
Die enge Verbindung von Livestreaming mit den sozialen Netzwerken zählt zu den Stärken von Diensten wie Hangout on Air, schrieb Norbert Bolewski in einem Blogbeitrag vor ein paar Jahren. Live-Hangouts sind zwar Geschichte, aber der Grundtenor stimmt immer noch. Statt Google-Dienste nutzt man halt Anwendungen wie Periscope oder Facebook Live.
Jede öffentlich Veranstaltung würde sich für Live-Übertragungen eignen. Das schaffe Transparenz in der Gesellschaft: “Es bietet die Möglichkeit, alles öffentlich zu machen.” Man könne gesellschaftliche Prozesse auslösen und dokumentieren. Etwa die Gefahren, die von der havarierten Atommüllkippe Asse bei Wolfburg ausgehen – wird von Atomfreunden neuerdings wieder schön verdrängt. “Man hat auch die Möglichkeit der Archivierung und kann sich die Diskussionen später erneut in Ruhe anschauen.”
Man gibt den Live-Ereignissen ein Gedächtnis und verlängert den Content im Netz. So verdunstet die Echtzeit-Kommunikation nicht – was bei gesellschaftlichen Umwälzungsprozessen wie dem Atomausstieg oder der Energiewende ja wichtig ist. Zudem kann man Machtstrukturen und verkrustete Hierarchien knacken, selbst in der katholischen Kirche.
Darauf machte der Theologe Burkhard Hose in der 3sat-Kulturzeit aufmerksam:
“Eine der tollsten Erfindungen des synodalen Weges ist der Livestream. Es wird eine Öffentlichkeit geschaffen, die wir sonst nicht hätten”, so Hose.

So etwas ist wichtig, wenn es um den Umgang mit Macht geht, um sexuellen Missbrauch, um das Zölibat und um die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche. Und wenn dann ein erzkonservativer Kirchenvertreter wie Kardinal Woelki kritisch anmerkt, dass man auf auf dem Weg zu einem protestantischen Kirchenparlament sei, scheint doch einiges richtig zu laufen. Also sollte die Kirche mehr direkte Live-Kommunikation im Netz wagen.