Wirtschaftsweise Grimm: Einseitige Technologiepolitik gefährdet Klimaziele und Industrie – Kritik an Mehrheitsmeinung im Sachverständigenrat @GrimmVeronika @SVR_Wirtschaft

Im Sohn@Sohn-Adhoc-Interview äußert sich die Wirtschaftsweise Professorin Veronika Grimm kritisch über die aktuellen Empfehlungen des Sachverständigenrats zur Dekarbonisierung des Güterverkehrs. Ihre Bedenken richten sich vor allem gegen die einseitige Fokussierung auf elektrische Lkw und die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Grimm sieht die Notwendigkeit, verschiedene Technologieoptionen offen zu halten, um die Klimaziele zu erreichen und die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu sichern.

Professorin Grimm, Mitglied des Sachverständigenrats, äußert deutliche Kritik an der Mehrheitsmeinung im Gremium, welche stark auf die Elektrifizierung des Güterverkehrs setzt. Sie betont, dass diese Strategie nicht ausreichend sei, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen und dass alternative Technologien wie Wasserstoff nicht vernachlässigt werden dürfen.

„Es ist unrealistisch und unklug für Deutschland, ausschließlich auf batterieelektrische Lkw zu setzen. Wenn wir die ambitionierten Ziele im Verkehr erreichen wollen, müssen wir verschiedene Optionen offen halten“, so Grimm. Sie unterstreicht die Notwendigkeit, eine Infrastruktur für Wasserstofftankstellen aufzubauen, um die Flexibilität und Effizienz im Güterverkehr zu erhöhen.

Herausforderungen beim Netzausbau und Infrastruktur

Grimm hebt die Herausforderungen hervor, die mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur für elektrische Lkw verbunden sind. „Die Netzkapazitäten an Raststationen müssen massiv verstärkt werden, um den steigenden Bedarf zu decken. Das ist eine enorme logistische und technische Herausforderung“, erklärt sie. Dies sei ein weiterer Grund, warum eine diversifizierte Technologieentwicklung essentiell sei.

Überinterpretation von Szenarien und technologische Chancen

Ein weiterer Kritikpunkt Grimms betrifft die übermäßige Interpretation von Szenarien. Sie warnt davor, sich zu stark auf eine einzige Technologie zu verlassen und betont die Bedeutung der technologischen Vielfalt. „Wenn wir nur auf eine Technologie setzen und diese scheitert, haben wir keine Alternativen mehr. Diese Einseitigkeit kann uns teuer zu stehen kommen“, so Grimm.

Sie sieht in der Förderung von Wasserstofftechnologien und anderen alternativen Ansätzen nicht nur eine Möglichkeit zur Reduzierung von Emissionen, sondern auch eine Chance, die europäische Technologieführerschaft auszubauen und die Abhängigkeit von asiatischen Märkten zu verringern. „Wir müssen die Marktführerschaft in neuen Technologien anstreben, um unsere industrielle Basis und damit auch unsere ökonomische Sicherheit zu stärken“, sagt Grimm.

Nutzerfinanzierung und regulatorische Klarheit

Professor Grimm spricht sich auch für eine nutzerfinanzierte Infrastruktur aus, um langfristige Investitionen zu sichern und die Finanzierungslasten zu verteilen. „Eine Nutzerfinanzierung kann dazu beitragen, die notwendigen Mittel für den Ausbau und die Wartung der Infrastruktur zu generieren. Dies sollte jedoch mit klaren und stabilen regulatorischen Rahmenbedingungen einhergehen, um Investitionssicherheit zu gewährleisten“, betont sie.

Plädoyer für Flexibilität und Weitsicht

Insgesamt plädiert Professor Veronika Grimm für eine flexible und offene Herangehensweise bei der Dekarbonisierung des Güterverkehrs. Sie warnt vor den Risiken einer zu einseitigen Technologiepolitik und fordert eine breitere Unterstützung für alternative Technologien. „Wir müssen die verschiedenen technologischen Möglichkeiten nutzen, um unsere Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig unsere industrielle Wettbewerbsfähigkeit zu sichern“, fasst Grimm zusammen.

Ihre Kritik an der Mehrheitsmeinung im Sachverständigenrat ist ein Appell an die Politik, die technologischen Optionen offen zu halten und langfristig zu denken, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern.

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