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Blumenberg, Innovationen und transformative Metaphern

Innovationen, in ihrer Unvorhersehbarkeit und ihrem transformativen Potenzial, könnten aus der Perspektive meines Lieblingsphilosophen Hans Blumenberg als Metaphern des Neuen und Unerforschten betrachtet werden. Sie verkörpern den menschlichen Drang, die Welt zu verstehen und zu verbessern, fungieren als Mechanismen des Wandels, die unsere Paradigmen des Denkens und Handelns herausfordern sowie formen.

Blumenberg vertrat die Meinung, dass die Metaphorik das Nächste an der Wahrheit darstellt, fern von jeglicher Ideologie. Dies könnte bedeuten, dass Innovationen als Metaphern für das Verständnis der Welt und unserer Position in ihr fungieren können.

Das Werk von Blumenberg ist geprägt von einer Vielzahl von Themen und Perspektiven. Er lehnte die Idee eines einheitlichen, linearen Geschichtsverständnisses ab und schlug stattdessen einen dialogischen Ansatz vor, bei dem verschiedene Ansichten und Denkweisen nebeneinander existieren und miteinander in Beziehung gesetzt werden können. Sehr löblich in einer Zeit der “Diese-Leute-Empörungs-Rhetorik”. Dieser Ansatz könnte auch auf Innovationen angewendet werden. Sie sind keine linearen Entwicklungen, sondern komplexe, miteinander verwobene Prozesse, die verschiedene Bereiche des menschlichen Lebens beeinflussen und von ihnen beeinflusst werden.

Blumenberg war bekannt für seine sorgfältige und umfangreiche Forschung, seine tiefgründigen, oft ironischen Interpretationen und seine Fähigkeit, scheinbar bedeutungslose Anekdoten in sinnvolle Geschichten zu verwandeln. In ähnlicher Weise können Innovationen als Geschichten von menschlichem Einfallsreichtum, Entschlossenheit und Anpassungsfähigkeit gesehen werden. Sie sind mehr als nur technologische Durchbrüche oder wissenschaftliche Entdeckungen; sie sind Ausdruck unserer ständigen Suche nach Bedeutung, Verbesserung und Verständnis.

Blumenberg hat auch darauf hingewiesen, dass die Bedingtheit des Denkens ein grundsätzliches Problem darstellt. Die Art und Weise, wie wir über Innovationen denken und wie wir sie nutzen, ist von vielen Faktoren abhängig, einschließlich unserer kulturellen, sozialen und historischen Kontexte. Daher ist es wichtig, Innovationen kritisch zu betrachten und sie aus verschiedenen Perspektiven zu erforschen.

Insgesamt können wir Innovationen als dynamische, vieldeutige und transformative Metaphern betrachten, die unsere Denkweisen und Weltbilder herausfordern und formen. Sie sind integraler Bestandteil unserer menschlichen Realität und unserer ständigen Suche nach Verständnis und Verbesserung.

Exkurs zu Blumenberg auf ichsagmal.com:

“Bei Jauß im Seminar ging es eher asketisch zu, protestantisch. Bei Blumenberg herrschte das Homerische Gelächter. Bei diesen Treffen konnte man nach einer gewissen Zeit wegen des Rauchs der dicken Zigarren die Hand vor Augen nicht mehr sehen; dazu wurde Likör herumgereicht. Es war unglaublich, wie weltmännisch Blumenberg auftrat. Das war ein neuer Stil, der Blumenbergs außenorientiertem Charakter entsprach, geradezu ein hedonistisches Lebensgefühl, das typisch für die Zeit des Wirtschaftswunders war. Über Philosophie haben wir dabei fast nie geredet. Unsere Hauptthemen waren Autos, die Aufbewahrung von Zigarren im Wäscheschrank, die Märklin-Eisenbahn und die Bequemlichkeiten der neuesten Hausgeräte. Blumenberg war ein Technikfan.”

Nachzulesen unter: Homerisches Gelächter und Kombinationslabyrinthe: Notizen zum 100. Geburtstag von #HansBlumenberg

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Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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