Als die Lira Ende vergangener Woche weiter abstürzte, sprach Präsident Recep Tayyip Erdogan seinen Landsleuten Mut zu. „Sie haben den Dollar, wir haben Gott“, sagte er mit Verweis auf seine derzeit ärgsten Widersacher, die USA. Heute nun sollen keine iPhone mehr gekauft werden, sondern Produkte von Samsung oder vom türkischen Hersteller Venus Vestel – beide laufen mit dem Android-Betriebssystem von Google. Das wird jetzt durchschlagende Wirkung haben.
Zudem will das autokratische Regime mit drastischen Maßnahmen gegen Menschen vorgehen, die im Social Web negative Kommentare zur wirtschaftlichen Lage und zum Absturz der Lira posten. Regierung zu drastischen Maßnahmen. Sie will nun Menschen für negative Kommentare über die wirtschaftliche Lage und den Absturz der Lira bestrafen.
Staatsanwälte in Ankara und Istanbul gehen gegen Personen und Konten in sozialen Medien vor, die die wirtschaftliche Sicherheit des Landes gefährden, indem sie falsche Berichte oder Spekulationen unter anderem über den Zustand öffentlicher Unternehmen oder Banken verbreiten. Nun will ich keine falschen Berichte über die Lage der Türkei verbreiten. Aber Spekulationen könnten es schon sein. Etwa der Tatbestand, dass die Investoren schon seit einiger Zeit Kapital aus der Türkei abziehen – unabhängig von dem derzeitigen Streit mit den USA. Die Rechnung ist ganz einfach. Hohe Inflation, niedrige Zinsen, die Demontage der Zentralbank und die politischen Eskapaden von Erdogan führen zu einer Schwächung der türkischen Lira. Der türkische Präsident sollte Schumpeter lesen:
“Das oft leidenschaftliche, stets große Interesse, das den praktischen Fragen des Geldwesens und des Geldwerts gilt, erklärt sich ja nur daraus, dass sich im Geldwesen eines Volkes alles spiegelt, was dieses Volk will, tut, erleidet, ist, und dass zugleich vom Geldwesen eines Volkes ein wesentlicher Einluss auf sein Wirtschaften und sein Schicksal überhaupt ausgeht.”
Jede Art von Politik könne so zur Währungspolitik werden, jede Art von Ereignis zum währungspolitischen Ereignis.
Siehe auch:
Jetzt reicht’s! Jan Ullrich lässt sich mit Erdogan fotografieren 🙂
Hat dies auf http://www.ne-na.me rebloggt.