Zum Teufel mit dem……

Papst und Teufel

…..alten Sack. Diese Bemerkung ist jetzt Auslegungssache und erschwert die Abmahntätigkeit der gut bezahlten Justiziare des Klerus. Könnte ja als Gotteslästerung ausgelegt werden. Aber wenn ich als Atheist gar nicht an Gott glaube, kann ich die unfehlbaren Stellvertreter Gottes auch nicht zum Teufel jagen – das übernehmen die von ganz alleine. In seiner ersten Messe in der sixtinischen Kapelle hat Papst Franziskus ein klares und unmissverständliches programmatisches Statement abgegeben und dabei auf einen religiösen Extremisten zurückgegriffen:

„Wenn sich der Mensch nicht zu Jesus Christus bekennt, geschieht, was wir bei Léon Bloy lesen: Wer nicht zum Herrn betet, betet zum Teufel. Wer sich nicht zu Christus bekennt, gibt die Welt der Weltlichkeit des Teufels anheim.“

Beim französischen Schriftsteller Bloy kann man dieses Zitat noch als künstlerische Freiheit auslegen. Er war meisterlich in der Zuspitzung und Provokation etwa in seinem Werk „Auslegung der Gemeinplätze“. Aber er war auch bis in die Zehenspitzen antidemokratisch eingestellt. Deshalb ist es schon beachtlich, dass der Papst in seiner „Antrittsrede“ sich gegenüber den Ungläubigen klar positioniert und Bloy erwähnt. Ich bekenne mich weder zu Gott, noch zu Christus und kann auch mit dem Teufel nichts anfangen. Für den Franzl bin ich trotzdem so etwas wie ein Satanist.

Ist der Neue in Rom revolutionär, weil er sich Franziskus nennt? Zu dieser Interpretation neigt wieder einmal der klerikale FAZ-Redakteur Daniel Deckers. Aber den sollte man nicht so ernst nehmen. Besser finde ich die Analyse der taz – wohl die einzige Tageszeitung in Deutschland, die sich von der Langeweile des Mainstreams abgrenzt:

„Der neue Papst ist, den bislang vorliegenden Informationen nach zu urteilen, ein reaktionärer alter Sack wie sein Vorgänger. Der war seinerseits einem reaktionären alten Sack gefolgt, der wiederum einen reaktionären alten Sack beerbt hat. Alter Sack I. folgte Alter Sack II., Alter Sack II. aber folgte Alter Sack III. – in einem fort, jahrein, jahraus.“

Aber was habe die Öffentlichkeit denn erwartet?

„Einen gut aussehenden schwulen Afrikaner, der George Bataille, Simone de Beauvoir und die Situationisten verehrt, der den Islam, das Judentum oder die Lehren eines Bettelmönchs aus dem Anhaltischen für ebenbürtige Wege zu Gott hält, der den päpstlichen Anspruch auf Führung und Unfehlbarkeit (‚Ich hab recht, du nicht‘) sausen lässt und sich nach der Sonntagsmesse mit einem Joint entspannt“, fragt sich taz-Redakteur Deniz Yücel.

Doch selbstverständlich werde der neue alte Sack nichts von alledem tun. Im Gegenteil. Er warnt vor dem Pakt mit dem Teufel, wie es schon vor ihm der Ablassprediger Johann Tetzel getan hat. Ohne die Teufels-Show von Tetzel hätte es den Bau der Peterskirche gar nicht geben können. Auf diesem Fundament fühlt sich der Franzl scheinbar wohl.

Ich sehe die Rede des Papstes als Angriff auf mein Recht auf Unglauben. Dogmatikern darf man das Terrain der öffentlichen Meinungsbildung nicht kampflos überlassen. Es wird Zeit, dass sich die Atheisten weltweit organisieren und positionieren. Mir reicht es.