Die Vernetzung der Dinge – und das Verstummen der Begriffe

Es ist eine stille Revolution, die sich nicht durch Geräusche, sondern durch Signale bemerkbar macht. Nicht durch große Worte, sondern durch ein neues Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine, zwischen Produkt und Plattform, zwischen der Welt der Gegenstände und der Welt der Bedeutungen.

Das Produkt, so wurde es jahrhundertelang verstanden, war ein Ding mit Zweck. Es wurde gefertigt, verkauft, genutzt – und schließlich verbraucht. Doch dieses Verständnis verliert an Halt in einer Zeit, in der Dinge zu Trägern von Daten werden, zu Teilnehmern an Gesprächen, die nicht mehr zwischen Menschen stattfinden, sondern zwischen Schnittstellen.

Ein Thermostat, das seine Umgebung misst. Ein Fahrzeug, das seine Software aktualisiert. Eine Maschine, die ihr eigenes Versagen vorhersieht. Sie alle sprechen – ohne Stimme, aber mit Wirkung. Ihre Sprache ist die des Musters, der Vorhersage, des permanenten Abgleichs zwischen Soll und Ist. Der Mensch tritt zurück, wird vom Benutzer zum Zuhörer, vom Gestalter zum Interpreten eines digitalen Chores.

Doch wer komponiert diese neue Musik?

Die Industrie, die lange an den Gegenständen festhielt, erkennt allmählich, dass sie nicht mehr Dinge verkauft, sondern Beziehungen. Und Beziehungen sind fragile Gebilde. Sie beruhen auf Vertrauen, auf Wiedererkennbarkeit, auf Kontext. Ein vernetztes Produkt ist niemals fertig. Es ist Teil eines Ökosystems, das sich verändert, erweitert, manchmal auch entzieht. Die eigentliche Ware ist nicht mehr das Gerät – sondern die Bindung, die es erzeugt.

In dieser Konstellation treten Fragen auf, die man längst für philosophisch erledigt hielt. Was ist ein Ding? Was heißt Eigentum? Was bleibt vom Begriff des Nutzens, wenn Produkte selbst über ihre Nutzung mitentscheiden?

Das neue Wirtschaftssubjekt ist nicht länger nur der Mensch, sondern das Ensemble: der Sensor, die Cloud, der Algorithmus – und dazwischen eine Software, die alles zusammenhält. Es ist das Zeitalter der sprechenden Dinge, aber es droht zugleich, das Zeitalter des verstummenden Denkens zu werden. Denn wer den Dingen das Reden überlässt, riskiert, die Deutung aus der Hand zu geben.

Deshalb ist die Lektüre der neuen Studie „Digitale Ökosysteme“ kein betriebswirtschaftlicher Pflichttermin, sondern ein kultureller Einschnitt. Sie beschreibt nicht nur, wie Produkte smarter werden. Sie zeigt, wie Unternehmen lernen müssen, mit dieser Intelligenz umzugehen. Nicht als Befehlshaber, sondern als Dirigenten eines digitalen Orchesters, das nur dann harmonisch klingt, wenn seine Struktur begriffen wurde.

Die Studienautoren, Bernhard Steimel und icke, stellen Euch dieses Opus am Freitag, den 9. Mail, um 12 Uhr im Livetalk via LinkedIn, Youtube, TwitterX und Co. vor.

Die Studie gibt es kostenlos gegen Nennung der E-Mail-Adresse auf der Website des Service-Service-Fachmagazins.

Für Vorträge oder Autorengespräch stehen wir Euch natürlich auch zur Verfügung. Oder für Workshops oder für Webinare.

Die Revolution der Dinge ist keine technische Innovation. Sie ist ein Umbau des Weltverhältnisses. Wer sie ignoriert, bleibt stumm – nicht aus Mangel an Stimme, sondern aus Mangel an Begriffen.

Ein Gedanke zu “Die Vernetzung der Dinge – und das Verstummen der Begriffe

  1. Pingback: Jenseits der Ware – Die neue Betriebswirtschaft der Beziehungen – #WirtschaftimRheinland

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.