Über digitale Sichtbarkeit und Kompetenz – nicht nur in Medien

Man sieht sich oder auch nicht
Man sieht sich oder auch nicht

Wer sich im digitalen Raum nicht verortet, existiert dort nicht und könne nach Auffassung von Klaus Eck auch nicht von den Vorteilen profitieren.

„In Deutschland neigt man leider dazu, sich unsichtbar zu machen, statt online erkennbar zu sein. Etwas weniger Perfektionismus wäre da angebracht. Und mehr Innovationsfreude, Neugier und Experimentiergeist. Im Web ist Schweigen kein Gold“, so Eck im Interview mit der Philosophie-Zeitschrift „Hohe Luft“, veröffentlicht im Manager Magazin.

Wer darauf verzichten wolle, kann das tun, muss dafür aber einen hohen Preis entrichten. Denn er wird in einer digitalisierten Gesellschaft keine große gesellschaftliche Rolle mehr spielen.

Das gilt für Politiker, für Unternehmer (die ständig von Digitaler Transformation brabbeln, aber kaum die digitalen Werkzeuge einsetzen – vielleicht im stillen Kämmerlein) und für Journalisten. Das bringt SZ-Onlinechef Stefan Plöchinger für die Medienbranche auf den Punkt:

„Immer wenn Journalisten greifbar werden und nicht nur als ‚die Medien‘ sichtbar sind, wenn wir in unserer Arbeit so etwas wie Ombudsleute für unsere Leser und unseren Beruf werden, dann schaffen wir Vertrauen in den Journalismus. Wer sich als Journalist mit Menschen — durchaus auch aus höheren Schichten der Gesellschaft — über die Lügenpresse-Debatte unterhält, bemerkt zwar nicht zwingend Rückhalt für die Pegidisten, bekommt aber trotzdem viel zu absurde Fragen und Thesen zur Funktionsweise von Medien zu hören. Es gibt in der Gesellschaft große Erwartungen in uns Journalisten, aber wenig Wissen über unsere Arbeit. Das ist keine gute Kombination. Wer Anti-Stimmung gegen alles mögliche ‚Etablierte‘ machen will, kann solches Unwissen schnell ausnutzen. Wir müssen uns und die Welt besser erklären. Und zwar in jedem Text, jedem Beitrag. Das ist vielen Kollegen noch nicht klar: Jeder einzelne Artikel zählt.“

Die künftige Gestalt der Demokratie werde auch im Netz entschieden, und das Niveau der digitalen Debatte in der Branche entspricht zu oft dem der journalistischen Zukunftsdiskussionen der vergangenen Jahre: viel Pseudowissen, noch mehr Erregung, wenig Substanz.

„Wer heute über eine Wirtschaftsbranche schreibt, muss automatisch auch über deren Digitalisierungsprozesse Bescheid wissen. Das Gleiche gilt für jene, die heute über Politik, Kultur oder Sicherheitsthemen schreiben. Die sozioökonomischen Grundlagen der Gesellschaft haben sich durch das Netz entscheidend verändert, damit die Politik, doch viele Redaktionen stecken in den Nullerjahren fest, was die Expertise dafür betrifft. Das muss sich ändern“, fordert Plöchinger.

Ein Gedanke zu “Über digitale Sichtbarkeit und Kompetenz – nicht nur in Medien

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.