
Düsseldorf. Laptop auf, Kamera an. Professor Frank H. Witt sitzt da. Er sprengt die Szenerie mit einer Energie, die den Bildschirm vibrieren lässt. „Also, Wittgenstein“, sagt er, „war nicht nur ein Philosoph, sondern eine Naturgewalt. Und Turing? Der wollte die Naturgesetze hacken.“ Schon sind wir mitten in einem digitalen Philosophentheater, wo die Antworten im Chaos verschwinden – genau da, wo Witt sie haben will.
Wittgenstein: Der zornige Gott „Wittgenstein“, beginnt Witt, „ist der Rockstar der Philosophie. Depressiv, genial, immer kurz davor, jemanden zu würgen. Ein Gott mit Kopfschmerzen.“ Sein Tractatus Logico-Philosophicus? Kein Buch, sondern ein Sprengsatz. „‚Die Welt ist alles, was der Fall ist.‘ Klar, logisch. Aber dann haut er raus: ‚Die Leiter, die du hochsteigst, musst du wegstoßen.‘ Super, Ludwig. Danke für nichts.“
Und dann natürlich der Streit mit Karl Popper. Witt lässt die Szene aufleben wie einen Schwarz-Weiß-Film. Popper stellt Fragen, Wittgenstein tobt. „Es ging um die große Frage: Gibt es philosophische Probleme überhaupt?“ Witt erzählt von Poppers Falsifikationstheorie, die Wittgenstein angeblich als „viel zu einfach“ abtat. Der berühmte Schürhaken wird zum Symbol für die Intensität der Debatte, nicht mehr, nicht weniger. „Popper wollte die Welt ordnen, Wittgenstein wollte sie anzünden“, fasst Witt zusammen. Der Rest: Geschichte.
Turing: Der Maschinenrebell Nach Wittgenstein springt Witt zu Alan Turing, dem brillanten Mathematiker. „Turing hat gesagt, Maschinen lernen wie Kinder. Supervised Learning, Pretraining, Self-Play – alles da.“
Witt erzählt, wie Turing versuchte, Denken zu simulieren, während Wittgenstein Denken als sozialen Akt betrachtete. „Die beiden mochten sich nicht, aber sie hatten eine Gemeinsamkeit: Sie wussten, dass Intelligenz mehr ist als Einsen und Nullen. Sie wussten, dass es um Muster geht, um Sprache, um Chaos.“
Witt verweist auf Wittgensteins späte Schriften: „Ein Wort allein hat keine Bedeutung, es lebt erst im Gebrauch, in seinem Kontext. Sprache ist keine Liste, sie ist ein Spiel.“
Witt greift zu einem Beispiel: „Stellt euch vor, ihr seht eine Bewegung im hohen Gras. Ist es der Wind? Ein Löwe? Das Mittagessen? Kontext entscheidet, ob ihr wegrennt oder zugreift. Genau das kann KI nicht. Sie rechnet Wahrscheinlichkeiten, aber sie versteht keine Absichten.“
Also, was lernen wir? Wir müssen wie Wittgenstein denken – unbequem und radikal. Wir müssen wie Turing träumen – groß und visionär. Aber handeln müssen wir pragmatisch, wie Popper.
Witt fügt hinzu: „Wir dürfen nicht vergessen, dass Kontext alles ist. Ohne ihn ist Sprache leer, und ohne ihn bleibt Intelligenz ein schöner Traum.“ Witt hat geliefert: Chaos statt Ordnung, Fragen statt Antworten. Und genau das macht diese Tour d’Horizon so unvergesslich – wie ein philosophischer Schürhaken direkt ins Gehirn.