Natürlich wird auch bei der Webciety am ersten Tag der Cebit über das Leitmotto der Computermesse diskutiert: Shareconomy. So sagte Matthias Schrader gerade, dass das Schwerpunktthema mittlerweile Mainstream sei und nicht nur von Startups gelebt werde. Nun ja. Gestern eröffnete ich mein prosaischen Reigen über die Cebit ebenfalls mit einem Beitrag zur neuen Kultur des Teilens. Allerdings habe ich das bewusst in der Überschrift im Konjunktiv formuliert: Wie die Shareconomy die Machtverhältnisse der Wirtschaft ändern k ö n n t e…
Schrader meinte gerade, wir bewegen uns von einer produktzentrierten zu einer servicezentrierten Welt weg. Wichtiger Ansatz, der in Deutschland leider nicht gelebt wird. Da rede man in einer großen politischen Koalition von SPD bis FDP lieber von einer Renaissance der Industrie. Aber das ist eher ein teutonisches Phänomen und erfasst die Effekte der Share Economy nur in Ansätzen. Es geht um eine neue politische Ökonomie des Teilens. Und da hat Marketingberater Harald Henn den Konjunktiv meines Blogpostings richtig erfasst:
„Teilen statt Wissen bunkern heisst die neue Devise. Klingt plausibel, ist in der Unternehmenspraxis ein Kulturschock. Alle Belohnungs- und Karrieremodelle beruhen auf dem gegenteiligen Ansatz. Derjenige kommt nach oben, der sich durchsetzt, die Ellbogen und seinen Wissensvorsprung benutzt. Da werden die Firmen sich noch was einfallen lassen müssen, um die alten Denkmuster zu durchbrechen.“
Was ist also Schein und was ist Sein? Diese Frage versuche ich morgen in Interviews auf der Cebit zu klären. Und liefert mir doch ein paar Dinge mehr als diesen Dauerbrenner „Car Sharing“. Im Webciety-Panel gab es dazu gerade einen netten Versprecher: Eingangsphrase…Jo. Mehr Phrase als ökonomische Realität.
Schwach ist übrigens, dass man den Livestream nicht auf anderen Seiten einbetten kann wie bei Hangout on Air.
Die „alten Denkmuster“ sind offensichtlich sehr erfolgreich. Deutschland ist von der Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise nicht erfasst worden, weil unsere Industrieprodukte weltweit gefragt sind. Davon abgesehen widerspreche ich der Aussage, Wissen teilen sei in der deutschen Wirtschaft nicht verbreitet. Hier wird ein Zerrbild aufgebaut, tatsächlich alter, früherer Zustände, um die neue Sau „Teilen“ in glänzendem Licht erscheinen zu lassen.
Rating scheint doch viel mit „Raten“ zu tun zu haben. Das Statistische Bundesamt hat klar gesagt, dass der Stabilitätsfaktor in der Finanzkrise eindeutig bei der Inlandsnachfrage lag. Der Anteil der Industrie an der Wertschöpfung des Bruttoinlandsproduktes liegt nur noch bei 20,7 Prozent.
Recht hat er.
Uns hat die Wirtschaftskrise deshalb noch nicht erreicht, weil wir seit Jahren die Lohnstückkosten größtenteils aufgrund niedrigerer Löhne nach unten geschraubt haben.
So hat sich dann ein Traget2-Saldo aufgebaut, der uns bald heftigst erwischen wird.
Und dann zahlen wir deutschen Bürger nach dem Lohndumping und dem EMS noch ein drittes Mal…
Wenn Du widersprichst, Jürgen, solltest Du auch Gegenbeispiele nennen, die ich überprüfen kann.
Dann kommt noch das Lohndumping über Leiharbeitsfirmen hinzu, die wir dann noch über staatliche Leistungen subventionieren.
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Gunnar, deinen erster Post mit dem Angriff auf meine Firmenbezeichnung übergehen wir mal. Ich bin kein Rater. Gegenbeispiel soll ich liefern zu was? Du hast einige flotte Thesen in den Raum gestellt. mein Duzfreund Matthias Schrade ist auch nicht gerade der große Theoretiker. Aber werden wir konkret. Ich meine zum Beispiel so etwas: https://www.tu-braunschweig.de/studieninteressierte/studienangebot/informationssystemtechnik
Eingebettete Systeme, die immer wichtiger werden, nicht nur in der Fahrzeugtechnik, widerlegen doch nicht meine Kritik an den Industrie-Romantikern.
Die nach wie vor eine flotte Behauptung ist. Bring du doch mal ein konkretes Beispiel wo du die Romantiker verortest.
Siehe das Interview mit Wolf Lotter.