortschreitender Automatisierung und des Einsatzes von Robotik und KI in der Logistikbranche der menschliche Faktor unverzichtbar bleibt. „Güter müssen physisch bewegt werden, das wird auch in 100 Jahren noch so sein. Es braucht Menschen, die anpacken, verladen und entscheiden.“ Er wies darauf hin, dass die physische Belastung in Logistikzentren durch extreme Temperaturen und schwere körperliche Arbeit die Einführung von Unterstützungstechnologien wie Exoskeletten notwendig macht.

Der Fachkräftemangel stellt eine weitere große Herausforderung für die Branche dar. „Robotik ist ein Hilferuf gegen den Fachkräftemangel“, erläutert Berndt und unterstreicht die Notwendigkeit, mit den Mitarbeitenden anders umzugehen, um die Attraktivität der Branche zu steigern. Dies sei besonders wichtig, da Logistik nicht nur ein technisches, sondern auch ein emotionales Thema sei, das schwer zu vermitteln ist.

Die Corona-Pandemie hat die systemrelevante Bedeutung der Logistik besonders hervorgehoben. Die Versorgungskrisen rund um Toilettenpapier und andere Alltagsgüter haben die Abhängigkeit von einer funktionierenden Logistik ins öffentliche Bewusstsein gerückt. „Wir wissen jetzt, wie verletzbar die Versorgung auch in einem Wohlstandsland wie Deutschland sein kann“, sagt Berndt.

Berndt kritisiert auch das schlechte Image der Branche, das oft durch schwarze Schafe und Mindestlohnverstöße geprägt sei, obwohl die meisten logistischen Prozesse reibungslos funktionieren. Er betont die Notwendigkeit einer größeren Wertschätzung für die Logistik, die täglich lebenswichtige Güter wie Lebensmittel und Medikamente zu den Verbrauchern bringt. „Es geht nicht nur darum, eine Ware von A nach B zu transportieren. Es geht um Kühlketten, Timing, Lagerhaltung und die gesamte Organisation.“

Abschließend fordert Berndt mehr politisches Verständnis und Unterstützung für die Logistik. Er plädierte für eine stärkere Diskussion über Versorgungssicherheit und die Reduzierung von Abhängigkeiten in der Lieferkette. „Wir brauchen ein besseres Verständnis dessen, was Logistik wirklich leistet, denn ohne Logistik funktioniert weder Wohlstand noch Wachstum.“

Das Interview verdeutlicht die kritische Rolle der Logistik in unserer globalisierten Welt und die Dringlichkeit, die Versorgungssicherheit nicht zu unterschätzen – ein Thema, das angesichts globaler Unsicherheiten und Herausforderungen immer relevanter wird.

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