Wirtschaft neu denken im Sinne von Frithjof Bergmann

Die Arbeit im Sinne von Frithjof Bergmann geht weiter

„Die Kultur der meisten Mega-Konzerne mit ihren ausgeprägten Hierarchien, ihren starren Formalitäten, ihren unbeholfenen Kommunikationsmechanismen und als Resultat davon ihren langsamen Reaktionszeiten passt offensichtlich nicht mehr zu dem heute herrschenden Tempo. Sie ist nicht mehr vereinbar mit der heute existierenden Wirtschaftskultur und erscheint im Vergleich dazu alt und atemlos“, bemerkte der Philosoph Frithjof Bergmann. Dezentrale Produktion sei der Trend, der die Volkswirtschaften weltweit verändern werde.

Das Substrat einer pseudo-modernen Organisation, entworfen auf dem Reißbrett von Planungs- und Prozessfanatikern, wird immer mehr hinterfragt. Vor allem die semantische Powerpoint-Brühe mit den Lieblingsfloskeln „Optimierung, Strategie, Change, Projekt, Performance, Evaluation und der berühmte Prozess“. Ein Regime der Standards, Formulare, Meetings, Organigramme und To-Do-Listen. Das Ganze wird von einem Mehltau an Sprachregelungen, Leerformeln und operativen Handlungsanweisungen überzogen. Wichtigtuerei, gesteuert von einem rhetorischen Autopiloten – programmiert von neunmalschlauen Consulting-Päpsten, die sich mit Binsenweisheiten über Wasser halten.

All das stellte Bergmann massiv in Frage und inspirierte mich zu vielen Recherchen, kritischen Beiträgen und Interviews über die Herrschaft der überkommenen Management-Mythen. Ich lernte Frithjof Anfang der 2000er Jahre kennen. Wir organisierten zu seinem Opus „Neue Arbeit, neue Kultur“ in Bonn ein Kamingespräch. Seit dieser Zeit beschäftigte ich mich mit seinen Thesen zur Neuorganisation der Wirtschaft. Jüngst noch in einem Live-Talk mit Leonie Müller vom Zentrum für Neue Arbeit, die im Geiste von Frithjof Bergmann weiterarbeitet. Am Pfingstmontag ist der New Work-Philosoph im Alter von 90 Jahren gestorben. Er wird mir fehlen.

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