ifo meldet Investitionsflaute – die Zukunftsmacher schalten in der Krise erst recht auf KI @ifo_Institut @KfW_Research @BMWE_ @SVR_Wirtschaft

Investitionsstau als Symptom einer verunsicherten Volkswirtschaft

Das ifo-Institut zeichnet ein ernüchterndes Bild: Die Investitionserwartungen der Unternehmen sind ins Minus gedreht, in der Industrie besonders deutlich. Fahrzeugbau, Chemie, Maschinenbau – überall wird gekürzt, verschoben, vertagt. Offiziell ist von „mangelnder Attraktivität des Standorts“ und „Unsicherheit über wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ die Rede. Übersetzt heißt das: Viele Unternehmen stellen ihre Zukunftsausgaben zurück, weil sie dem Morgen weniger trauen als dem Status quo von gestern.

Genau darin liegt das eigentliche Risiko. Wer in der Phase eines tiefgreifenden Strukturwandels seine Investitionen einfriert, verwechselt Kostenkontrolle mit Risikomanagement. Die Fixkosten bleiben, die Komplexität steigt, doch die Fähigkeit, mit neuen Technologien produktiver, schneller und robuster zu werden, wird vertagt. Die Investitionsflaute wird damit nicht zur Lösung der Krise, sondern zu ihrem Verstärker.

55 Zukunftsmacher: Wachstum trotz Gegenwind

Vor diesem Hintergrund wirkt der Blick in die „Zukunftsmacher“-Studie wie ein Kontrastbild. 55 Familienunternehmen und Hidden Champions, interviewt in Tiefenstudien mit Geschäftsführern, CDOs sowie Digital- und KI-Verantwortlichen, zeigen ein anderes Muster: 87 Prozent dieser Unternehmen befinden sich auf Wachstumskurs – und das in einem Umfeld, das seit Jahren von Energiepreisschocks, geopolitischen Spannungen und Nachfrageunsicherheit geprägt ist.

Das ist kein Zufall, sondern Ergebnis einer klaren Prioritätensetzung. Im Durchschnitt fließen rund 30 Prozent des gesamten Investitionsbudgets in Digitalisierungsprojekte. Und etwa jeder fünfte Euro dieses Digitalbudgets wird gezielt für KI-Maßnahmen reserviert. KI ist in diesen Unternehmen nicht mehr Experiment, sondern ein regulärer Posten im Transformationsportfolio – auf Augenhöhe mit klassischen Investitionen in Maschinen, Werke und Vertrieb.

Diese Zukunftsmacher betrachten KI als Produktivkraft, nicht als Spielerei. Sie setzen sie dort an, wo Hebelwirkung entsteht: an der Kundenschnittstelle mit personalisierten Angeboten, intelligenten Such- und Servicefunktionen; in Produkten und Services, die datenbasiert intelligenter werden; in Prozessen von der Qualitätssicherung bis zur vorausschauenden Wartung. So wird aus Technologiepolitik Unternehmensstrategie.

Warum Vorreiter investieren, wenn andere bremsen

Während viele Unternehmen die ifo-Signale als Bestätigung für Sparprogramme lesen, interpretieren die Zukunftsmacher dieselben Rahmenbedingungen anders: als Aufforderung, das eigene Geschäftsmodell krisenfest zu machen. Wer in „Permakrise“ lebt, kann sich keine Organisation leisten, die nur in ruhigen Zeiten funktioniert.

Die Unternehmen der Studie haben drei Dinge gemeinsam. Erstens: Sie denken Investitionen nicht mehr in Einzelprojekten, sondern in Portfolios – über drei Horizonte, von Quick Wins bis zu strukturellen Plattformen. Zweitens: Sie koppeln KI-Initiativen eng an Wertschöpfung und Ertrag, statt isolierte Piloten zu betreiben, die nach einem Jahr wieder verschwinden. Drittens: Sie nutzen KI, um knappe Ressourcen – Zeit, Fachkräfte, Kapital – produktiver einzusetzen, statt sich in immer neuen Kostensenkungsrunden zu erschöpfen.

