Wie belastbar sind derzeitig Umfragen zu Datenbrillen wie Google Glass? #bitkom

Aufreger Google Glass

Noch ist Google Glass nicht auf dem Markt, „aber fast 14 Millionen Deutsche können sich jetzt schon vorstellen, eine solche, neuartige Datenbrille künftig zu nutzen“, verkündet der BITKOM-Verband in einer Pressemitteilung. Grundlage für diesen Optimismus ist eine Umfrage, die von BITKOM in Auftrag gegeben wurde. Demnach bekundet jeder fünfte Bundesbürger sein Interesse an einem solchen Gerät, das aktuelle Informationen wie E-Mails oder Navigationshinweise direkt ins Sichtfeld einblendet und erlaubt, Fotos und Videos aus dem Blickwinkel des Trägers aufzunehmen. Dabei sind sich knapp 7 Prozent schon jetzt sicher, dass sie eine Datenbrille nutzen werden, rund jeder achte Befragte (13 Prozent) kann es sich vorstellen. Jeder Dritte (35 Prozent) ist hingegen skeptisch und will eher keine Datenbrille tragen, ein weiteres Drittel der Befragten will um die neuen Geräte einen großen Bogen machen (37 Prozent).

Zwei Drittel sind also eher kritisch, obwohl das intelligente Brillengestell noch gar nicht auf dem Markt ist. Insofern kann man die Umfrage auch ganz anders werten als es BITKOM getan hat.

Zweifel kommen bei mir auf, ob sich überhaupt schon quer durch die Bevölkerung ein klares Meinungsbild zu Datenbrillen manifestiert hat. Ein großer Teil wird zur Zeit mit dem Thema überhaupt nichts anfangen können. So war es zumindest beim Feldexperiment meines Bloggercamp-Kollegen auf der republica in Berlin. Am Veranstaltungsort war das Interesse groß und fast jeder konnte etwas mit dem Gloogle Glass-Replikat anfangen. Schon beim Gang zur Currywurst-Bude am U-Bahnhof Möckernbrücke war Schluss. Keine neugierigen Blicke, keine Reaktionen. Das könnte sich schnell ändern. Siehe meine heutige The European-Kolumne:

Führte das Street-View-Projekt von Google zu höchst bizarren Abwehrkämpfen von Hausfassaden, Gartenzwergen im Vorgarten und Verpixelungs-Initiativen zur Unkenntlichmachung von Jägerzäunen, wird die Brillenvariante zu einem noch größeren Sturm der Empörung beitragen: Schlagzeilen wie „Stasi-Brille belästigt Otto Normalverbraucher“ oder „Spionage-Spielzeug für Stalker und Spanner“ sind vorprogrammiert.

Damit der Nutzen von elektronischen Assistenten (ich wollte schon Agenten schreiben) nicht vollends vor die Hunde geht, sollten potenzielle Anwender von intelligenten Gadgets schon jetzt über neue Formen der Höflichkeit nachdenken, fordert der Blogger Gerhard Schröder im ichsagmal.com-Interview.

Wir können darauf warten, was der Gesetzgeber zu Google Glass sagt. Besser wäre es, als Zivilgesellschaft über freiwillige Regeln nachzudenken.

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