Bonner Literaturzeitschriften zwischen anatomischer Spurensuche und göttlicher Eingebung

Der Porsche-Pop-Pomade-Publizist Ulf Poschardt vertritt die steile These, dass Deutschland „nur“ zwei klassische Kulturzeitschriften besitzt: den „Merkur“ und die „AD“ (Architectural Digest). Beide Blättchen sind von München nach Berlin gezogen. Selber schuld. In der Buchhandlung Böttger, einem Tempel des Bonner Literaturgeschehens, wurden vier höchst ambitionierte Zeitschriften vorgestellt, die alle in der Bundesstadt herausgegeben werden und sich mit Verve der literarischen Muse hingeben, Herr Poschardt: Die „Kritische Ausgabe“, „500 Gramm“, „Dichtungsring“ und „Kalliope“.

Wer kann in der Berliner Kulturszene schon behaupten, göttliche Schützenhilfe zu erhalten wie die Zeitschrift Kalliope. Angetrieben von Platons Symposion: Geprägt vom Rausch, von der Ästhetik, vom Suchen, von der Identität und Differenz, wie es der Mitherausgeber Ahmad Milad Karimi ausdrückte. Kolliope sei eine Komposition von Text und Bild, Literatur, Film, Theater und Musik: „Sie beginnen erst zu leuchten, wenn sie miteinander in Dialog treten.“ Deshalb wählte man den Namen Kalliope. Die Muse der epischen Dichtkunst. Die schönstimmige Kalliope, Tochter von Zeus.

Alle vier Projekte widmen sich mit großem Engagement der Dichtkunst und Prosa. Ein Experimentierfeld für Nachwuchsautoren, arrivierten Meistern und anarchischen Geistern.

Die Videoaufnahmen und die komplette Audioaufzeichnung der Präsentation bei Böttger sind hoffentlich ein kleiner Appetitmacher für eine ausgiebige Lektüre der Bonner Literaturzeitschriften. Neue Abonnements könnten dabei ja auch herausspringen, um die Reichweite der Publikationen zu erhöhen und die steile These von Poschardt zu widerlegen.

Audioaufzeichnung:

Heftbestellungen sind hier möglich:

Kalliope.

Kritische Ausgabe.

500 Gramm.

Dichtungsring.

In der Buchhandlung Böttger, hier lohnt generell ein Besuch, sind die Zeitschriften auch zu erwerben.