


“Als im Dezember 2019 in Bonn mit einem Feuerwerk aus Konzerten und Ausstellungseröffnungen der Startschuss zum Beethoven-Jubiläumsjahr fiel, konnte niemand ahnen, dass aus dem zwölfmonatigen Beethoven-Marathon ein 21-monatiger Ultramarathon werden sollte. Nur wenige Tage nach dem triumphalen Auftritt des London Symphony Orchestra und seines Chefs Sir Simon Rattle im Bonner Opernhaus mussten im März 2020 alle Publikumsveranstaltungen abgesagt oder verschoben werden, viele davon ins Folgejahr. Aus diesem Grunde hatte der Aufsichtsrat der Jubiläumsgesellschaft das Beethovenjahr frühzeitig bis zum September 2021 verlängert”, schreibt der General Anzeiger.
Zum Resümee ist eine Abschlussdokumentation erstellt worden. Das erinnert auch an jene Projekte, an denen Sohn@Sohn beteiligt waren.

Angefangen mit den Video-Produktionen zur Ausstellung “Bonns goldenes Zeitalter – die kurkölnische Residenzstadt zur Zeit Beethovens”.
Dazu zählte auch klassische Pressearbeit:
Begas-Gemälde der Enkelkinder des Beethoven-Verlegers Nikolaus Simrock
Bonn/Berlin, 22. Dezember 2020 – Ein schöneres Weihnachtsgeschenk, das noch dazu an Beethovens 250. Tauftag, via Kunsttransport aus Berlin in Bonn eingetroffen ist, ist für die Sammlung des StadtMuseum Bonn kaum vorstellbar.
Der Förderverein des StadtMuseum Bonn und die altehrwürdige Lese- und Erholungs-Gesellschaft Bonn freuen sich sehr, zum Erwerb des Gemäldes bei der Auktion von Bassenge Ende November 2020 durch das StadtMuseum Bonn mit Spenden und einer Sicherheitsleistung beigetragen zu haben.
Die Direktorin des StadtMuseum Bonn, Dr. Ingrid Bodsch, war hinter dem „Objekt der Begierde“ schon seit über 20 Jahren hinterher, hat aber bei vorherigen Auktionen immer wieder den Ankauf verpasst: Ein wunderbares Kinderbild vor 1840 von der Hand des nicht nur wegen seiner legendären Bildnisses der Loreley im 19. Jahrhundert berühmten Malers Joseph Begas.
„Das zauberhafte Gemälde mit den Porträts der vier älteren, zu diesem Zeitpunkt aber auch noch sehr jungen Kindern des Bonner Musikverlegers Peter Joseph Simrock hat jede Menge Bonn-Bezüge, die in die Zeit zurückreichen, in denen der junge Beethoven mit 14 Jahren seine erste bezahlte Stellung als stellvertretender Organist am Bonner Hof bekommen hat und bald darauf auch als Bratschist in der Hofkapelle des Kurfürsten spielte“, erläutert Bodsch.
Dort war zu diesem Zeitpunkt der aus Mainz gebürtige Nikolaus Simrock bereits seit einigen Jahren ein sehr geachteter Hornist, der schon vor seiner Bonner Zeit überzeugter Freimaurer gewesen ist und 1781 in Bonn zu den Gründungsmitgliedern der Bonner Niederlassung des als Geheimgesellschaft organisierten Illuminaten-Ordens gehörte, der 1784 als Präfekt der Bonner Hoforganist, Vorgesetzte und früher Lehrer Beethovens, Neefe, vorstand. Als die Bonner Loge/Minervalkirche, genannt „Stagira“ nach dem Geburtsort von Aristoteles, mit dem Verbot des Illuminatenordens im Heiligen Römischen Reich 1785 aufgelöst wurde, hatten ihre Mitglieder, die allesamt Angehörige des Hofadels oder Hofangestellte waren, keinerlei Nachteile, sondern fanden sich Anfang Dezember 1787 mit weiteren aufgeklärt gesinnten Männern (Frauen waren nicht zugelassen) zur Gründung der Bonner Lesegesellschaft zusammen, die Kurfürst Maximilian Franz zu ihrem hochoffiziellem Protector machte. Nikolaus Simrock spielte auch in ihr eine einflußreiche Rolle und war einer der wenigen Hofmusiker, die nach der Vertreibung des Kurfürsten Bonn nicht verließen.
