Kombinierender Kurator oder kuratierender Kombinator: Zum Buch von Stefan Holtel „Droht das Ende der Experten?“

In seinem Buch „Droht das Ende der Experten?“ widmet sich Stefan Holtel der Zukunft der Wissensarbeit. Holtel, der seit 2018 als Kurator für digitalen Wandel bei PricewaterhouseCoopers tätig ist, bringt seine Expertise und langjährige Erfahrung in der ITK-Branche in dieses Werk ein. Er greift in seinem Opus eine Vielzahl von Themen auf, die sich rund um die Entwicklung und den Einfluss von KI und Chatbots drehen. Er stellt dabei interessante Parallelen zwischen historischen technologischen Entwicklungen und der aktuellen Lage dar. So zieht er beispielsweise Vergleiche zwischen dem Aufstieg von Netscape, einem Pionier des Internets, und der heutigen Rolle von ChatGPT in der digitalen Welt​​. Ebenso diskutiert er die Ähnlichkeiten zwischen der Einführung der Tabellenkalkulation VisiCalc und dem Aufkommen von ChatGPT, wobei er betont, dass die volle Tragweite von OpenAIs Entwicklung noch nicht abzusehen ist​​.

Interessant ist auch Holtels persönliche Perspektive. Er reflektiert über seine eigene Erfahrung und Einschätzungen hinsichtlich der Entwicklung von Chatbots und KI, die er bereits im Jahr 2018 auf einer TED-Konferenz in Bochum zum Ausdruck brachte. Seine damals als ambitioniert geltenden Vorhersagen, dass Chatbots zu digitalen Gesprächspartnern avancieren würden, haben sich inzwischen bewahrheitet​​.

In „Droht das Ende der Experten?“ diskutiert Stefan Holtel ausführlich die zukünftige Rolle des Wissensarbeiters im Zeitalter der künstlichen Intelligenz und Chatbots. Holtel legt dar, dass sich das Tätigkeitsprofil des Wissensarbeiters signifikant wandeln wird, wobei der Fokus auf Generalisten liegt, die als „Kombinatoren“ bezeichnet werden. Diese neuen Kombinatoren werden in der Lage sein, verschiedene Aufgaben zu analysieren und zu lösen, indem sie Automatisierung durch Chatbots nutzen und sich auf komplexere sowie strategisch wichtige Aspekte ihrer Arbeit konzentrieren.

Holtel erklärt, dass für jeden Beruf der Wissensarbeit ein spezifischer „Fingerabdruck“ seiner Tätigkeiten ermittelt werden kann, der hilft, die Präferenzen und Stärken der zugrunde liegenden Tätigkeiten zu identifizieren und zu verstehen. Die prototypische Rolle zukünftiger Wissensarbeit ist der Kombinator, der sowohl Generalist als auch Problemexperte ist, und diese Tätigkeitsmerkmale werden von Unternehmen immer mehr nachgefragt​​.

Das generalistische Denken wird laut Holtel immer wichtiger, da kluge Lösungen irrelevant bleiben, solange Probleme nicht verstanden worden sind​​. In der Rolle des Kombinators müssen Wissensarbeiter lernen, bald automatisierbare Tätigkeiten, wie die der Kommunikatoren, Kreatoren und Koordinatoren, an ChatGPT oder andere KI-Systeme zu übergeben​​.

Der Übergang zur Rolle eines Kombinators ist nicht geradlinig, und für die meisten Wissensarbeiter wird es ein fließender Übergang sein, in dem sie ihre eigene Position immer besser verstehen müssen, um die neue Rolle aktiv zu gestalten. Erfolgreich wird laut Holtel nur sein, wer sich die KI zum Assistenten macht, und dies wird der Grundton für eine Ära des Wandels und zukünftigen persönlichen Erfolgs in einer Welt sein, aus der KI nicht mehr wegzudenken sein wird​​.

Wissensarbeiter sind mit zunehmend komplexen und sich schnell verändernden Situationen konfrontiert, die gründliche Analyse, Planung und Kommunikation erfordern, um Lösungen zu entwickeln. Wir befinden uns am Beginn des Zeitalters der kreativen Generalisten, und Wissensarbeiter sollten anfangen, sich mit diesem Profil zu positionieren. Generalisten entwickeln eine breite Palette von Fähigkeiten und Interessen, analysieren Probleme und finden Lösungen, indem sie KI-Systeme nutzen, um ihr Spezialwissen zu erweitern und sich bei Bedarf durch intelligente Maschinen assistieren zu lassen.

Zusammenfassend bietet „Droht das Ende der Experten?“ eine tiefgehende und aufschlussreiche Auseinandersetzung mit der Rolle von KI und Chatbots in der modernen Wissensarbeit. Holtel gelingt es, ein komplexes Thema auf verständliche Weise zu präsentieren und dabei wichtige Denkanstöße zu liefern, die sowohl für Experten als auch für Laien im Bereich der digitalen Technologien von Interesse sind.

Die Aufteilung von Holtel:

Wissensarbeiter lassen sich ein drei Typen einteilen: Kreatoren, Kommunikatoren und Koordinatoren. Jede Rolle repräsentiert typische Berufe, verfolgt be- stimmte Ziele, und ist mit spezifischen Probleme konfrontiert.

Für jeden Beruf der Wissensarbeit lässt sich ein Fingerabdruck seiner Tätig- keiten abnehmen. Er hilft, die Präferenzen und Stärken der zugrunde liegenden Tätigkeiten zu identifizieren und zu verstehen.

Die prototypische Rolle zukünftiger Wissensarbeit ist der Kombinator: Er ist Generalist und Problemexperte. Beide Tätigkeitsmerkmale werden von Unternehmen immer mehr nachgefragt.

Wo seht Ihr Euch in Zukunft? Ich sehe mich als kombinierender Kurator oder als kuratierender Kombinator.

Siehe auch unsere Session auf der Next Economy Open:

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