Damit drehen sie die Logik der Investitionsflaute um. Nicht „Wir investieren weniger, weil die Lage unsicher ist“, sondern: „Wir investieren gezielt, weil die Lage unsicher ist.“ KI wird zum Instrument, um Unsicherheit zu beherrschen – sei es in der Prognose, in der Steuerung von Prozessen oder im direkten Kontakt zum Kunden.

Livetalk am Donnerstag: Was die Zukunftsmacher konkret anders machen

Wie gelingt das im Alltag? Wo beginnen Familienunternehmen und Hidden Champions, wenn sie ihre Investitionsbudgets neu ausrichten? Und was unterscheidet jene 55 Zukunftsmacher von den Unternehmen, die jetzt laut ifo ihre Pläne zusammenstreichen?

Darüber sprechen die Autoren der Studie, Gunnar Sohn und Bernhard Steimel vom Smarter Service Institut, im Livetalk morgen, am Donnerstag, den 11. Dezember, um 11 Uhr. Das Interview wird live übertragen über die Accounts von mir, Gunnar Sohn, auf YouTube, LinkedIn und TwitterX.

Im Gespräch geht es um die zentralen Ergebnisse der Studie, um konkrete Beispiele aus Industrie, Dienstleistung und Sport – und um die Frage, wie Mittelständler ihre Investitionsstrategie vom bloßen Überwintern auf zukunftsfähiges Wachstum umstellen können und was die Bundesregierung von diesen Strategien lernen kann. Wer verstehen will, warum die Zukunftsmacher gerade jetzt investieren, während viele andere bremsen, sollte einschalten.

http://twitter.com/gsohn

http://www.youtube.com/user/gsohn

https://www.linkedin.com/in/gunnarsohn

Wer unsere Zukunftsmacher-Studie besprechen möchte, erhält von mir eine pdf. Rückmeldung an: gunnareriksohn@gmail.com

Ein Gedanke zu “ifo meldet Investitionsflaute – die Zukunftsmacher schalten in der Krise erst recht auf KI @ifo_Institut @KfW_Research @BMWE_ @SVR_Wirtschaft

  1. gsohn

    Das ifo Institut hat seine Wachstumsprognose nach unten korrigiert. Für 2026 erwartet es ein Wachstum von 0,8 Prozent. Auch für dieses Jahr rechnet das Institut nur noch mit 0,1 Prozent Wachstum. „Die deutsche Wirtschaft passt sich dem Strukturwandel durch Innovationen und neue Geschäftsmodelle nur langsam und kostspielig an“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Zusätzlich werden Unternehmen und Neugründungen im Besonderen durch bürokratische Hürden und eine veraltete Infrastruktur behindert.“

    Gegenüber der Herbstprognose reduziert das ifo Institut seine Prognose für 2025 um 0,1 Prozentpunkte, für 2026 und 2027 um jeweils 0,5 Prozentpunkte. Für 2027 liegt die Wachstumsprognose nun bei 1,1 Prozent. Die US-Zollpolitik belastet die deutsche Exportwirtschaft nach wie vor spürbar. Laut ifo Prognose dämpfen die höheren US-Zölle das Wachstum 2025 um 0,3 Prozentpunkte und 2026 um 0,6 Prozentpunkte. „Die Unsicherheit durch die Zölle bleibt hoch, auch wenn die akuten Konflikte zwischen den USA und der EU entschärft wurden“, so Wollmershäuser. Die Weltwirtschaft wächst zwar in den Jahren 2025 bis 2027 moderat um durchschnittlich 2,5 Prozent pro Jahr, doch die deutsche Industrie profitiert davon nicht und verliert weiter an Wettbewerbsfähigkeit.

    Die geplanten staatlichen Investitionen aus den Sondervermögen Infrastruktur und Verteidigung sowie weitere Entlastungen für Unternehmen und Verbraucher wirken nur verzögert. Für 2026 wird ein Wachstumseffekt von 0,3 Prozentpunkten und für 2027 von 0,7 Prozentpunkten erwartet. „Die Maßnahmen der Bundesregierung helfen kurzfristig, aber sie reichen nicht aus, um langfristig die Produktionskapazitäten der deutschen Wirtschaft auszuweiten“, warnt Wollmershäuser.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.