Nackt durch Kontrollverlust und andere Erkenntnisse: CIO-Umfrage 2014 gestartet

Das mit dem nackten CIO gefällt mir - hübsche und treffende Analogie
Das mit dem nackten CIO gefällt mir – hübsche und treffende Analogie

Die CIO-Umfrage des Düsseldorfer Beratungshauses Harvey Nash beförderte im vergangenen Jahr einige interessante Befunde ans Tageslicht. Etwa den nackten CIO als neue Spezies der Unternehmens-IT.

Nackt durch Kontrollverlust. Dieser Kontrollverlust hat viele Namen: Cloud Computing, Big Data, Bring Your Own Device (BYOD), IT Outsourcing, Schatten-IT und schließlich soziale Kommunikationstechnologien. Um in der eigenen Organisation nicht an den Rand gedrängt zu werden, ist es für IT-Führungskräfte essentiell, den Geschäftserfolg der eigenen Firma stärker in den Blick zu nehmen, folgt man den Empfehlungen der Analysten des Beratungshauses Harvey Nash in der deutschen Ausgabe ihrer weltweiten CIO-Umfrage:

„Kunden wollen mit ihrem Hersteller die Produkte gemeinsam designen. Dies schafft völlig neue Kundenbeziehungen und der Begriff vom ‚mündigen Kunden’ wird noch eine völlig neue Bedeutung bekommen.“

Man denke an solche Dinge wie das über Web-Interface selber zusammengestellte Auto. Diese Kundenerfahrung müsse sich an jedem Kontaktpunkt zum Unternehmen gleich anfühlen.

Die mobilen Mitarbeiter – also die Cloud-Belegschaft (siehe die Thesen von Tim Cole und Ossi Urchs in ihrem Buch „Digitale Aufklärung“ – könnten in diesem Szenario die natürlichen Verbündeten des CIO sein, meint Bernd Stahl vom Netzwerk-Spezialisten Nash Technologies.

„Mit ihnen zusammen kann er seine Vision entwickeln und erfolgreich sein. Ortsabhängige Daten haben das Potential, Marketing und Sales dramatisch zu verändern und zu optimieren. Durch das in diesem Bereich prognostizierte Wachstum entstehen für den CIO enorme Möglichkeiten, völlig neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.“

Und der nächste kreative Wachstumsschub sei schon unterwegs: das Internet der Dinge mit Mobile M2M hat bereits die Startlöcher verlassen.

„Das hat zur Konsequenz, dass die IT weitere Bereiche des geschäftlichen und privaten Lebens durchdringt“, resümiert Stahl.

Mal schauen, was die Umfrage an Erkenntnissen bringt, die in Kooperation mit dem Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) läuft. Sie ist gerade freigeschaltet worden. Teilnehmen kann jeder – ob selbständig oder festangestellt – der beruflich in irgendeiner Weise mit Technologien zu tun hat – also nicht nur CIOs.

Hier geht es zur internationalen CIO-Umfrage von Harvey Nash.

8 Gedanken zu “Nackt durch Kontrollverlust und andere Erkenntnisse: CIO-Umfrage 2014 gestartet

  1. „Das hat zur Konsequenz, dass die IT weitere Bereiche des geschäftlichen und privaten Lebens durchdringt“, resümiert Stahl.

    Na super: Wachstum um jeden Preis – im Moment ist das wohl die „Privatsphäre“. Hoffentlich wird diese neue Welt wirklich so schön wie die IT-Consulter die herbeiberaten.

  2. Da muss nichts herbei geredet werden. Das ist schon längst Realität. Ohne Cloud-Technologien könnte ich freiberuflich gar nicht mehr arbeiten. Laptop reicht, wo früher fette Server noch zur Unterstützung im Nebenzimmer stehen mussten. Zudem sollte man Privatleben und Privatsphäre nicht in einen Topf werfen. Und mit Wachstum um jeden Preis hat das auch nichts zu tun.

  3. Technologisch bin ich nicht sehr kompetent, glaube gern alles und will auch keinen Werkstolz verletzen. Dennoch könnte ich mir schon vorstellen, dass das „Internet der Dinge“ eine ganze Menge mit dem Privaten zu tun haben dürfte. Und ob sich in der Liquid Modernity überhaupt noch irgendetwas von etwas anderem trennen lässt – beispielsweise „Sphären“ und „Leben“ – da habe ich eben auch meine Zweifel. Bei Consultern störe ich mich vor allem an den All-Inclusive-Absolutheiten: „Der Kunde wird …“ „Die Unternehmen müssen …“, „Das Internet hat …“ So eine Art Reflex bei mir. Nix für ungut.

  4. Nun ja, gewisse Verallgemeinerungen lassen sich in einer so kurzen Meldung nicht vermeiden. Klar ist ja, dass es sich nur um grobe Trends handelt. Und für die Privatsphäre gilt: Schreibe nur ins Internet, was Du auch auf eine Postkarte schreiben würdest. Und das galt schon in den Kindheitstagen des Internets. Der Publizist Tim Cole hat das mal vor ein paar Jahren bemerkt. Viel wichtiger ist die Illusion von Datenschutz, die uns der Staat verspricht – sozusagen als Wolf im Schafspelz. Da sollte generell mehr Realitätssinn einkehren. Und was mit unseren Daten so herum-analysiert wird – hinter unserem Rücken, um uns zu denunzieren. Eine Frage der Menschenrechte. Aber das ist ein ganz anderes Kapitel.

  5. Wenn ich das mit Big Data richtig verstanden habe, dann werden durch unmerklich
    „optimierte Prozesse“ weit mehr persönliche Daten erzeugt als durch bewußtes Ins-Internet-Schreiben. Zudem bin ich mir gar nicht so sicher, ob nur der Staat ein Wolf ist und ob nur er einen Schafspelz trägt. Ich glaube, dass jeder, der heutzutage Datenschutz verspricht, eine gehörige Portion Misstrauen verdient. Für mich eine der zentralen Lehren aus dem Snowden-Jahr. Kontrollverlust ist wohl tatsächlich eine Realität, jedenfalls für den Durchschittsnutzer. Jetzt kommt die spannende Frage, wem das nützt und wem das schadet. Vielleicht weiß Herr Seemann ja die Antwort. Ich bin gespannt.

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