
“Wer eine solche App hat, sollte auch zuerst wieder ins Restaurant, ins Kino, ins Theater und ins Freibad dürfen”, das proklamiert der umstrittene CDU-Europaabgeordnete Axel Voss im Interview mit der FAZ. Nicht verwunderlich, dass er auch einen digitalen Impfpass und einen digitalen Immunitätsausweis für sinnvoll erachtet, um geimpften oder Genesenen Reisen wieder zu ermöglichen. “Wir brauchen auch da eine europäische Herangehensweise, damit das Vertrauen in solche Zertifikate hoch ist. Der belgische Grenzbeamte sollte auf eine Datenbank zugreifen können, um zu sehen, ob der Deutsche an der Grenze geimpft oder immun ist. Natürlich muss der Zugang eng beschränkt sein und die Daten müssen sich auf das Nötigste beschränken”, so Voss.
Er vertraut natürlich auch in diesem Fall den Experten, dass das Ganze im Sinne des Datenschutzes ablaufen wird. Das funktioniert ja auch bei den Uploadfiltern super granular und präzise, um Verstöße gegen das Urheberrecht zu ahnden – nicht.
Den Gipfel der Frechheit erreichen die Formulierungen von Voss, wenn er i diesem Kontext auch noch von “Freiwilligkeit” spricht.
Begleitet wird der Voss-Begriffsnebel von einer Aura aus Wahrheit, Objektivität und Genauigkeit. So etwas kennt man auch von anderen Daten-Erzählungen. Solche Systeme könne nicht irren und Maschinen können auch nicht lügen.
Weltsimulatoren sollen durch Echtzeitanalyse den epidemischen Weg von Viren vorausberechnen. Es sollen Empfehlungen zur Bewältigung des Klimawandels und Frühwarnungen ausgespuckt werden – selbst Befunde zur Bewältigung von Finanzkrisen stellen die Konstrukteure von Simulationsrechnern in Aussicht.
Wenn über Anwendungen gesprochen wird, die mich klassifizieren und mir bestimmte Handlungen ermöglichen oder eben nicht ermöglichen, kann nicht mehr von Freiwilligkeit gesprochen werden, Herr Voss. Dann ist der Weg zur Stigmatisierung nicht weit, egal, um was es geht.
So wird das nichts mit der Akzeptanz der Tracing-App.