Tod der Netzpolitik, Ausbeutung durch Gamification und Jägerzaun-Empörung über Google-Rundum-Fotos #Bloggercamp.tv

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Volles Programm heute mit Hangout-Live-Diskussionen des ichsagmal-Blogs und Bloggercamp.tv.

Um 16:30 Uhr diskutiere ich mit Michael Seemann über den Niedergang der Netzpolitik. Ist ja auch Thema meiner heutigen The European-Kolumne“: „Auch Shitstorms bestehen nur aus Dünnschiss (eine Formulieren von Michael) – NETZPOLITIK ZERSCHELLT AM MERKEL-FELSEN“: Die netzpolitischen Erfolge der Vergangenheit haben die digitale Elite vielleicht etwas zu siegessicher gemacht. Realpolitische Klugheit ist aktuell jedenfalls nicht zu erkennen.

Gestern Abend habe ich das mit meiner lieben Frau kontrovers diskutiert. Heute hat sie das in einem Kommentar noch einmal zusammengefasst – eine schöne Steilvorlage für die Sendung mit Michael.

“Netzpolitik” ist keine Politik: Wo sind die Steuerungsmechanismen, wo der Wählerauftrag, die politisches Handeln möglich machen? Politik ist gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Und obwohl sich Millionen von Usern aus unterschiedlichsten Gründen täglich im Netz befinden, haben die “Netzpolitiker” die Netzbürger gar nicht auf dem Radar. Es mag auch daran liegen, dass das Schmoren im eigenen Saft zu der Eigenkreation “netzpolitischer Themen” häufig eine große Portion Selbstdarstellung im Ranking um die Fraktionsmehrheit der Kommentare, Likes und Tweets zur Kür des wichtigsten Netzpolitiker ist. Aber wer kürt den wichtigsten Netzpolitiker eigentlich? Eine eingeschworene Gmeinde, eine geschlossene Gesellschaft, die um sich selbst kreist. Das ist keine Politik, das ist im besten Fall ein Expertengremium.

Hat sich die “Netzpolitk” jemals damit befasst, was die Netzbürger wirklich beschäftigt? Welche ihrer Interessen sie vertreten sehen möchten? Leistungsschutzrecht? Damit erreicht man die Netzgemeide nicht. Das tangiert nicht. Wie gut, dass es kein Netzparlament gibt, wahrscheinlich wären bei dieser Wahl alle draußen, mit noch weniger Stimmen als die FDP. Ein leeres Parlament – aber die Netzbürger würden es eh nicht merken.

Habt Ihr ähnliche Einwürfe auf Lager? Dann her damit und kommentieren.

Ab 18:30 Uhr geht es dann mit Bloggercamp.tv weiter. „Arbeitswelt: Beutet Gamification den Spieltrieb aus?“ Das erörtern wir mit Christoph Deeg, dem „Wanderprediger“ der Gamingszene. Die Steilvorlage liefert eine Aussage von Manfred Holler, emeritierter Volkswirtschaftsprofessor an der Universität Hamburg, nachzulesen in der Computerwoche:

„Gamication beutet den Spieltrieb des Menschen aus.“ Generell sieht er den Nutzen solcher Techniken hauptsächlich darin, den Absatz von Waren zu steigern: „Gamification verschiebt Angebot und Nachfrage zugunsten des Angebots.“

Wird Gamification als Führungsinstrument eingesetzt, dann erinnert ihn das an die Bewegung „Humanisierung der Arbeit“, die vor 40 Jahren Einzug in die Arbeitswelt hielt: „Konzepte wie die teilautonomen Arbeitsgruppen dienten mehr dem Unternehmen als dem Mitarbeiter, weil sich die Gruppen freiwillig unter Erfolgsdruck setzten und schwächere Kollegen ausgrenzten.“ Für ihn ist die Gamifizierung eine Fortführung dieser Strategie und eigentlich nur alter Wein in neuen Schläuchen: „Das Bewusstsein von Ort und Zeit geht beim Spiel verloren. Man steht im Wettbewerb mit sich selbst: Heute schaffe ich mehr als gestern.“ Von dieser verschärften Konkurrenz profitiere in erster Linie der Arbeitgeber.

In der Bloggercamp.tv-Runde um 19:30 Uhr geht es um das „Kugel-Panorama von Google – wie Geschäfte sich virutell inszenieren“. Da droht eine neue „Streetview-Aufregungsspirale“ – zumindest beim Datenschutz-Deichgrafen in Schleswig-Holstein. Rede und Antwort steht Frank Schulz, der sich als Business-Fotograf für Google positioniert.

Hashtag für Twitter-Zwischenrufe für die beiden Bloggercamp.tv-Runden wie immer #bloggercamp

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