#Rorsted ist kein Jürgen Klopp: Der adidas-Chef gleicht eher dem autoritären Mour­in­ho

Meister der Wechselkunst

In der Deutschland AG funktioniert das klassische Unterstützer-Netzwerk noch außerordentlich gut. Man trifft sich in lauschigen Eckchen in Kitzbühel, Davos, St. Moritz, auf Sylt oder kraxelt vier Tage mit Ex-McKinsey-Chef Herbert Henzler in den Alpen herum. Da laufen die Deals und Absprachen. Da werden Wechsel besprochen und eingeleitet, da sichern sich die Top-Manager ihre Karriere ab.

Darüber recherchierte ich in meiner Zeit als Chefredakteur eines Wirtschaftsmagazins für Vorstände und Aufsichtsräte. Ihr erinnert Euch vielleicht noch an meine Aktionen in dieser Publikation, die beispielsweise Sina Trinkwalder zur CEO des Quartals kürte. Im Vordergrund meines Beitrags stand der Top-Manager Kaspar Rorsted, der sich bei meinen Analysen und Hintergrundgesprächen mit Kennern der Konzernszene als Avantgarde der Wechselkünstler herausstellte mit fragwürdigen Eigenschaften.

In der Deutschland AG reloaded hat sich Rorsted frühzeitig etabliert. Das ist ihm als Vorstandschef eines erfolgreichen DAX-Konzerns relativ leicht gefallen. Er nutzt die informellen Runden, die von der Öffentlichkeit abgeschottet werden. Es soll intim zugehen. Ein Rückzug in die Privatheit, der ausschließlich über persönliche Kontakte läuft.  Etwa in der alpinen Seilschaft von Herbert Henzler. Im elitären Männerzirkel der so genannten „Similauner“ kraxeln unter Führung von Reinhold Messner Manager wie Hubert Burda und – welch ein Zufall – der frühere adidas-Chef Herbert Hainer. Wen fand man im Aufsichtsrat des Sportartikel-Herstellers? Ex-Henkel-Personalvorstand Kathrin Menges. Weitere Verbindungslinien zur Arbeitnehmerseite oder zu Finanzberatern kann man über Google recherchieren. 

Netzwerke und Vitamin B für das berufliche Fortkommen zu nutzen, ist völlig in Ordnung. Nur sollten die Protagonisten der informellen Deutschland AG die Schwächen von geschlossenen Zirkeln nicht unterschätzen.

Netzwerktheorie 

Problematisch wird es, wenn es keine Auffrischungen mehr gibt und keiner neuer Geist nachrückt. In der Organisationstheorie ist das gut erforscht. Geschlossene Netzwerke punkten bei Kooperationen und Verlässlichkeit. Sie sind stabiler, aber auch inflexibler. „Einer durch ein festes Normungefüge abgesicherten, verlässlichen Kooperation steht somit der Nachteil mangelnder Anpassungsfähigkeit gegenüber“, erklären die Wissenschaftler Mark Ebers und Indre Maurer. Die Beharrungskräfte der Netzwerk-Akteure können negative Auswirkungen haben. Empirische Studien belegen, dass es Führungskräften in solchen Formationen nicht gelingt, neue Tätigkeitsfelder zu erschließen. Hier sind Netzwerke mit offenen und losen Verbindungen überlegen.

Rorsted bekommt in der aktuellen Ausgabe des Manager Magazins keine guten Noten: Bei adidas sei intern sogar von ei­nem Kultur­kampf die Rede, den Ror­sted los­ge­tre­ten habe. „Zahl­rei­che lang ge­dien­te Top­leu­te su­chen des­halb das Wei­te oder wer­den hin­aus­ge­mobbt. Sports­mann Ror­sted pflegt eine raue Spiel­wei­se – bei Adi­das, das im­mer als Wohl­fühl­un­ter­neh­men galt, greift das Foul­spiel um sich.“

Bei In­no­va­tio­nen, der viel­leicht wich­tigs­ten Quel­le für die At­trak­ti­vi­tät ei­ner Mar­ke, zeige Ror­steds Bi­lanz kei­ner­lei Auf­hel­lung. „An ei­nem Nach­fol­ger für die er­folg­rei­che, aber schon äl­te­re (und mit der BASF ent­wi­ckel­te) Soh­len­tech­nik Boost for­schen sie in Her­zo­ge­nau­rach noch im­mer ver­geb­lich“, schreibt das Manager Magazin.

„Wäh­rend In­ves­to­ren in Ror­sted eine Art Jür­gen Klopp (53) se­hen, der von Er­folg zu Er­folg fe­dert (den Coach des FC Li­ver­pool hat Ror­sted im Som­mer als Mar­ken­bot­schaf­ter ver­pflich­tet), er­le­ben ihn Füh­rungs­kräf­te mehr wie ei­nen José Mour­in­ho (57). Der Trai­ner von Tot­ten­ham Hot­spur hetzt Freund und Feind oft mit Ein­schüch­te­run­gen und Tob­suchts­an­fäl­len übers Feld. Seit dem Ab­gang des selbst­be­wuss­ten Liedt­ke do­mi­niert Ror­sted sei­ne Vor­stands­kol­le­gen nach Be­lie­ben – mal mit stahl­har­ten Vor­ga­ben, mal in­dem er sie vor Zeu­gen run­ter­putzt.“

Was für ein treffender Vergleich.

https://www.manager-magazin.de/unternehmen/reebok-adidas-startet-verkauf-von-us-tochter-a-3e08ce04-b432-4567-80b9-19d9257e97e5

https://www.manager-magazin.de/unternehmen/handel/adidas-kasper-rorsteds-kulturkampf-gefaehrdet-die-weltmarke-a-00000000-0002-0001-0000-000174925828

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