Vielmehr baute der zeit seines Lebens ebenso geschäftstüchtige wie frankophile Simrock seine schon bisher nebenher betriebenen Handelsgeschäfte und seine Notenstecherei als Haupterwerbszweig erfolgreich aus und spezialisierte sich höchst erfolgreich auf den Handel mit Musikalien und vor allem als Musikverlag, mit Schaffung von Niederlassungen auch in Paris. Bei ihm waren nicht nur Notenausgaben von Mozart und Haydn erhältlich, sondern neben anderen populären zeitgenössischen Komponisten auch Werke seiner früheren Hofmusikerkollegen, so auch von Beethoven.
Das Geschäft florierte, Simrock profitierte im Zusammenhang mit der Säkularisation von großen Grundstückskäufen und war bei seinem Tod 1832 ein wirklich reicher Mann geworden, der seinem Nachfolger im Verlag ein blühendes, von diesem und einem Enkel zu einem der renommiertesten Musikverlage Europas ausgebautes Geschäft überließ, und dem übrigen Dutzend seiner Kinder reichliche Geldmittel und Grundvermögen:
„Dieser Nikolaus Simrock ist als Bild im Bild, im Gemälde seiner kleinen Enkel zu sehen, auf die Bedeutung hinweisend, die das Wirken des Großvaters für den glänzend aufgestellten Verlag und die gesellschaftliche Stellung seiner Nachkommen hatte. Und selbstverständlich war nicht nur Nikolaus SImrock als Gründungsmitglied ein prägende Figur der Bonner Lesegesellschaft, ihr gehörten auch einige seiner Söhne an, und – als besonderen Clou – auch der Maler Joseph Begas, den kaum sonst jemand mit Bonn in Verbindung bringt, obwohl er hier – Köln war zeitweilig Dienstsitz seines Vaters – das Gymnasium, Vorgängereinrichtung des heutigen Beethoven-Gymnasiums, besuchte und Peter Joseph Simrock sein ihm freundschaftlich verbundener Schulkamerad war“, so Bodsch.
Karl Joseph Begas, der am Gymnasium von den ehemals auch für den kurkölnischen Hof tätigen Maler Philippart und Weinreis im Malen und Zeichnen unterrichtet wurde, wurde schon mit 17 Jahren gemäss eines Sonderbeschlusses der Lese zu ihrem Ehrenmitglied ernannt, weil ihr der Schüler Begas 1810 – Bonn gehörte immer noch zum französischen Empire – eines seiner Erstlingswerke für die entstehende Bildersammlung der Lese schenkte, ein Gemälde nach Raffael: „Der hl. Johannes in der Wüste“.
„Mit dem Gemälde, schon an sich ein außergewöhnlches Schmuckstück mit den Simrock-Enkeln samt Großvater-Porträt, hat man viele Jahrzehnte Bonner Kulturgeschichte im Blick, von den letzten Jahrzehnten unter Kurfürstlicher Herrschaft über die Franzosenzeit bis zur Preußenzeit, als das Gemälde von Karl Joseph Begas gemalt worden ist“, resümiert Bodsch.
Fotos und das YouTube-Video sind zur Veröffentlichung frei: (auf den Fotos und im Video sehen Sie Dr. Ingrid Bodsch (Direktorin StadtMuseum Bonn) und Alexander Wolfshohl (Lesegesellschaft Bonn von 1787).
Aus dem Dunkel der Ausstellung ans Licht!
Bonn, 28. Dezember 2020 – Nur wenige Tage nach der Eröffnung der Ausstellung des StadtMuseum Bonn – “Bonns goldenes Zeitalter. Die kurfürstliche Residenzstadt zur Zeit Beethovens” am 24.10.2020 – musste die Ausstellung Pandemie-bedingt ab dem 02.11.2020 für die Öffentlichkeit wieder geschlossen werden und alles ruht seitdem in konservatorisch völlig korrekter Finsternis: Keine von den exquisiten Leihgaben zeigen zu können hat die Kuratorin der Ausstellung allerdings nicht nur sehr betrübt sondern dazu animiert, wie einige der schönsten und spannendsten Exponate auf andere Weise öffentlich vorgestellt und damit “lebendig” gemacht werden könnten:
“Namens des Fördervereins des StadtMuseum Bonn nun also die freudige Mitteilung, dass in vier Videos einzelne Autographe von Beethovens Hand aus seiner Bonner Zeit und Erstdrucke früher Werke von ihm unter anderen aus den Sammlungen des Archivs, Bibliothek und Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, der Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz Berlin und aus dem Beethoven-Haus Bonn präsentiert werden – in speziellen neuen Einspielungen von Markus Kreul, Erklärungen zum Kontext und kulturellem Umfeld, jeweils großartig geschnitten und zusammengestellt von Gunnar und Constantin Sohn”, so Dr. Ingrid Bodsch, Direktorin des StadtMuseum Bonn.
