Schon vor über einem Jahr machte ich darauf aufmerksam, dass für Jubel beim neuen Betriebssystem Windows 8 und der neuen Strategie zur Eroberung des mobilen Webs kein Grund besteht: Apollo 8 von Microsoft: Houston, wir haben immer noch ein Problem – Endgeräte.
Und ich forderte dazu auf, im Sommer des nächsten Jahres (also jetzt) sollten wir Bilanz ziehen und uns an die Weissagungen von t3n und Co. erinnern.
Das wollen wir tun im Gespräch mit dem Microsoft-Experten Mark Kreuzer, der auch zum Orga-Teamm des StreamCamps in Köln zählt.
Eine Steilvorlage liefert der angekündigte Rückzug von Microsoft-Chef Steve Ballmer, der die Börse erfreute und dennoch Fragezeichen zurücklässt. Bekommt der Redmond-Konzern noch die Kurve?
Microsofts Kernprodukt Windows sei aus der Zeit gefallen. “Während Ballmer über berührungsempfindliche Bildschirme lachte und sein Handy-Betriebssystem kaum weiterentwickelte, bauten sich Apple und Google eng verzahnte Ökosysteme aus Software und Hardware. Produktwelten aus hochklassigen Endgeräten, sich im Wochentakt weiterentwickelnden Betriebssystemen, Online-Läden für den Vertrieb von Apps, Musik und Filmen, dazu Online-Speicherplatz, mit denen sich solche Produkte zwischen mehreren Endgeräten automatisch synchronisieren. Während Ballmer lachte, brach die Post-PC-Ära an. Die Umsätze mit Rechnertürmen brachen weg, die Nutzungsgewohnheiten änderten sich rapide. Heute wirkt der klassische PC wie das zahnsteinfarbene Fossil einer umständlichen, nutzerfeindlichen IT-Prähistorie.”
Auf den neuen Geräten aber, auf den Smartphones und Tablets, installiere fast niemand mehr Windows oder teure Office-Pakete zur Tabellenkalkulation und Textformatierung.
“Die Nutzer bevorzugen Gratis-Betriebssysteme wie Apples iOS oder Googles Android. So brechen Microsoft im Kernsegment die Umsätze weg, ohne dass der Konzern den Profitschwund auf den neuen Geräteklassen ausgleichen könnte.”
Die Hardware-Strategie stockt bislang. Die Abschreibungen auf dem Tablet Surface (gut 900 Millionen Dollar) seien bislang höher als die Umsätze (rund 853 Millionen Dollar), die Microsoft seit dem Verkaufsstart im vergangenen Oktober damit erzielt hat. Apple machte mit seinem iPad allein im vergangenen Quartal einen Umsatz von 6,4 Milliarden Dollar.
Bringt “One Microsoft” die Wende?
Ballmer kündigte neue eigene Geräte an und will gleichzeitig möglichst viele Partnerhersteller für die eigene Produktwelt gewinnen.
“Wie das zusammenpassen soll, ist schwer vorstellbar. Microsofts Partner sind gleichzeitig Konkurrenten, und sie müssen Microsoft auch noch das Windows-Betriebssystem bezahlen, wodurch die Geräte teurer und dadurch schwerer verkäuflich sind. Googles Android ist gratis”, so der SPON-Redakteur.
Wie Apple wolle Ballmer seine Kunden künftig möglichst stark ans eigene Ökosystem binden.
“Nutzer sollen über Microsoft-Endgeräte Microsoft-Software bedienen und ihre Daten auf Microsofts Online-Datenspeicher legen. Das Problem ist nur: Viele Nutzer haben bereits ein Apple- oder Android-Gerät; sie sind bereits in ein anderes Ökosystem eingeloggt und wollen Microsofts Produkte eher additiv nutzen. Und es gibt bereits Dienste, die die verschiedenen Ökosysteme überbrücken. Dienste wie den Online-Speicher Dropbox zum Beispiel.”
So einfach wird das mit dem Wiederaufstieg wohl nicht.
Hat dies auf microle rebloggt und kommentierte:
ScScha
Ich trenne mich jetzt nach Jahren von meinem iPhone. Es beherrsche es nicht mehr. Nach jedem Update müsste ich mich stundenlang mit den Neuerungen beschäftigen, um rauszukriegen, warum plötzlich trotz WLAN-Zugang im Sea-Office plötzlich auch noch GPRS-Gebühren anfallen … das ist nur ein Beispiel. Die Technologie läuft aus dem Ruder.
Und wo geht die Reise hin?
Hat dies auf Das virtuelle CIO-Gespräch rebloggt.
Naja, Microsoft tut ja auch selbst was um die Ökosysteme zu überbrücken: Outlook.com, Skydrive, Smartglass und Office Apps sind auch auf iOS, Android und Mac OS zu finden.
Jo. Und was ist mit MS nun in er Zukunft?