Liebwerteste Gichtlinge der Internet-Konzerne, wo bleibt der ehrliche Datenpakt mit der Netzgesellschaft?

Deine Macht ist mit Dir

Da schreibe ich gerade an einem etwas längeren Big Data-Opus mit folgenden Sätzen: Wenn Big Data-Algorithmen ohne meine Zustimmung anfangen, mich zu klassifizieren und zu stigmatisieren, automatisch meine Bonität herabstufen, einen Wechsel der Krankenversicherung wegen meines vermeintlich exakt berechneten Gesundheitszustandes verhindern oder Personalberatern die Abweisung meiner Stellenbewerbung empfehlen, dürfte es zu heftigen Gegenreaktionen der Netzgesellschaft kommen.

„Das wird noch eine Weile beobachtet und irgendwann reagiert die Gesellschaft“, meint der Systemtheoretiker Dr. Gerhard Wohland im ichsagmal-Interview.

Es folgen Störungen des Systems, die bis zu Boykott und Ausstieg reichen können. Man merkt es an der sinkenden Akzeptanz von Facebook und Google. Der Machtwille der Netzgiganten werde immer sichtbarer – auch ihre Manipulation von Algorithmen und ihre Bereitschaft zur Überwachung, bemerkt die amerikanische Ökonomin Shoshana Zuboff im Gespräch mit der FAZ.

Man fühle sich bloßgestellt. Jeder Nutzer von Internet-Diensten sei bereit, für Dinge zu zahlen oder Daten bereitzustellen, die sein Leben besser machen.

In jedem Augenblick, in dem die Web-Konzerne das Vertrauen des Individuums enttäuschen, geht ihnen hoffentlich irgendwann Geld verloren. Im Wettbewerb von personalisierten und vernetzten Angeboten werden nur jene überleben, die einen Vertrauenspakt mit ihren Kunden eingehen, ist sich der Düsseldorfer Unternehmensberater und Smart Service-Blogger Bernhard Steimel sicher.

Es wird Zeit, dass sich Unternehmen in dieser Form profilieren und sich von Facebook und Co. distanzieren.

Nicht alles, was technisch machbar sei, ist auch kulturell mehrheitsfähig.

„Das Maß aller Dinge ist meine Bereitschaft, Daten von mir preiszugeben. Hier liegt der Kern von Big Data-Anwendungen. Mein digitales Ich, meine digitale Repräsentanz und mein digitales Beziehungsnetzwerk müssen in meiner Hand liegen. Sozusagen ein Recht auf virtuelle Selbstbestimmung“, verkündet Steimel.

Soweit ein kleiner Auszug meiner Big Data-Story.

Schaut man sich die Lobby-Agitation gegen die EU-Datenschutzreform von Amazon, eBay und Co. an, wird es Zeit, die Störungen gegen die Machtanmaßung der Netz-Giganten endlich zu organisieren. Einen wichtigen Baustein bietet jetzt die von Marco Maas, Sebastian Vollnhals und Richard Gutjahr ins Leben gerufene Crowdsourcing-Plattform lobbyplag.eu ins Leben gerufen. Gute Arbeit!

Siehe auch:

Bye bye Datenschutz: EU-Parlament kopiert von Amazon, ebay & Co.

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