Dann folgte Beethovens Bild im Manga:
Wirres Haar und rotes Halstuch
Bonn, 1. April 2021 – Der Förderverein des StadtMuseum Bonn freut sich, schon wieder auf eine herausragende Publikation des StadtMuseum Bonn aufmerksam machen zu können: “Vor mir liegt ein prachtvolles Buch, groß, farbenprächtig und imposant, bedruckter Leineneinband und Schutzumschlag, und mit 2, 7 Kilo auch sehr gewichtig! Ebenso gewichtig wie sein Inhalt, denn ‘Wirres Haar und rotes Halstuch. Beethovens Bild im Manga’ ist ein Referenzwerk zum Thema. Eigentlich sollte es zusammen mit einer ebenso einzigartigen Ausstellung erscheinen, aber deren ‘körpernahe Ausrichtung’ mit Spielkonsolen, vielen Tablets und ähnlichem zu interaktiven Agieren aufrufenden Präsentationsformen versagten uns in Zeiten der Pandemie die Realisierung. Dafür rückte der schon immer als opulent illustriertes Begleitbuch konzipierte Katalog in den Mittelpunkt. Er wurde zum realen Katalog einer virtuellen Ausstellung, mit besonderem Blick auf Japan, dem mit Abstand hungrigsten Markt für derartige Publikationen. Der schon früh gefundene Titel orientiert sich an den vom berühmten Stieler-Porträt ausgehenden Merkmalen, die zum Charakteristikum für Beethoven-Darstellungen wurden, auch wenn der Meister in sonst ganz unkenntlicher Form erscheint”, sagt Dr. Ingrid Bodsch, Direktorin des StadtMuseum Bonn.
Mit Dr. Kazuko Ozawa und Dr. Matthias Wendt konnte die Herausgeberin und Initiatorin Dr. Ingrid Bodsch schon früh zwei kompetente und von ihr für die Thematik zu begeisternde Bearbeiter gewinnen, die es großartig verstanden, die überwältigende Fülle von Beethoven-Bildern ikonographisch zu erfassen und zu systematisieren. Ihrer Überzeugungskraft ist auch die Gewinnung der Professoren Monika Schmitz-Emans, Tsuchida Eizaburo und Kim Sung-hwa für drei herausragende Aufsätze zu verdanken, von denen zwei sich exemplarisch dem Komplex Anime und Videospiel widmen, während Monika Schmitz-Emans mit Tezuka Osamus berühmtem Mangazyklus Ludwig B. eine zentrale Schöpfung der „bildlichen Beethovenrezeption“ umfassend beleuchtet. Und als künstlerisches Highlight enthält das Buch einen extra für die Publikation angefertigten Manga von Acato Ao, einer international bekannten jungen Künstlerin, die 2019 eine eigene Fernsehserie bekommen hat, und vor wenigen Wochen eine besondere Würdigung in Asahi Shinbun, eine der größten und seriösesten japanischen Zeitungen. Und dieses Prachtwerk, 446 Seiten, erschienen im Verlag des StadtMuseum Bonn, hg. von Ingrid Bodsch, bearbeitet von Kazuko Ozawa und Matthias Wendt, als Projekt im Rahmen und gefördert von BTHVN2020, ist für 35 Euro zu erwerben.
Musikalisches Finale zu “Bonns goldenes Zeitalter”
Bonn, 12. April 2021 – Mit fünf weiteren Filmen werden aus der wunderbaren und viel gewürdigten Ausstellung „Bonns goldenes Zeitalter …“, die Pandemiebedingt zum Beginn im Oktober nur 10 Tage und seit dem 10. März unter erschwerten Bedingungen knapp vier Wochen bis zum 11. April gezeigt wurde, noch einmal ganz besondere, noch nie öffentlich präsentierte Ausstellungsstücke vorgestellt, im historischen Kontext und, sofern es sich um Autographen oder Erstdrucke handelt, natürlich wieder mit extra von Markus Kreul eingespielten und kommentierten Musikbeiträgen, dieses Mal nicht nur von frühen Kompositionen Beethovens, sondern auch von Mozarts Zauberflöte, der Renner der Bonner Theatersaison 1793.
Einer der Filme hat, mit exklusiven Beiträgen einzelner Katalogautoren, darunter Detlev Arens am Grab des einflussreichen und in französisch-preußischen Diensten eine große Karriere machenden Bonner Aufklärers Eichhoff in Kessenich, den erst kürzlich in der FAZ hochgelobten Katalog im Fokus – das bleibende, gewichtige, anregende und inspirierende Dokument einer viel zu kurz gelaufenen Ausstellung.
Hinweis auf das Beethoven-Filmfest.
Bleiben noch meine Interviews zur Eröffnung der Beethoven-Ausstellung: